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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Untergrund, über den sie bisher gedankenlos gelaufen waren. Er paßte nicht zu der sonstigen Umgebung. Paßte nicht zu einer Höhle. Er war nicht hart, sondern federte leicht nach unter ihren Schritten.
    Zamorra blieb stehen. Die anderen folgten seinem Beispiel.
    Er kniete nieder.
    Der Boden war mit einer staubähnlichen weißen Schicht bedeckt und sah deshalb aus wie mit Puderzucker überstreut.
    Zamorra fragte sich, warum ihm das nicht gleich aufgefallen war. Mit beiden Händen wischte er über die Oberfläche und versuchte, den Staub beiseite zu schieben. Irgendwo, nicht tief darunter, mußte fester Untergrund sein, sonst wären sie längst wie in einer Treibsandzone versunken!
    Zwei Finger dick unter der weißen Substanz, die sich gänzlich anders als Staub oder Sand anfühlte, wurde er fündig. Vor den staunenden Blicken der anderen legte er den Ausschnitt eines rätselhaften Gebildes frei.
    »Sieht aus wie ein… Netz«, rief Nicole und beugte sich tiefer nach unten, um Einzelheiten zu erkennen. »Ein feinmaschiges Netz…«
    »Und organisch gewachsen dazu«, ergänzte Zamorra wenig begeistert von seiner Entdeckung. Er strich flüchtig über einen Strang des engen Netzwerks. Er fühlte sich warm durchblutet an - eine Assoziation, die unvermittelt in Zamorras Gedanken entstand und über die er sich selbst am meisten wunderte. Aber es stimmte: Die Stränge des Netzes, das sich wahrscheinlich über den gesamten Höhlenboden unter der dünnen Staubschicht ausbreitete, wirkten lebendig !
    »Besteht eine Gefahr für uns?« erkundigte sich Raffael ruhig.
    Zamorra zuckte die Schultern. »Die besteht, seit wir auf dieser unfreundlichen Welt angekommen sind… Ob dieses Netz uns schaden kann…? Ich weiß es nicht.«
    Zamorra richtete sich wieder auf, nachdem er das freigelegte Stück wieder zugedeckt hatte. Warum er das tat, wußte er selbst nicht so recht.
    »Gehen wir weiter«, sagte er. »Vielleicht treffen wir bald auf jemanden, der uns mehr dazu sagen kann.«
    »Wenn man uns nicht vorher umlegt«, brummte Ferrier schlechtgelaunt.
    Zamorra ging nicht darauf ein.
    Sie betraten den Schacht, der die Höhle mit einem anderen Teil des Berges verband.
    Der Gang war so schmal, daß sie zwangsläufig hintereinander laufen mußten. .
    Und dann waren sie plötzlich nur noch vier… !
    ***
    Das Licht ging aus. Erlosch urplötzlich. Der kurze Schacht wurde in völlige Dunkelheit gerissen, obwohl er die ganze Zeit über, ebenso wie die Vorhöhle, auf rätselhafte Weise erhellt worden war.
    Dann schrie eine Mädchenstimme gellend auf.
    »Vater!!!«
    Muriel Ferrier wurde von namenlosem Grauen gepackt, als sie die schemenhafte Bewegung unmittelbar vor sich in der Dunkelheit wahrnahm.
    »Vater…«, schrie sie noch einmal.
    Sie konnte kaum etwas erkennen, aber was sie sah, genügte.
    »Warum hilft ihm denn keiner…?«
    In diesem Augenblick war auch Claude Ferrier zu hören. Ein heiseres, halb ersticktes Röcheln rann über seine Lippen. Er schien etwas rufen zu wollen, doch am Ende wurden nur unartikulierte, abgehackte Laute daraus, die bei den anderen eine Gänsehaut erzeugten.
    Zamorra fluchte wie ein Maurer, Sein Problem bestand darin, daß er nicht um Raffael herumkam. Der Schacht war wirklich teuflisch eng, und darauf spekulierte ihr unsichtbarer Feind offensichtlich. Sie hatten kaum genügend Bewegungsfreiheit, um sich in einem Ernstfall wie diesem gezielt zur Wehr setzen zu können.
    Nicole hatte am anderen Ende mit der gleichen Schwierigkeit zu kämpfen. Sie bildete die Nachhut und hatte Muriel Ferrier vor der Nase. Eigentlich hatten sie gehofft, auf diese Weise allen Eventualitäten vorzubeugen. Daß ihr Gegner ausgerechnet in der Mitte zugreifen würde…
    Endlich hatte sich Zamorra vorbeigequetscht.
    Aber es war zu spät.
    Plötzlich war wieder Licht da.
    Doch dafür war der Bürgermeister weg.
    Zamorra sah gerade noch die Schuhe in der Decke verschwinden… Eine Decke, die es in sich hatte! Die das Grauen weckte.
    Nicht nur Zamorra schaute geschockt nach oben, wo für den Bruchteil einer Sekunde noch das Gespinst rötlicher Äderchen unter dem Stein sichtbar war - das gleiche feinmaschige, organische Netz, wie sie es unter dem Boden entdeckt hatten… Dann starrte ihnen nur noch harter, unnachgiebiger Fels entgegen!
    Ferrier war verschwunden - spurlos. Als hätte ihn der Berg einfach aufgesogen…!
    »Vater…«, hauchte Muriel noch einmal mit brüchiger Stimme. Ihre Augen schimmerten naß. Ihre Gesichtszüge wirkten

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