0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
Beurteilung wird sehr gut werden!«
»Wir müssen uns beeilen, Micha!« wies Carsten Möbius nach oben. »Monsieur le Professor geruhen bereits im Anmarsch zu sein!«
Beide sahen, daß aus dem Flugzeug eine kleine Gestalt gesprungen kam, die einen roten Strich hinter sich herzog. Möbius wußte, daß Zamorra Rauchkerzen in der Hand hielt, damit man seine Flugbahn besser verfolgen konnte.
Michael Ullich drehte den Schlüssel und gab Gas. Der Jeep rollte an.
Beide wußten, daß sich Professor Zamorra einem Fallschirm sehr ungerne anvertraute. Denn in diesem Schwebezustand zwischen Himmel und Erde war er für seine Gegner aus dem Dämonenreich leicht angreifbar.
Carsten Möbius dachte daran, was geschehen konnte, wenn ein Vogel mit einem scharfen Schnabel durch die Seide des Fallschirms fuhr. Durch den Luftwiderstand zerriß der Schirm sofort und Professor Zamorra würde haltlos zur Erde stürzen.
Der Junge dachte nicht daran, daß sich die Kreaturen der Schwarzen Familie in jeden Gedanken einschalten können. Durch die Geisterreiter waren auch die Scharen des Kaisers LUZIFER aufmerksam geworden und schwärmten umher.
Yurij, ein niederer Dämon aus dem Heere des Großdämons Agares, eines Mächtigen Herzogs der Falschen Hierarchie, erkannte, welche Chance sich ihm bot.
Und er zögerte nicht, sie wahrzunehmen…
***
Asfar, der Dschinn, entfloh. Er wußte, daß es sein Leben galt.
Er hatte es gewagt, nachdem er dem Sandsturm Ruhe geboten hatte, in den vergessenen Tempel hinein zu schweben, um Rechenschaft zu verlangen.
Der Mann in dem ehemaligen Altarraum war hochgewachsen und trug eine violette Robe, dazu ein Kopftuch, das von einem Schlangenreif gehalten wurde. Auf der Brust hingen drei goldene Brustplatten, die mit seltensten Edelsteinen verziert waren und in der uralte Schriftzeichen eingraviert waren.
Das hagere, fleischlose Gesicht des Mannes, dem ein grauer Kinnbart bis zur Brust herab wallte, ließ keine Altersbestimmung zu. Obwohl in seinen Augen das Feuer der Jugend sprühte, ahnte Asfar, daß er uralt war.
Vor einiger Zeit wollte es eine fürchterliche Konstellation der Gestirne, daß er nach vieltausendjährigem Schlaf zu neuem Leben erwachte.
Es war Amun-Re, der gnadenlose Monarch des alten Zauberreichs Atlantis.
Der Herrscher des Krakenthrones.
Erzpriester des Echsengottes Tsat-hogguah und Blutsbruder von Muurgh, dem Alptraumdämon aus jener Welt jenseits der Grenzen des menschlichen Verstandes.
Der Schwarzzauberer aus der Tiefe der Vergangenheit hatte sich hierher geflüchtet, nachdem er in Venedig im Kampf gegen Professor Zamorra eine mächtige Niederlage hinnehmen mußte. [1] Hier hatte er einen Tempel mit unverletzten Siegeln und einem ungeöffneten Schrein gefunden.
Seither lebte er in völliger Zurückgezogenheit vertieft in die verfluchten Bücher, die unter dem Altarschrein gelagert waren, um ihm die nötige Weihe zu geben.
Amun-Re hatte in der Zeit seines Todesschlafes den größten Teil seiner schwarzen Künste vergessen. Doch je länger er in diesen Büchern seine Gedanken vertiefte, um so mehr kamen Gedanken und Erinnerungen zurück.
Tief im Süden der Libyschen Wüste störte nichts seine Studien.
Bis zu dem Moment, wo er versuchte, Gromhyrrxxa, den grauenerregenden Dämon mit dem Fliegenschädel, herbeizurufen. Gromhyrrxxa, den man zwar besiegen, jedoch niemals töten konnte.
In dem Moment, als Amun-Re die entscheidenden Worte sprechen wollte, spürte er die Kraft einer unbekannten Magie, die seinen Zauber zunichte machte.
Amun-Re ahnte nicht, daß diese magische Energie von einem einfachen Dschinn ausging, der mit einem Sandsturm spielte.
Der Machtspruch des Amun-Re brach zusammen. Gromhyrrxxa, der schon im Schattenriß zu erkennen war, wurde wieder transparent und verschwand an den Ort, wo er und die anderen Blutdämonen von Atlantis dahindämmerten, bis die große Pforte geöffnet und die hohe Brücke geschlagen ist.
Amun-Re sah die anstrengende Arbeit einiger Monate mit einem Schlage vernichtet. Wer immer das getan hatte, der sollte es büßen.
Was für andere Schwarzmagier viele Stunden Vorbereitung bedeutete, war für Amun-Re das Werk eines Augenblicks. Eine kurze, verschlungene Geste über einem Glas mit klarem Wasser, dann sah er darin, was seinen Zauber störte.
Amun-Res Gesicht verzog sich, als er die Sandkrieger sah, die ein blondes Mädchen mit einem kleinen Kamel angriffen.
Und dann zischte er einen Fluch hervor, als er die beiden Gestalten erkannte,
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