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0294 - Die Nacht der bestellten Morde

0294 - Die Nacht der bestellten Morde

Titel: 0294 - Die Nacht der bestellten Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der bestellten Morde
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Baracke war nur noch zum Teil vorhanden. Dennoch konnte keins der ringsum liegenden Gebäude mit dieser Baracke konkurrieren. Sie war zweifellos am besten erhalten.
    Ein schmaler Lichtstreifen drang aus einem der Fenster.
    »Dort steckt er«, sagte Phil.
    Wir waren bis auf etwa 30 Meter an die Baracke herangekommen, als plötzlich Motorengebrumm hinter uns erklang.
    Augenblicklich verlöschte das Licht in der Baracke.
    »Dort links«, zischte Phil und rannte los. Ich folgte ihm und sah, daß mein Freund die Trümmer eines abgerissenen Hauses meinte. Fast gleichzeitig warfen wir uns hinter eine etwa meterhohe Backsteinkante. Ich landete auf fauligem Stroh.
    Wir wagten nicht, den Kopf über die Mauerkante zu heben, denn in dem heilen Sternenlicht hätte man uns sehen können.
    Aber zum Glück befand sich direkt vor meiner Nase ein schmaler Spalt in der Mauer, der dadurch entstanden sein mochte, daß sich der Zement zwischen zwei Backsteinen gelöst hatte.
    Ich peilte durch diese winzige Öffnung und sah ein Stück Baracke. Allerdings nur den unteren Teil. Der Spalt war so klein, daß sich der Blickwinkel selbst dann nicht vergrößerte, wenn ich meine Stirn an den kalten Stein preßte und das Auge möglichst nahe an den Spalt brachte.
    So kam es, daß ich von Toonish nur die Beine und seine locker herabhängenden Hände sah, als er aus der Tür der Baracke trat und an die morsche Holzwand gelehnt stehenblieb.
    Das Motorengebrumm kam immer näher und befand sich jetzt mit uns etwa auf einer Höhe. Dann verstummte es.
    Ein Wagenschlag wurde geöffnet.
    Angestrengt beobachtete ich die Beine des Raubmörders Toonish. Er veränderte seine Haltung nicht. Nur die rechte Hand hielt er jetzt in der Hosentasche verborgen. Wahrscheinlich umklammerte er den Kolben einer Waffe.
    »Was siehst du?« fragte Phil leise.
    »Nicht viel. Laß uns noch einen Augenblick warten! Vielleicht hören wir etwas, das uns weiterhilft. Wir wollen erst eingreifen, wenn der Ankömmling mit Toonish in dessen Behausung geht.«
    Während dieser Worte hatte ich meinen Mund Phils Ohr genähert und dabei natürlich das Auge von meinem Guckloch entfernt.
    Als ich jetzt wieder hinausspähte, hatte Toonish seine Fußstellung etwas verändert. Der Ankömmling aber war noch immer nicht in mein Blickfeld geraten.
    Im nächsten Augenblick heulte der Motor des Wagens auf. Mit erheblicher Geschwindigkeit brauste das Fahrzeug davon.
    »Was nun?« zischte Phil beinahe lautlos.
    »Komisch! Toonish steht noch immer neben der Tür. Laß uns noch einen Augenblick warten!«
    Aus dem Augenblick wurde eine Minute. Und während dieser Zeit beobachtete ich fortgesetzt die Beine des Raubmörders. Er bewegte sie nicht ein einziges Mal.
    »Der Kerl scheint zur Salzsäule erstarrt zu sein. Phil. Los, jetzt!«
    Ich zog meinen Smith and Wesson aus der Schulterhalfter, erhob mich auf die Knie und spähte über den Mauerrand.
    Fred Toonish stand im vollen Licht der hellen Sterne.
    Er stand aufrecht und war dennoch tot.
    Denn der Mann aus dem Auto hatte ihm einen langen, glänzenden Metallpfeil durch den Hals geschossen, dessen Spitze sich in die Holzwand der Baracke gebohrt hatte.
    ***
    Es wimmelte von Beamten der FBI-Mordkommission. Die Baracke wurde von starken Standscheinwerfern angestrahlt. Zusammen mit den Kollegen vom Spurensicherungsdienst machten wir uns an die Untersuchung von Toonishs Behausung. Obwohl wir sogar die morschen Dielen losbrachen, in jede Ritze und in jeden Winkel schauten, wurde nichts Bemerkenswertes gefunden.
    Auf dem unordentlichen Feldbett aber lag eine Ausgabe der New York Times vom 6. Januar. Es war die gleiche Zeitung, die ich auch in Henry Bondozas Zimmer in der Pension der 23rd Street gefunden hatte. Ich hatte das Blatt inzwischen Zeile für Zeile studiert, jedoch nur eine Meldung gefunden, die sich auf den Fall Bondoza bezog. Die Meldung stand auf der vierten Seite und berichtete in wenigen Worten von der Entlassung des Zuchthäuslers.
    Wieder einmal standen wir vor einem Rätsel. Fred Toonish war vor unseren Augen ermordet worden — wie Henry Bondoza. Zwar hatte sich der Mörder diesmal nicht einer Schlinge, sondern eines langen metallischen Pfeils bedient, wie ihn Sportschützen benutzen und wie er zu Tausenden in allen New Yorker Sportgeschäften zu kaufen ist. Dennoch konnte es sich um den gleichen Täter handeln.
    Ich sagte es Phil, als wir kurz nach Mitternacht irgendwo im Norden Manhattans in einem Drugstore vor einer Tasse dampfenden Kaffees

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