0292 - Satans Knochenuhr
auf einen günstigen Moment, und der kam.
Als ich ihn in einer geduckten Haltung sah, drückte ich ab und erwischte ihn auch.
Es war ein wirklicher, Volltreffer, der meinen Gegner in die Höhe riß. Er schnellte auf die Beine.
Wahrscheinlich hatte er dies schon vorgehabt, denn so rasch kann niemand seinen Vorsatz ändern.
Noch in der gleichen Bewegung wuchtete er seine Arme nach vorn. Es war ein Ablauf, fließend ging er ineinander über, der sterbende Vampir schaffte es in den letzten Sekunden seines seelenlosen Daseins tatsächlich, mich in tödliche Gefahr zu bringen.
Er schleuderte die langstielige Axt!
Ein verdammtes Mordinstrument, das mich getroffen hätte, wäre ich nicht so rasch in die Knie gegangen. Ich fiel praktisch ineinander, die langstielige Axt wirbelte über meinen Kopf hinweg, und der Vampir vor mir brach zusammen.
Er hatte kaum den Boden berührt, als ich den Schrei hörte.
Ein kurzes hohes Aufpeitschen der Stimme, mündete in ein verzweifeltes Röcheln, dem ein dumpfer Aufschlag folgte.
Ich drehte mich.
Die Axt hatte getroffen.
Nicht mich, wie es eigentlich vorgesehen war, nein, Brazza hatte der Waffe nicht mehr ausweichen können.
Er war von ihr auf schreckliche Art und Weise getötet worden.
Auf dem Rücken lag er, während sich allmählich eine rote Lache um seinen Kopf herum ausbreitete.
Dieser Anblick erschreckte mich zutiefst. Er raubte mir buchstäblich den Atem, ich brauchte einige Sekunden, um mich zu fassen, und diese menschliche Schwäche nutzte jemand eiskalt aus.
Es war Ray Keene.
Er trat hinter mich, wobei ich ihn nicht hatte kommen hören, aber ich bekam den Schlag voll mit.
Er hämmerte in meinen Nacken.
Es war ein stechender Schmerz, der durch meinen Kopf schoß. Plötzlich veränderte sich alles. Der Tote schien zu einer rötlichen Gummimasse zu zerfließen, der Untergrund selbst wurde zum schwankenden Morast, ich aber stand noch auf den Beinen. Nur bewegte ich mich in einem so langsamen Tempo, daß ich es kaum nachvollziehen konnte.
Ein seltsames Kichern drang an meine Ohren.
Höhnisch und keifend.
Dann erhielt ich den nächsten Hieb.
Diesmal landete er nicht an meinem Kopf, sondern traf den Nacken. Er schüttelte mich durch. Ein Zittern rann, vom Kopf ausgehend, durch meinen Körper, erreichte die Beine und auch die Füße. Ich konnte mich nicht mehr halten und fiel.
Die wütende Stimme gehörte Keene. »Du Hund, du verfluchter! So kommst du mir nicht weg! Und wenn ich alles allein…«
Es war das letzte Wort, das ich vernahm, dann raste mir der Boden entgegen, und ich wurde vom tiefen Schacht der Bewußtlosigkeit aufgesaugt.
Keene hatte sein Ziel erreicht!
***
Auch Sheila schaute zu.
Sie zitterte, sie fieberte. Sie drückte ihrem Freund John Sinclair die Daumen, und sie geriet dabei in einen Zustand zwischen Hoffnung und Verzweiflung.
Konnte John es schaffen?
Er wurde mit den beiden Vampiren fertig, nachdem er Brazza ausgeschaltet hatte, aber ihre Angst steigerte sich zum blanken Entsetzen, als sie sah, daß hinter Johns Rücken Brazza wieder hochkam.
Auch der eine Vampir hatte noch nicht aufgegeben, sondern schnappte sich die Axt.
Er stand vor dem Geisterjäger, tänzelte hin und her, so daß er Sinclair nicht zum Schuß kommen ließ.
»John!« Sie flüsterte das Wort. »John…«
»Er schafft es nicht!« hauchte der Teufel, der plötzlich wieder in Sheilas Nähe stand.
»Doch! Er…« Sheila blieben die weiteren Worte im Hals stecken, denn der Vampir vor dem Geisterjäger schleuderte die Axt. Sheila wollte schreien, es war ihr unmöglich, auch nur einen Laut über die Lippen zu bringen. Sie rechnete mit Johns Tod, doch der Geisterjäger konnte ausweichen. Dafür wurde Brazza getötet.
Er bekam die Axt voll mit, brach zusammen, und auch der Vampir konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, da ihn eine Silberkugel erwischt hatte.
John hatte es geschafft!
Ein Gefühl der Freude durchströmte die Frau. Sie wollte lachen, als sie den Schatten hinter John bemerkte.
Und der schlug zu.
Ein gewaltiger Hieb.
Einmal, dann ein zweites Mal.
Sinclair brach in die Knie, denn Keene war es gewesen, der sich unhörbar an ihn herangeschlichen hatte.
Sheila wurde bleich. Als sie John bewußtlos liegen sah, wußte sie, daß nun alle Chancen auf der Seite des Teufels standen. Sie schaute zu, wie Ray Keene sich über den Geisterjäger beugte, dabei den Kopf drehte und zur Uhr blickte.
»Glaubst du nun, daß dein Freund John Sinclair noch eine Chance
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