0294 - Die Nacht der bestellten Morde
kostspielige Einrichtung leisten kann.«
»Wir haben es uns vom Munde abgespart.«
Ebensogut hätte ich behaupten können, ein Jahr lang sparen zu wollen, um mir dann einen Wolkenkratzer zu kaufen. Irgendwas stimmte hier nicht. Entweder hatte Thomas Banter so erhebliche Schulden, daß er sie kaum jemals würde abdecken können. Oder er machte krumme Geschäfte, die ihm Nebeneinnahmen einbrachten.
Ich unterhielt mich mit der jungen Frau noch eine Weile, bat sie dann, uns sofort zu benachrichtigen, wenn ihr Bruder auftauche, und verabschiedete mich.
In der Dunkelheit fuhr ich nach Manhattan zurück.
***
Den frühen Nachmittag verbrachte Phil damit, das Verbrecherarchiv zu durchwühlen. Zwei Kollegen halfen ihm dabei. Die Arbeit wurde dadurch erheblich erleichtert, daß sämtliche Vorbestrafte nach bestimmten Merkmalen registriert waren. Phil suchte einen Mann von etwa 40 Jahren mit knochiger Figur, langem, gespaltenem Kinn, axtartiger Nase und weit auseinanderstehenden Augen.
Er fand ihn.
Die Beschreibung Claudia Flints stimmte so genau mit dem Foto überein, daß kein Zweifel bestehen konnte. Dennoch fuhr Phil in die 23rd Street und zeigte der Pensionsinhaberin das Bild.
»Das ist er. Gar nicht zu verkennen. Das ist der Mann, den ich heute vormittag Ihrem Kollegen beschrieb.«
»Wir danken Ihnen für Ihre nette, tatkräftige Unterstützung unserer Ermittlungen, Miß Flint«, sagte Phil höflich und wandte sich zur Tür.
»Darf ich fragen, wer der Mann auf dem Foto ist?« wollte die Alte wissen.
»Ein Raubmörder«, antwortete Phil. »Wenn er hier wieder auf tauchen sollte — was allerdings nicht anzunehmen ist —, dann rufen Sie uns bitte beim FBI an. Die Nummer ist 5 53 27 00.«
***
Phils nächster Weg führte ihn zum Hauptquartier der City Police. Mit Captain Blyth begab er sich in die Personalakten-Abteilung, wo in umfänglichen Ordnern die Schicksale Tausender von City Cops festgehalten sind.
Es dauerte nicht lange, bis man die Unterlagen über John Banter gefunden hatte. Am 10. 2.1900 geboren, mit 25 Jahren in die City Police eingetreten, vier Jahre später zum Sergeant befördert, 1933 aus dem Polizeidienst ausgeschlossen und zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe wegen Rauschgifthandels und Amtsmißbrauchs sowie Geständniserpressung verurteilt. 1935, nach verbüßter Strafe, bekam John Banter eine Anstellung bei einer Versicherungsgesellschaft.
»Er arbeitete dort als Detektiv«, sagte Phil. »Davon steht aber hier nichts.«
»Dann war es auch nicht bekannt. Banter hätte niemals eine Lizenz erhalten.«
»Aber es ist durchaus möglich, daß ihn die Versicherungsgesellschaft zum Schnüffeln befugte?«
»Natürlich. Aber das ist ihre Angelegenheit und geht uns nichts an.«
»Vielen Dank, Captain. Das genügt mir.«
***
In einem Lokal in der Fifth Avenue nahmen wir das Abendessen ein.
»Fassen wir noch einmal zusammen!« sagte ich. »Bondoza raubte 1937 den Schmuck und gab ihn angeblich seiner Freundin, Die aber verschwand für immer. John Banter wurde damals mit dem Fall betraut. Jetzt, 22 Jahre später, versuchten mindestens drei verschiedene Gruppen, dem entlassenen Bondoza das Geheimnis zu entreißen. Erste Gruppe: Thomas Banter und seine Schwester Gloria. Tom Banter mußte sich offiziell mit Bondoza in Verbindung setzen, da er von seiner Firma den Auftrag dafür erhielt. Gloria versuchte es inzwischen auf ihre Weise. Außerdem sind Bondoza zwei andere Typen auf den Pelz gerückt. Der Rotgesichtige, von dem wir keinerlei weitere Vorstellung haben — und das Axtgesicht, der Raubmörder.«
Phil zog sein Notizbuch. »Hier sind die Angaben. Er heißt Fred Toonish. Sein Äußeres ist dir bekannt. 42 Jahre alt. 1940 — also mit 23 Jahren wegen Raubmordes an einem Kassenboten zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, aber vor einem Jahr begnadigt und entlassen. Er war ebenfalls in Sing Sing, muß Bondoza also gekannt haben. Ob er mit ihm irgendwelche Händel hatte, konnte man mir im Staatsgefängnis nicht sagen. Er ist untergetaucht. Niemand kennt seine Adresse.«
»Es bestehen jetzt vier Möglichkeiten, Phil. Entweder der Rotgesichtige oder Toonish oder Thomas Banter. Einer von ihnen kann Bondoza umgebracht haben. Als vierte Möglichkeit käme der Rachemord eines anderen Täters in Frage, von dem wir noch keine Ahnung haben.«
»Da Thomas Banter aber verschwunden ist, wäre es ohne weiteres möglich, daß er von Bondoza das Schmuckversi eck irgendwie erfahren hat. Um die Beute für
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