0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
die aus einem Range-Rover kletterten und dem Lager zustrebten. Diese beiden jungen Männer kannte er nur zu gut. Zusammen mit Professor Zamorra hatten sie oft genug seine Pläne gestört. Ganz sicher wollten sie dem Mädchen zu Hilfe eilen.
Er würde nun dafür sorgen, daß sie eine solche Hilfsbereitschaft zum letzten Mal ausüben konnten. Jetzt war die Zeit der Abrechnung da.
Die Niederlage im Dschungel von Guyana und der Kampf in Venedig sorgten dafür, daß Amun-Re diesen beiden Herrn den Tod in seiner gräßlichsten Form geschworen hatte.
Amun-Re ließ seine unheimlichen Kräfte fließen. Im Bruchteil von Sekunden wurde die gewaltige Entfernung überbrückt. Dämonenhafter Wille erfüllte in diesem Moment die Körper aus losem Sand.
Nun waren sie bereit, tatsächlich zu töten. Es war der Moment, wo der Krieger Sabine Janner mit dem Säbel eine Haarlocke abschlug. Denn beim Spiel des Dschinns wäre die Klinge viel höher gezielt worden. So aber hatte es das Girl tatsächlich nur ihrer schnellen Reaktion zu verdanken, daß sie noch am Leben war.
Aus der Brust des Amun-Re drang ein Grollen, wie es ein hungriger Löwe ausstößt, als auch die Angriffe gegen Michael Ullich und Carsten Möbius erfolglos blieben. In seiner Konzentration bemerkte er nicht, daß der Dschinn sein eigenes Spiel trieb.
Alle seine Macht bot der Herrscher des Krakenthrones auf, als er die ganze Armee der Sandkrieger zum Angriff trieb. In jedem der Geisterreiter waberte die bösartige Kraft des Amun-Re.
Und dann zerfielen die Geisterreiter. Im gleichen Moment, als der Sandsturm aufhörte. Vergeblich versuchte Amun-Re, die Sandwesen zu stabilisieren.
Er vermochte dem Sand seinen Willen aufzuzwingen und ihm dämonenhaftes Leben zu verleihen. Doch die Gestalten aus seinem Willen heraus zu formen, vermochte er nicht.
Amun-Re brüllte eine Mischung zwischen Flüchen und Zaubersprüchen. Doch es half nichts. Die Geisterreiter waren wieder zu Sand geworden.
Und dann spürte Amun-Re die unbekannte Kraft in seiner Nähe. Obwohl der Dschinn für das menschliche Auge unsichtbar war, erkannte der Herrscher des Krakenthrones das Wesen aus dem Geisterreich.
Doch Asfar spürte im gleichen Moment die gewaltige, düstere Macht des Amun-Re. Ohne dem Schwarzzauberer eine Chance zu geben, ihm den Fluchtweg abzuschneiden, entfloh er. Die beiden geflügelten Höllenwesen mit gräulich zuschnappenden Rachen, die Amun-Re aus dem Nichts entstehen ließ, versuchten vergeblich, den flüchtenden Dschinn zu erhaschen.
Es gelang Asfar, ins Freie zu fliehen. Hinter ihm zerfielen die beiden Höllenwesen, sowie sie die Pforten des unheiligen Tempels hinter sich gelassen hatten. In seiner Eile hatte Amun-Re nur Kreaturen erschaffen können, die ihr Leben nur dort behalten, wo der Boden, die Wände und die Decke zum Dienste der Finsternis geweiht sind.
Draußen unter dem Himmelszelt verloren sie ihre Daseinsberechtigung.
So schnell es ging, strebte der Dschinn nach Norden. Er mußte wissen, ob durch seine Spielerei nicht doch jemand zu Schaden gekommen war. Immerhin besaß er Zauberkräfte und konnte vielleicht einiges wieder gutmachen.
Aber da — diese Worte, die Asfar plötzlich vernahm.
Die Anrufung des Aeorosh. Jemand rief den Elementargeist der Lüfte zu Hilfe.
»Satagar Aeorosh! Ya Maiya Aeorosh!« vernahm Asfar den verzweifelten Ruf. Und der Dschinn wußte, daß seit vielen Jahren niemand mehr diese Worte über die Lippen gebracht hatte. Im Gedächtnis der Menschen waren die Elementargeister längst vergessen. Nur in wenigen, geheimen Büchern nannte man noch ihre Namen. Und selbst diese wurden noch verschieden ausgelegt.
Es mußte ein großer Meister der Weißen Magie sein, der diese Worte sogar im richtigen Tonfall aussprach.
»Satagar Aeorosh!« klang es wieder gepreßt. Und da der Elementargeist nicht selbst kam, mußte Asfar eingreifen. Denn er war hier in der Wüste von Aeorosh eingesetzt worden, über die Winde zu wachen und sie nach eigenem Willen zu benutzen.
Mit seinen Geisteraugen sah Asfar, daß ein Mensch wie ein Stein vom Himmel fiel und in diesem Fall, statt in Todesangst irre Worte zu kreischen, den Elementargeist der Lüfte um Hilfe anrief.
Obwohl Asfar nicht wußte, ob er selbst bereits aus der Gefahrenzone heraus war, handelte er.
Seine befehlende Stimme riß die Wüstenwinde aus ihrem Schlaf…
***
Yurij, der Dämon, griff an. Da er gestaltlos war, besetzte er den Körper eines Wüstentieres.
Er hatte die Gestalt eines
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