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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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sich gerne um sie gekümmert und ihr geholfen. Aber dazu fehlte die nötige Ruhe. Ständig mußten sie mit einem neuerlichen feigen Anschlag rechnen. Der große Unbekannte würde sich kaum mit Claude Ferrier zufriedengeben. So blieb momentan nur die Hoffnung auf eine baldige, glückliche Heimkehr zur Erde, wo die entsprechenden Mittel zur Verfügung standen, um Muriel von ihrem Trauma zu befreien. Aber auch dann würde es eine langwierige Angelegenheit werden.
    Zamorra hoffte immer noch, daß sie ihren Vater lebend wiederfinden würden.
    Aber machte Sanguinus neuerdings Gefangene?
    Sie schritten langsam tiefer in die große Höhle, die einem irdischen Gewölbe ähnelte. Oder der Folterkammer eines Wahnsinnigen.
    Die Götzenfiguren, die im Rund an den Wänden entlangstanden, waren nur schmückendes Beiwerk. Das eigentliche Grauen lauerte im Zentrum. Dort stand Opferaltar neben Opferaltar, in unterschiedlichen Größen, was darauf schließen ließ, daß hier nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Kinder sinnlos ihres Lebens beraubt worden waren!
    »Das sieht ihm ähnlich«, knurrte Zamorra.
    »Wem?« fragte Nicole.
    Er sagte es ihr. Zum ersten Mal sprach er den Verdacht aus, der ihn schon eine ganze Weile beschäftigte. Seit er aus dem Mund des Eingeborenen das Wort »Sangu« gehört hatte.
    Nicole wirkte betroffen. »Ausgerechnet.« Sie schüttelte sich, als bereite ihr allein der Gedanke an den Dämon Frostschauer.
    »Wir können uns unsere Gegner leider nicht immer aussuchen…«
    Wie wahr!
    »Wenigstens klärt sich damit wahrscheinlich das Rätsel seiner damaligen Herkunft«, meinte Nicole. »Wie lange haben wir gerätselt, welcher Hölle dieser Bursche entsprungen sein könnte… Und dennoch: ein schwacher Trost, bedenkt man unsere Lage…«
    Raffael hatte sich inzwischen dem nächststehenden Altar genähert und ging davor in die Hocke.
    »Kommen Sie bitte mal her!« rief er. »Ich fürchte, allmählich schließt sich der Kreis, und unsere bisherigen Entdeckungen bekommen einen Sinn.«
    Zamorra ging zu ihm. Nicole unterhakte Muriel und dirigierte das Mädchen mit dem abwesenden Blick in die richtige Richtung.
    Während er neben dem Butler niederkniete, musterte er ihn für den Bruchteil einer Sekunde verstohlen. Nicht zum ersten Mal beglückwünschte er sich dazu, mit diesem Mann ein fast freundschaftliches Verhältnis zu haben, das weit über ein normales Chef-Dienstboten-Klima hinausging. Eher schon hätte man Raffael als positives Faktotum des Professors bezeichnen können. Solange er überhaupt in Reichweite war, konnte man sich bedingungslos auf ihn verlassen. Das sah Zamorra gerade in diesem Moment wieder bestätigt. Interessiert zeichnete er die Linie nach, die Raffael ihm im Altarstein vorführte… Und zog dieselben Schlüsse wie der lebenskluge Butler.
    Was sich da unter dem blaßschimmernden Steinsockel fein abzeichnete, sah aus wie jenes Adergeflecht, das sie draußen in der Vorhöhle am Boden freigelegt hatten. Nur noch viel komplizierter, feinnerviger, komplexer!
    Jeder Altar war durchdrungen von dieser rätselhaften organischen Materie!
    Vielleicht, dachte Zamorra in dumpfem Grauen, ist der ganze Berg ein einziger, unbegreiflicher lebender Organismus, und wir haben uns wie dîe Lemminge in seine Eingeweide gestürzt…
    Die Vorstellung war bizarr, unglaublich. Dennoch mehrten sich die Indizien dafür von Minute zu Minute.
    Zamorra richtete sich fast gleichzeitig mit Raffael auf. Nicole hatte mitbekommen, wovon sie sprachen. Sie zeigte auf die muldenförmige Ausbuchtung auf der Altaroberfläche, in deren Mitte sich eine Art Auffangtrichter befand, der in den Stein mündete, als warte dort etwas auf das warme Blut, das unzweifelhaft an diesem schaurigen Ort geflossen war.
    »Sanguinus«, murmelte Zamorra gepreßt. »Himmel, wenn er wirklich dahintersteckt, welche Schreckensherrschaft muß er auf dieser Welt ausgeübt haben, ehe er zur Erde verschlagen wurde. Durch irgendeine zweitklassige Dämonenbeschwörung. Welche scheußliche Macht…« Er legte eine Pause ein und fuhr dann fort. »Außerdem würde es heißen, daß wir bisher nur mit der Spitze des Eisbergs konfrontiert wurden. Nur mit einem Bruchteil der Potenz, über die Sanguinus vielleicht nicht auf der Erde, wohl aber hier verfügen kann…«
    Er verstummte, zwang sich selbst dazu, nicht weiterzureden. Er wollte die anderen nicht noch mehr demoralisieren. Es reichte, wenn ihm die Erkenntnis gekommen war, daß sie bei diesem Abenteuer doch

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