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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stiefel einigermaßen geschützt.
    Langsam und mit klopfendem Herzen näherte sie sich dem Wagen. Wenn der provisorische Schutz ihrer Hand nicht ausreichte, wenn die Schlangen zu schnell waren und über sie her fielen… sie war sicher, daß mindestens die Hälfte der Reptile über Giftzähne verfügten.
    Sie mußte schnell sein. Schneller als die Schlangen.
    Die letzten fünf Meter legte sie im Laufschritt zurück. Die Schlangenköpfe ruckten hoch. Kalte, tückische Augen starrten das Mädchen an. Mäuler klafften auf. Spitze Zähne blitzten. An manchen klebten winzige Tröpfchen.
    Tödliches Gift.
    Manuela war am Wagen. Sie spürte Stöße an den Stiefelschäften. Die ersten Schlangen packten blindlings zu. Nur ein paar Zentimeter höher, und sie erwischten ungeschützte, nackte Haut…
    Manuela wickelte mit der durch den Stoff geschützten Hand Schlangen vom Türgriff fort. Auch hier bissen die Biester sofort zu. Eine Schlange stieß sich ab und lag plötzlich halb auf der nackten Schulter des Mädchens. Mit einem Schrei packte Manuela zu und schleuderte die Schlange von sich, riß die Tür auf und spürte, wie etwas über ihre Hand schrammte. Sie warf sich empor, stolperte fast und konnte sich an der Tür festhalten, warf sich in den Wagen und riß die Tür hinter sich zu. Ein Schlangenkörper lag klemmend dazwischen, andere versuchten einzudringen und die Lücke zu erweitern. Sie trat auf die Reptile, tötete sie und stieß sie hinaus. Endlich, nach einer endlos langen Minute, konnte sie die Wagentür schließen. Erschöpft ließ sie sich in einen Sessel fallen und warf die Kleidungsstücke angeekelt von sich. Sie waren zerbissen und von Schlangengift verklebt.
    Sie starrte auf ihre Hand. Ein Schlangenzahn hatte eine dünne Kratzspur über ihren Handrücken gezogen. Aber es war keine Ader verletzt worden. Der Kratzer sah auch nicht feucht aus.
    Kein Gift?
    Sie hoffte es. Sie wollte nicht so enden wie Jorgensen, der am Schlangenbiß im Fieber gestorben und dann zum Zombie geworden war.
    Sie fischte eine Mineralwasserflasche aus der Icebox und trank in winzigen, vorsichtigen Schlucken. Während sie langsam wieder Gefühl in Mund und Rachen bekam, wartete sie auf Anzeichen einer Vergiftung. Aber nichts geschah. Keine Schwindelgefühle, keine Sehstörungen, keine Übelkeit. Kein Fieber.
    Sie hatte wohl unverschämtes Glück.
    Langsam setzte ihr Denken wieder ein. Schön, sie hatte es geschafft, in den Wagen zu gelangen. Sie trank, löschte ihren Durst. Aber was jetzt? Irgendwo im Tempel war der Chinese gefangen. Sie mußte ihn befreien. Hinzu kam die Gefahr durch Euryale und ihre steinernen Sklaven.
    Und die Schlangen waren immer noch da und bewachten den Wagen, mit dem sie nicht starten konnte.
    Schön, es würde einfacher sein, hinauszukommen, als einzudringen. Aber was war, wenn die Schlangen ihr folgten?
    Sie sah aus dem Wagenfenster.
    In dem schmalen Waldweg, der zum Tempel führte, stand ein Marmormann und sah zum Wagen herüber. Es war, als wisse er ganz genau, daß sich hier ein Mensch befand.
    Manuela schluckte. Ihre Chancen sanken von Minute zu Minute.
    Und sie wußte immer noch nicht, ob Bill noch lebte, oder ob er bei dem Überfall weit draußen auf der Fernstraße getötet worden war.
    Und sie wußte auch nicht, wann und ob überhaupt Zamorra eintreffen würde, um zu helfen. Sie war hier vorerst auf sich allein gestellt. Eine grenzenlose Leere breitete sich in ihr aus, und sie fühlte sich so einsam und verloren wie noch nie.
    ***
    In der Tat wußte der Steinmann sehr genau, was vorgefallen war. So wie die Schlangen, standen auch die Versteinerten ständig mit Euryale in geistiger Verbindung- So war es der Gorgone nicht verborgen geblieben, daß ihre Gefangene einen Steinmann zerstört hatte.
    Nicht, daß sie hätte entkommen können. Selbst wenn sie es schaffte, in den Wald zu flüchten, würde sie irgendwann einer Schlange zum Opfer fallen. Die Reptile waren überall. Euryales Ruf hatte sie über Hunderte von Meilen zusammengerufen.
    Aus Euryales vergangener Zeit der Antike. Jene hatten sich von den Männern beschützen lassen, von Ausnahmen wie den Amazonen der Penthesilea einmal abgesehen. Aber dieses Mädchen hier war eine Kämpferin.
    Euryale war sich noch nicht sicher, was sie mit ihr anfangen wollte. Vielleicht würde sie einen neuen Typus von Sklave abgeben. Ob durch Schlangenbiß oder Versteinerung oder durch Beeinflussung des Willens, blieb abzuwarten. Es hing davon ab, wie sie sich in den

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