0291 - Killer-Hunde
wölkte.
Die Hunde bewegten ihre Köpfe. Sie schauten nach rechts und links, suchten Gegner und konzentrierten sich anschließend auf die Hundemeute, die am Grillstand lauerte.
Auch die Tiere waren aufgeregt. Sie hechelten, winselten und kläfften, blieben aber zusammen.
Wo steckte der Werwolf?
Noch sah ich ihn nicht. Zwischen den Bäumen war es einfach zu dunkel geworden. Hinzu kam der dünne Nebel, der von dem feuchten Boden allmählich in die Höhe stieg, um die ersten Zweige und Äste zu erreichen, wo er sich wie ein Gespinst über sie legte. Plötzlich entdeckte ich die Bewegung!
In direkter Sichtlinie schien der Nebel aufzuquirlen und durcheinander zu geraten.
Die Gestalt war nicht sehr groß, denn sie hatte sich nicht aufgerichtet.
Sie kündigte ihr Kommen durch ein kräftiges Heulen an, das auch durch die Holzwände des Blockhauses nur sehr schwach gedämpft wurde. Ich konnte raten, was das Heulen zu bedeuten hatte.
Der Werwolf schien zu wissen, daß in dem Blockhaus jemand lauerte, der sein Feind war und den es zu vernichten galt. Die Voraussetzungen waren gegeben. Helfer hatte sie schließlich genug.
Die Bestie kam sehr langsam, ließ sich Zeit, sie war die Herrin, und sie schälte sich immer mehr aus dem seichten Nebel hervor. Ich konnte mittlerweile besser sehen und stellte auch fest, weshalb ich sie erst so spät gesehen hatte.
Es lag an ihrem Fell.
Ich kannte Werwölfe, die ein braunes, schwarzes, rotes oder sogar weißes Fell besaßen, doch so eines wie diese Bestie aufwies, hatte ich noch nie gesehen.
Das war überhaupt keine Farbe. Das Fell bestand aus einem Mischmasch von hellen Farbtönen. Es war nicht weiß, nicht grau, nicht silbrig, sondern einfach blaß.
Bis auf die Augen.
Sie fielen in diesem blassen Fell besonders auf, weil es zwei dunkle Punkte waren.
Jetzt blieb sie stehen. Die Hunde schienen sie nicht zu interessieren, denn sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, öffnete ihr Maul und stierte das Blockhaus an.
Sie gestattete mir dabei einen Blick in den Rachen. Eine lange Zunge schlug hervor, als sie den Kopf schüttelte und danach ein kurzes Heulen ausstieß.
Für die Meute ein Zeichen.
Kein Hund blieb auf seinem Platz sitzen. Sie alle hatten es plötzlich furchtbar eilig, in die unmittelbare Nähe der Bestie zu gelangen.
Sie stellten sich an wie Primadonnen, zierten sich, jaulten, und kläfften sie an.
Die ersten Hunde leckten das farblose Fell, drückten sich gegen den Wolfskörper, und der Werwolf schien es zu genießen.
Eine seltene Szene, die ich da erlebte. Fast harmlos, wenn ich nicht gewußt hätte, wieviel Grauen und Angst die Werwölfe verbreiten konnten. Da zählten sie zu den schrecklichsten Bestien, die man sich überhaupt vorstellen konnte.
Irgendwie beeindruckte mich das Tier. Es mußte doch einsehen, daß es, wenn es sich so offen der Blockhütte näherte, auch leicht abgeschossen werden konnte.
Das schien der Bestie nichts auszumachen. Möglicherweise wußte sie auch nicht, wer im Haus auf sie lauerte.
Eine Weile ließ sich der Werwolf die Begrüßung gefallen, dann drückte er sich hoch, schüttelte unwillig seinen Körper, und die Hunde gehorchten sofort.
Sie zogen sich zurück.
Es war irgendwie traumhaft und kaum zu fassen. Aus der wilden blutgierigen Meute wurden brave Schoßhündchen.
Dennoch blieb ich mißtrauisch. Von einer Sekunde zur anderen konnte sich so etwas wieder ändern.
Und auch die Bestie ging.
Beinahe lahm trottete sie davon. Sie wandte mir ihre Seite zu, ich hätte jetzt schießen können, aber ich wollte die Situation nicht durch unbedachte Handlungen zuspitzen.
Mir fiel etwas auf.
Trotz des relativ schlechten Lichts sah ich die Flecken im Fell.
Dort war es eingerissen worden. Das konnte zahlreiche Gründe haben, aber auch ich besaß meine Erfahrungen und wußte genau, daß so ähnlich Kugeleinschläge aussahen.
Man hatte auf die Bestie geschossen.
Wer? Will Mallmann? Oder war sie vielleicht den Häschern vor die Mündungen gelaufen?
Fragen, auf die ich jetzt noch keine Antwort bekam. Ich dachte jedoch daran, daß Will Mallmann inzwischen unterwegs war, und ich traute ihm zu, auch meine Spur zu finden, so daß er sicherlich irgendwann die Blockhütte erreichte.
Zunächst mußte ich mich auf mich selbst verlassen.
Das rätselhafte Tier verschwand aus meinem Sichtfeld. Ich lief zu einem anderen Fenster, entdeckte es wieder und mußte bald feststellen, daß es auch diesem Blickwinkel entglitt.
Die Hundemeute
Weitere Kostenlose Bücher