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0294 - Die Nacht der bestellten Morde

0294 - Die Nacht der bestellten Morde

Titel: 0294 - Die Nacht der bestellten Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der bestellten Morde
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Island.
    Es wurde bereits dämmerig, als ich mein Ziel erreichte. Nach einigem Suchen fand ich das Haus. Es lag hinter einer Hecke aus Gartenrosen versteckt. Ich parkte den Jaguar am Straßenrand und trabte über einen Kiesweg zu einem schmucken Bungalow mit großem Blumenfenster in der Vorderfront.
    Ich läutete. Einige Augenblicke später vernahm ich leichte Schritte hinter der Tür. Ein Klirren folgte. Ich schloß daraus, daß man eine Sperrkette einhakte.
    Dann wurde die Tür einen winzigen Spalt weit geöffnet. Es war dunkel in der Diele. Daher konnte ich nicht erkennen, wer jetzt durch den Spalt lugte.
    »Hier wohnt doch Mr. Banter«, sagte ich und zog meinen Hut.
    »Allerdings. Was wollen Sie von ihm?« Es war eine perlende Frauenstimme.
    »Mein Name ist Cotton. Ich bin FBI-Beamter…«
    »Mr. Banter ist nicht da.«
    »Das habe ich beinahe befürchtet. Aber ich kann mich auch mit Ihnen unterhalten. Ich nehme an, Sie sind Gloria Banter,-die Schwester von Mr. Thomas Banter.« Statt einer Antwort wurde die Sperrkette entfernt, das Licht in der Diele angeknipst und die Tür weit geöffnet.
    Gloria Banter war eine bildschöne Frau. Nicht älter als 20, mittelgroß, mit kühlen blauen Augen, rotbraunen Haaren, bronzefarbenem Teint, schmaler Nase, vollen Lippen, langen Wimpern und einem auffälligen Leberfleck auf der rechten Wange.
    Irgendwie kam mir das Girl bekannt vor, obwohl ich davon überzeugt war, daß ich sie nie zuvor gesehen hatte.
    »Bitte, treten Sie ein!« sagte die junge Frau lächelnd. »Wie war Ihr Name?«
    »Cotton, Jerry Cotton.« Ich holte meinen Ausweis aus der Brieftasche. »Hier ist meine Legitimation.«
    Sie warf nur einen kurzen Blick darauf. »Wollen Sie ablegen?«
    »Gern. Es ist schon lausig kalt draußen. Und Sie haben es hier sehr gemütlich.« Die Garderobe befand sich in der Diele. Ich schlüpfte aus meinem Mantel und stutzte plötzlich für einen Bruchteil einer Sekunde.
    Auf einem Bügel hing ein kostbarer Mantel aus Tigerfell. Ich blickte zur Hutablage und gewahrte die kleine Tigerfellkappe. Jetzt wußte ich, warum Gloria Banter mir so bekannt erschienen war. Es gab keinen Zweifel mehr, daß es sich um Henry Bondozas Besucherin handelte. Claudia Flint hatte sie wirklich sehr treffend beschrieben. Alles stimmte.
    Ich ließ mir nichts anmerken, sondern folgte Gloria Banter in ein behaglich eingerichtetes Kaminzimmer. Eine große Glastür führte auf eine Terrasse. Im Kamin prasselten große, würzig duftende Scheite.
    »Darf ich Ihnen einen Whisky anbieten?«
    »Sehr gern, Miß Banter. Sie wohnen hier mit Ihrem Bruder allein?«
    »Unser Vater lebt bei uns.«
    Die junge Frau machte sich an der Hausbar zu schaffen und reichte mir dann ein hohes Whiskyglas aus kostbarem Kristall. Goldbraun schimmerte der Scotch darin.
    Gloria Banter zog die Jacke ihres flaschengrünen Hausanzugs glatt und ließ sich mir gegenüber in einen Ledersessel gleiten. Sie schlug die Beine übereinander und sah mich aus großen Augen an. »Hat Ihr Besuch irgend etwas mit meinem Bruder zu tun, Mr. Cotton? Tom ist seit gestern vormittag nicht zu Hause gewesen. Es kommt zwar sehr häufig vor, daß er länger als einen Tag ausbleibt — sein Beruf bringt das mit sich —, aber im allgemeinen benachrichtigt er uns vorher. Das ist diesmal nicht geschehen. Ich rief daher heute nachmittag bei der Versicherungsgesellschaft an. Mr. Dickson sagte mir, daß Tom mit einem Auftrag unterwegs sei.«
    Ich nickte. »Mir sind die Dinge bekannt, und mich beunruhigt das lange Wegbleiben Ihres Bruders. Sie wissen nicht, in welcher Angelegenheit er unterwegs ist?«
    »Nein, Mr. Cotton. Ich habe keine Ahnung.« Das Girl log, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ich blickte mich um. »Sie haben es sehr schön hier. Arbeiten Sie, Miß Banter?«
    »Nein.«
    »Was ist eigentlich Ihr Vater?«
    »Er war in jungen Jahren Kriminalbeamter und dann Versicherungsdetektiv. Übrigens in der gleichen Firma, in der auch Tom jetzt arbeitet.«
    Ich wußte das natürlich längst. Und ich wußte auch, daß John Banter, der Vater von Thomas und Gloria, vor mehr als zwei Jahrzehnten von der Versicherungsgesellschaft beauftragt worden war, nach Maybelline Stretcher zu suchen, die angeblich die Beute haben sollte.
    »Ihr Vater ist jetzt nicht mehr berufstätig?«
    »Nein. Er ist fast 60 und leidet an schwerem Rheuma.«
    »Über das Gehalt Ihres Bruders bin ich informiert, Miß Banter. Mir ist rätselhaft, wie man sich davon einen so schönen Bungalow und eine

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