0291 - Killer-Hunde
zunächst ihre Füße, breitete sich blitzschnell über den gesamten Körper aus und wirkte wie eine unheimliche Kraft, denn sie wuchtete den Körper in die Höhe, so daß die auf dem Bett liegende Person eine Brücke baute.
Noch immer hielt sie eine Hand vor die Lippen. Die Schreie wollten und mußten sich freie Bahn verschaffen, doch sie verstand es, sie zu ersticken. Noch eine Weile blieb sie in der unbequemen Haltung, bis sie plötzlich so zusammensackte, als hätte jegliche Kraft ihren Körper verlassen.
Die Person lag still.
Nur den Mund hielt sie offen.
Die Hände waren verkrampft. Nägel stachen in das Fleisch. Sie spürte es nicht, die andere Kraft kam über sie wie eine gewaltige Welle, und die auf dem Bett liegende Person ließ sich davon treiben.
Sie wußte genau, daß es jetzt egal war und die fremde Magie einer unheimlichen Urzeit sie eingeholt hatte.
Dagegen konnte sie sich nicht wehren.
Sie wollte es auch nicht. Einmal war sie in den Kreislauf hineingeraten, jetzt schloß er sich.
Auf der Haut lag ein dicker Schweißfilm. Er glänzte matt. Röchelnd schoß aus den geöffneten Lippen der warme Atem. Die Person schüttelte sich ein paarmal, als wollte sie ihre menschliche Existenz abstreifen. Das war auch der Fall.
Aus dem Mensch wurde das Tier.
Es begann mit einem Jucken. Auf der Gesichtshaut breitete es sich aus, und die Person schlug mit ihren Fingern danach, drückte die Nägel dagegen, ohne verhindern zu können, daß das Jucken gestoppt wurde.
Sie warf sich auf die Seite, scheuerte mit ihrem Gesicht über das Laken, wollte etwas sagen, doch es drangen keine menschlichen Laute mehr aus ihrem Mund.
Das glich schon eher einem schluchzenden Heulen.
Wieder bäumte sich der Körper auf. Die Hände schlugen auf das Bett. Hände, die diese Bezeichnung kaum noch verdienten, denn sie waren dabei, zu Krallen zu werden.
Zu Wolfskrallen…
Sie stießen in das straff gespannte Laken, rissen es entzwei, und lange Fetzen wurden in die Höhe geworfen, bevor sie allmählich wieder zurückfielen.
Abgehackte Schreie drangen aus dem Mund. Das Gesicht hatte sich verändert. Die Haut schimmerte seltsam blaß, gleichzeitig silbrig, dennoch irgendwie farblos.
Eine völlig neutrale Haut. Eine Mischung aus Grau und Weiß war entstanden. Sehr dicht wuchs das Fell aus der hohen Stirn, die Nase war zurückgeschoben und wirkte wie in den Kopf hineingedrückt.
Dafür hatte sich aus dem Mund eine Schnauze gebildet, und die Zähne erinnerten jetzt an gefährliche Reißer.
Mit wütend anmutenden Bewegungen schleuderte die Person die Schuhe von den Füßen.
Sie überschlugen sich ein paarmal in der Luft, bevor sie mit dumpfen Lauten zu Boden fielen.
Auch die übrige Kleidung wollte die Verwandelte nicht mehr tragen. Sie richtete sich auf, und mit ihren Krallen fetzte sie die Stücke vom Körper.
Nackt war sie plötzlich.
Dennoch natürlich, denn aus dem Mensch war ein Wolf geworden. Es gab keinen Flecken am Körper, der nicht von einem dichten Fell bedeckt gewesen wäre, das eine so seltsame Farbe angenommen hatte, die eigentlich gar keine war.
Nicht weiß, nicht grau.
Nur blaß…
Die Person war zu einer Bestie geworden, und sie wollte auch nicht länger auf dem Bett liegenbleiben, rollte sich kurzerhand über die Kante und stand auf.
Menschengroß war sie, als sie sich auf ihre Hinterpfoten- oder – beine aufrichtete, den Wolfsschädel drehte und dann auf alle vier Pfoten zurücksprang.
In dieser Haltung blieb sie zunächst.
Lauernd drehte sie den Kopf. Obwohl sie sich in eine Bestie verwandelt hatte, dachte sie noch immer menschlich. Allerdings hätte sie sich gern artikuliert, nur traute sie sich nicht, ihren heulenden Ruf erschallen zu lassen. Die Feinde hätten zu leicht aufmerksam werden können, das wollte sie auf keinen Fall.
Sie mußte noch mit ihnen abrechnen.
Mit geschmeidigen Sätzen sprang sie durch das Zimmer, machte an der Tür kehrt, lief wieder zurück, schnappte nach dem Vorhang und zog ihn ein Stück zur Seite.
Jetzt konnte sie durch die Scheibe schauen.
Noch war es nicht dunkel, aber die Sonne sank langsam den Hügelkuppen zu. Wenn sie verschwunden war und mit der Dämmerung die ersten Nebel aus den Tälern stiegen, war ihre Zeit gekommen.
Dann würden die Menschen den blutigen Terror der Killer-Hunde hautnah erleben…
***
Wir waren quer über die Wiesen gelaufen, weil wir den Weg abkürzen wollten.
Dennoch kamen wir zu spät.
Der Blinde war verschwunden.
Neben einer Bank
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