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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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mußten.
    Über allem schwebte die Schicksalswaage und der Wächter zweier Gewalten, der Herr dieser Waage, achtete darauf, daß weder das Böse über das Gute triumphierte noch daß die Macht des Guten das Chaos für ewig auslöschten.
    Wenn es Yurij gelang, Zamorra auf diese Art zu beseitigen, dann war es der Wille des Schicksals. Wenn er, Asmodis, jetzt jedoch eingriff und Zamorra so den Untergang bereitete, dann sank ein Teil der Schicksalswaage herab.
    Asmodis wußte nur zu gut, daß in diesem Moment der Wächter der Gewalten selbst eingreif en würde. Und dieses Eingreifen würde selbst den großen Kaiser LUZIFER auf seinem Flammenthron erbeben lassen.
    Asmodis zitterte vor Spannung, als er sah, wie Professor Zamorra das Amulett an seine Lippen hob und leise einige Worte in einer halb vergessenen Sprache flüsterte.
    Dann schleuderte er das Amulett nach oben. Im selben Moment zog er die Reißleine des Reservefallschirms, der sich knatternd öffnete.
    Yurij sah etwas Hellblitzendes auf sich zufliegen. Es war eine instinktive Reaktion, daß der Geier den Fallschirm losließ. So stark der Wille Yurijs in dem Tier war, es ließ sich in seiner Art nicht verändern.
    Im selben Moment wurde der Geier vom Amulett gêtroffen. Das Tier verspürte einen Schlag auf der Brust, kreischte wild auf und überschlug sich. Dabei geriet es unter den Reservefallschirm Zamorras, der sich gerade öffnete. Ratschend zerriß der Stoff unter dem zuhackenden Schnabel und den fetzenden Krallen. Die Stoffbahn knatterte zur Seite und gab den Geier frei.
    Einen hohlen Schrei ausstoßend flatterte das Tier einen kurzen Moment mit wilden Flügelschlägen in der Luft, fing sich dann und rauschte davon.
    Doch das erlebte Yurij, der Dämon, schon nicht mehr. Als das Amulett den Körper des Geiers traf, wurde auch der astrale Körper des Dämons getroffen. Der Kraft der entarteten Sonne widerstanden auch Dämonenfürsten nicht.
    Yurij verging und hörte auf zu existieren. Er sank hinab in die Tiefen des Abyssos, was für die Dämonen so etwas wie eine Verbindung zwischen Totenreich und Hölle darstellt. Es ist die unsichtbare Leere, das ewige Nichts.
    Asmodis nahm es in seinem Refugium beiläufig zur Kenntnis. Nicht einmal seinen berühmten Spruch: »Mit Schwund muß man rechnen!« knurrte er dem vernichteten Dämon als alternative Grabrede nach.
    Viel interessanter war, daß der Geier selbst Professor Zamorra in die ausweglose Situation gebracht hatte. Denn nun war auch der zweite Fallschirm zerstört. Wenn der Meister des Übersinnlichen jetzt auf dem Boden aüfschlug, traf die Hölle keine direkte Schuld, und die Schwarze Familie hatte sich deswegen vor dem Wächter der Schicksalswaage nicht zu verantworten.
    Und das kam dem Teufel sehr gelegen…
    ***
    Es war eine fast instinktive Reaktion, die Professor Zamorra veranlaßte, Aeorosh, den Elementargeist der Luft, anzurufen. Mit den Geistern des Wassers, der Erde und des Lebens hatte er schon Kontakt gehabt — und sie überlistet. Diese Elementargeister waren ihm nicht unbedingt gut gesonnen.
    Würde Aeorosh ihm trotzdem helfen? Denn mit jedem Meter, den er tiefer stürzte, riß der Stoff beider Fallschirme mehr und durch die breiten Löcher konnte die haltende Luft ungehindert durchdringen.
    »Aeorosh, hilf! Aeorosh, herbei!« rief der Parapsychologe in der uralten Sprache des Feenreiches Avalon, die ihn Merlin gelehrt hatte.
    Nur noch 150 Meter vom Erdboden zeigte der Höhenmesser an. Noch 100 - 90 - 80 Meter bis zum Aufschlag. Professor Zamorra sah den Wüstenboden in irrwitziger Geschwindigkeit auf sich zurasen.
    »Nicole!« dachte er, und vor seinen geistigen Augen erschien das lächelnde Gesicht der Geliebten. Sah so das Antlitz des Todes aus?
    War nun das unausweichliche Ende gekommen?
    In diesem Moment spürte Professor Zamorra, daß etwas heranrauschte…
    ***
    »Er ist verloren, Micha!« schrie Carsten Möbius. »Gib Gas! Quer durch den Sand. Auch wenn der Jeep draufgeht. Vielleicht fällt er in feinen Sand und überlebt!«
    Michael Ullich antwortete nicht. Er trat das Gaspedal des Jeep voll durch. Sand spritzte hinter den Rädern auf, während die dicken Profile durch die nachgiebige Masse rollten.
    Doch der Fall Zamorras wurde immer schneller. Keine Chance mehr daß man mit einem irrwitzigen Manöver den Jeep so stellen konnte, daß Zamorra auf die Deckenplane aus Stoff aufschlug und so der Fall gebremst wurde.
    Dann raste die Windbö heran. Ullich spürte, daß ihm der Wagen nicht

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