0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
tonlos hervor. »Er ist also wieder aufgetaucht!«
»Er belebt meine Sandwesen mit dem Willen, Menschen zu überfallen und zu töten!« sagte Asfar. »Doch das lasse ich nicht zu. Ich werde ihm sein finsteres Handwerk legen. Ein für alle Mal!«
»Asfar! Bleib und sage mir noch…!« rief Professor Zamorra.
Doch der Dschinn war bereits verschwunden.
Resigniert zuckte Professor Zamorra die Schultern.
Jetzt mußte er abwarten…
***
Sabine Janner fand den »Revisor« wesentlich netter, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Carsten Möbius hatte Professor Zamorra auf der Rückfahrt zum Camp über alles unterrichtet.
Als sie im Camp eintrafen, stellten sie fest, daß Oliver Reuter mit einigen seiner Männer bereits im Camp eingetroffen war.
Professor Zamorra kam gerade rechtzeitig, um einen Streit zwischen den beiden Objektleitern zu schlichten.
»… seien Sie doch froh, Mademoiselle Janner, daß Monsieur Reuter Ihnen mit seinen Männern hier helfen will!« sagte er und bemühte sich, seinem sonst so akzentfreien Deutsch ein französisches Flair zu geben, um ihn unauffällig erscheinen zu lassen. »Ich bin sicher, daß es der Wille der Firmenleitung ist, wenn die Teams in solchen Extremfällen Zusammenarbeiten!« Er hatte nämlich bemerkt, daß Carsten Möbius zugenickt hatte. Wer wußte, was der Junge vorhatte.
»Ich bin zwar Leiterin des Projekts, aber Sie als Revisor haben natürlich gewisse Befugnisse!« sagte Sabine Janner resignierend, während Oliver Reuter triumphierend lächelte.
»Sie bohren ja hier doch vergebens, Sabine!« sagte er dann mit unangenehmer Stimme. »Wir dagegen werden ganz sicher in der nächsten Woche auf Öl stoßen. Und dann liegt es an mir, ob Sie weiterhin für den Möbius-Konzern tätig sind. Denn in diesem Augenblick hat die Ölbohrung Priorität!«
»Den hohen Herrn in Frankfurt ist nur daran gelegen, bald greifbare Ergebnisse in den Händen zu halten!« mischte sich Professor Zamorra diplomatisch ein.
»Ich glaube, Monsieur Zamorra, daß diese Dinge Sie nichts angehen!« sagte Reuter mit kalter Stimme. »Sie sind sicher hier, um Untersuchungen vorzunehmen, inwieweit Fräulein Janner ihren Aufgaben nicht gewachsen ist. Wenn, Sie Ihr Wissen nicht nur aus Büchern oder von Akten auf dem Schreibtisch haben, werden Sie schnell erkennen, daß hier selbst ein blutiger Laie geschickter vorgegangen wäre!«
Professor Zamorra beobachtete seine beiden Freunde. Carsten Möbius hatte den Kopf schiefgelegt und hörte sich alles sehr interessiert an. Michael Ullich jedoch stand auf und schob sich langsam nach vorn. Der Meister des Übersinnlichen sah, daß er die Fäuste geballt hatte.
»Ich bin sicher, daß meine Arbeit sabotiert wird, Monsieur Zamorra!« sagte die Geologin aufgeregt.
»Ich würde nicht raten, eine Verdächtigung auszusprechen!« zischte Oliver Reuter mit dem Charme einer angreifenden Natter.
»Das wird sich alles feststellen lassen!« versuchte Professor Zamorra, die Diskussion zu beenden. »Ich werde die Angelegenheit eingehend prüfen, und mein Bericht geht direkt an den Junior-Chef!«
»Was, an diesen Gammelbruder!« entfuhr es Reuter. »Verzeihen Sie, Monsieur. Aber ich habe diesen heruntergekommenen Typen mal von weitem gesehen, so wie der rumläuft, ist der doch gar nicht ernst zu nehmen. Den kann ich doch mit Leichtigkeit in der Pfeife rauchen!«
»Dazu werde ich dir ganz sicher Feuer geben!« versprach Carsten Möbius gefährlich leise. Nur Michael Ullich hörte es und grinste.
»Nun sehen Sie die Angelegenheit mal nicht so eng, Sabine!« gab Oliver Reuter seiner Stimme einen fast väterlich-beschützenden Klang. »Auch wenn Sie hier nicht mehr Objektleiterin sind, muß das nicht bedeuten, daß wir keine Arbeit mehr für Sie haben. Wenn Sie ganz besonders nett zu mir sind, dann werde ich ein gutes Wort für Sie einlegen. Dem Tüchtigen und Erfolgreichen versagt man in unserer Branche doch nichts. Jeder bekommt das, was er verdient!«
»Das stimmt!« klirrte Michael Ullichs Stimme und Sabine sah, wie sich die hochgewachsene, breitschultrige Gestalt des Jungen zwischen sie schob. Oliver Reuter, der schon die Hände erhoben hatte, um Sabine Janner besitzergreifend um die Hüften zu fassen, starrte ihn verblüfft an.
»Was wollen Sie denn, Sie hergelaufener…!« brachte er hervor. Dann sah er in Ullichs Augen, die kalt wie polare Gletscher glitzerten. Obwohl im Inneren des Büros eine fürchterliche Hitze vorherrschte und der Ventilator kaum Abhilfe
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