0292 - Der Bahnhof im Weltraum
Redhorse hatte einmal gesehen, wie diese Suppe hergestellt wurde, aber er verschwieg es den anderen. Warum sollten die Männer erfahren, daß sie die Brühe eines abgekochten Forril-Pelzes zu sich nahmen. Wichtig war nur, daß sie am Leben blieben.
Zweiundfünfzig Stunden nach der Zurückeroberung des Schiffes kam Kraterhak Kan Deprok in Begleitung seines Lieblingssohnes Rank in den Aufenthaltsraum der Terraner. Redhorse hatte sich schon an die schlechte Laune des Sippenältesten gewöhnt, und so war er erstaunt, daß Deprok ihn diesmal fast freundlich begrüßte.
„Die Wazala-Kämpfe stehen kurz bevor", verkündete der Ganzvater. „Unsere Sippe hat zwei Kampfgenehmigungen erhalten, weil wir schon längere Zeit auf die Teilnahme verzichteten."
„Sehr gut!" rief Redhorse und sprang auf. „Einer dieser Kämpfer werde ich sein." Er nickte Deprok zu. „Und Sie sind vermutlich der andere?"
„Nein", sagte Deprok. „Obwohl ich die größten Siegesaussichten hätte, werde ich Rank kämpfen lassen."
Redhorse warf einen Blick auf die fast schlanke Gestalt des jungen Forrils. Er bezweifelte, daß Rank eine Chance hatte, die Ausscheidungen zu überstehen, aber das war schließlich eine Angelegenheit der Sippe.
„Ich werde bis in den Endkampf vorstoßen", prophezeite Rank kaltblütig. „Dann hoffe ich, daß Sie mein Gegner sein werden."
„Ganz der Papa!" knurrte Surfat von seinem Lager aus.
„Haben Sie inzwischen etwas von einem Fremden erfahren, der sich auf der Plattform aufhält?" fragte Redhorse den Sippenältesten. Er hatte noch immer keine Nachricht von Grek 1.
Das Armbandfunkgerät blieb still. Allmählich fand sich Redhorse damit ab, daß er den Methanatmer nicht wiederfinden würde.
Wahrscheinlich war Grek Iirgendwo erstickt.
„Meine Kundschafter haben nichts erfahren", sagte Deprok.
„Doch es gibt viele Schiffe und viele Sippen. Es kann lange Zeit dauern, bis Nachrichten zu uns dringen."
„Schon gut", sagte Redhorse. „Ich werde mich jetzt auf die Kämpfe vorbereiten. Benachrichtigen Sie mich, wenn der Zeitpunkt gekommen ist."
„Vielleicht interessiert es Sie, daß auch Orrak für die Kämpfe angenommen wurde", berichtete Rank. „Der Große Waza soll Sie davor beschützen, ihn als Gegner zu bekommen. Wenn er gegen Sie antreten muß, wird er kämpfen, um Sie zu töten."
„Das ist mir nicht neu", antwortete Redhorse gleichmütig. Er bezweifelte, daß er bei insgesamt 128 Kämpfern ausgerechnet gegen Orrak antreten mußte.
Deprok und sein Sohn verließen den Raum, nicht ohne vor den Lagern der drei Halbvater ausgespien zu haben.
„Und jetzt wird unser großer Vazala Favorit vermutlich trainieren wollen?" vermutete Bradon spöttisch.
„Es bleibt mir keine andere Wahl", stimmte Redhorse zu.
„Lastafan Demenreaos, kennen Sie noch einige von den Judo-Kniffen, die man Ihnen beigebracht hat?"
„So ziemlich alle, Sir", sagte der junge Grieche grinsend.
„Das Riesenbaby bricht Ihnen alle Knochen, Major", warnte Surfat. „Trainieren Sie lieber mit mir."
„Ihr Gewicht entspricht zwar dem eines Forrils", sagte Redhorse.
„Aber Ihre Schnelligkeit läßt zu wünschen übrig. Außerdem sind Sie noch krank."
Surfat schlug das Fell zurück, mit dem er zugedeckt war. Seine Knie zitterten noch ein bißchen, als er langsam auf Redhorse zuging.
„Der Junge und ich werden gegen Sie antreten, Sir", schlug er vor: „Dann haben Sie ungefähr einen Begriff, was Sie erwartet, wenn Sie gegen einen Forril kämpfen."
*
Am Tag der Wazala-Kämpfe vergaßen die Forrils ihre Sippenstreitigkeiten. Aus allen Schiffen kamen Kämpfer und Zuschauer in das Arenaschiff. Das Arenaschiff war einer der größten Flugkörper auf der Plattform. In jahrzehntelanger Arbeit hatten die Forrils es umgebaut, bis es einer riesigen Halle glich. Zu beiden Seiten der Kampfplätze reichten die Zuschauerränge fast bis an die Decke. Zweitausend Forrils konnten den Wazala-Kämpfen als Zuschauer beiwohnen.
Insgesamt gab es fünf Kampfplätze, die in einer Reihe angeordnet waren. Die Ausscheidungskämpfe fanden auf allen Plätzen gleichzeitig statt, während der Endkampf auf dem mittleren Platz ausgetragen wurde, so daß er von allen Zuschauern verfolgt werden konnte.
Die Ausscheidungskämpfe nahmen etwa einen Tag terranischer Zeitrechnung in Anspruch. Die Kampfregel sah vor, daß sich die beiden Endkämpfer zehn Stunden nach den Ausscheidungen ausruhen konnten, bis sie zur entscheidenden Auseinandersetzung
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