0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
schaffen konnte,, glaubte Oliver Reuter plötzlich am Nordpol zu sein.
»Ich will nur Ihre Worte wahrmachen!« sagte Ullich metallisch scharf. »Jeder bekommt das, was er verdient. Und Sie verdienen für Ihre Unverschämtheit einer Dame gegenüber - das!«
Bevor Oliver Reuter die Arme hochreißen konnte, um den Hieb abzuwehren, klatschte eine gewaltige Ohrfeige auf seine Wange. Er wurde halb herumgeschleudert und verdrehte die Augen.
»Manchmal ist es bitter, wenn man als erwachsener Mensch noch gewisse Anstandsregeln beigebracht bekommt!« sagte Michael Ullich, während sich Reuter die schmerzende Wange hielt. »Und ich kann es einfach nicht vertragen, wenn ein Mädchen auf eine so gemeine Art zu etwas gezwungen werden soll, was sie gar nicht will. Einer Frau wie Sabine Janner macht man auf andere Art klar, daß man sie gern für sich hätte. Haben Sie das verstanden, oder soll ich Ihnen das noch einmal hinter die Ohren schreiben?«
»Sie hören noch von mir!« fauchte Reuter.
»Ich bin gerne bereit, Ihnen sofort Genugtuung zu geben!« lächelte Ullich. »Die Wüste ist groß genug für eine Unterhaltung, wie sie richtige Männer zu allen Zeiten geführt haben. Es ist zwar keine Lösung für das Problem Ihrer Unhöflichkeit, könnte aber ganz heilsam sein!«
»Ich schlage mich nicht mit einem Halbwilden!« knurrte Oliver Reuter.
»Es dürfte auch viel gesünder sein und Ihnen eine Liftung des Gesichts ersparen!« lächelte Ullich grimmig. »Gehen Sie mir, solange ich mit meinem Freund hier bin, aus dem Wege, Herr Reuter. Und wenn Sie dieses Mädchen noch einmal in dieser Weise belästigen oder ähnliche Andeutungen machen, dann versichere ich Ihnen, daß Sie Ihren Vater und Ihre Mutter vielleicht einstmals vergessen werden — aber mich werden Sie nicht vergessen. Denn dann werde ich Sie verprügeln, wie es Ihr Vater bereits hätte tun sollen. Und jetzt scheren Sie sich raus!«
»Mit welchem Recht…!« wollte Reuter aufbegehren.
»Bitte, gehen Sie, Herr Reuter!« sagte Sabine Janner und bemühte sich, ihrer Stimme einen scharfen Ton zu geben.
»Ich weiche der rohen Gewalt!« sagte der Ingenieur und musterte Ullichs flache Hand, die dieser schon zur nächsten Ohrfeige erhoben hatte. »Aber wir sind noch nicht fertig miteinander. Achten Sie gut auf Ihre Sicherheit, mein Herr. Die Wüste ist gefährlicher, als es den Anschein hat!«
»Das kommt daher, weil schon die Wüste durch die Wüste Gobi entstanden ist!« setzte Carsten Möbius trocken hinzu. Doch sein Gesicht war ernst, als er Reuter nachblickte, der mit schnellen Schritten sein Zelt verließ.
»Ihr solltet das nicht auf die leichte Schulter nehmen!« sagte Professor Zamorra, als er mit den Freunden und Sabine alleine war. »Ich kenne Typen dieser Art ganz genau. Sie gehen über Leichen, wenn es ihren Vorteil bedeutet. Der hat sicher etwas vor. Seine Männer scheinen ihm bedingungslos zu gehorchen !«
»Man müßte sich mit diesem Herrn unterhalten, wenn er hypnotisiert ist!« sinnierte Möbius. »Dann würde er ganz sicher ausplaudern, warum es nicht voran mit der Wasserbohrung geht!«
In Sabines Züge malte sich Erstaunen. Fast erkannte sie die Zusammenhänge. Doch Professor Zamorra war auf der Hut und erkannte, daß das Girl das Versteckspiel durchschaut hatte. Zu dieser Zeit konnte das noch verheerende Folgen haben.
Ein Blick des Parapsychologen traf Sabine Janner mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Unbekannte Kraftströme griffen nach ihrem Willen.
»Sie sind sehr müde und schlafen bereits ein, Sabine. Sie schlafen - schlafen - schlafen —…« sagte Professor Zamorra mit leiser, fast montoner Stimme. »Sie werden alles, was Sie jetzt hören, in einer Stunde vergessen haben. Dann werden Sie erwachen, sich sehr wohl fühlen und sich an nichts erinnern. Auch nicht, daß Sie geschlafen haben!«
Das Mädchen gab mit keinem Zeichen zu verstehen, daß es die Worte verstanden hatte. Dennoch rührte es sich nicht vom Fleck. Obwohl die Augen geöffnet waren, zeigte der Körper keine Regung.
Professor Zamorra war ein Großmeister der Hypnose und vermochte es, einen Menschen fast beiläufig unter seine Kontrolle zu bringen. Er tat es jedoch sehr ungern, sich in das Innerste eines Menschen einzumischen und seinen Willen zu blockieren. Doch in diesem Falle war es das beste, und Sabine Janner würde sich an nichts erinnern.
»So, nun können wir offen über alle Dinge reden!« sagte Professor Zamorra. »Hier bei der Überprüfung der Bohrstelle
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