0296 - Mandraka, der Schwarzblut-Vampir
inmitten der Mauern.
Der Wind strich über seinen Kopf. Myxin glaubte, eine alte Treppe zu sehen. Sie führte in die Höhe, aber sie wollte er nicht benutzen, denn sie sah ihm zu baufällig aus.
Deshalb wandte er sich nach rechts.
Seine Augen hatten sich mittlerweile an das herrschende Licht gewöhnt. So glaubte er, die Umrisse einer Tür zu sehen. Und nicht nur das. Unter der Tür fiel ein Streifen her.
Ein wenig heller als das Grau und leicht rötlich schimmernd. Hinter der Tür mußte Licht brennen. Zumindest eine Kerze.
Myxin war nicht den Weg gegangen, um jetzt einen Rückzieher zu machen. Er wollte wissen, wer oder was hinter der Tür lauerte.
Einen kleinen Schritt trat er noch vor und schaute genau links an den Türrand, wo Futter und Blatt einen Winkel bildeten. Dort fiel ein schmaler Streifen nach draußen.
Myxin wußte Bescheid. Die Tür war nicht verschlossen. Knapp war das Lächeln, das über sein Gesicht huschte. In Sekundenschnelle hatte er einen Plan gefaßt, hob sein rechtes Bein und rammte es wuchtig vor.
Der Fuß traf.
Die Tür flog nach innen, prallte gegen die Wand, wurde zurückgestoßen und von Myxins Fuß wieder abgefangen, als er über die Schwelle sprang.
Er starrte in ein rötliches Licht. Aber nicht nur dort hinein. In seinem Zentrum hockte eine Gestalt.
Der Teufel!
***
Für die Länge eines Atemzuges rührte sich Myxin nicht. Dann hatte er die Überraschung verdaut, die ihm der Anblick des Höllenfürsten bereitet hatte. Ihn konnte auch das Gelächter nicht mehr schrecken, das ihm Asmodis entgegenschickte. Myxin war sich seiner Sache sicher, denn er vertraute auf seine Wandlung.
So blieb er stehen, den rechten Arm vorgestreckt, dessen Verlängerung das Schwert bildete.
Das rote Feuer, das den Teufel umgab und anleuchtete, erreichte mit seinem Widerschein auch die blanke Goldklinge und legte blitzende Reflexe auf das Metall.
Der Satan sonnte sich in seinem Triumph. Er sah, daß Myxin mit ihm nicht gerechnet hatte und winkte mit seiner Klaue. »Komm ruhig näher, Magier, du bist mir gerade richtig eingetroffen.«
Myxins Blicke glitten über die Gestalt des Satans. Asmodis hockte auf einem Stuhl. Er war nicht nur flammenumkränzt, im gleichen Rot leuchtete auch seine Kleidung, die sehr eng den Körper umspannte. Sie wirkte schon wie ein Trikot. Häßlich wie immer war das Gesicht mit seiner dreieckigen Form, den erbarmungslosen Augen und den beiden krummen Hörnern, die aus der Stirn wuchsen.
Fellartige Haare bedeckten die Haut, und der Teufel kicherte wieder.
»Herzlich willkommen!«
»Bei dir nie!« erwiderte Myxin. Er hatte beschlossen, vor dem Höllenfürsten keine Angst zu haben.
Satan lachte. »Ich denke, du bist freiwillig hergekommen. Wolltest du mich nicht begrüßen?«
»Nein!«
»Wen dann?«
Myxin wollte sich von Asmodis nicht auf den Arm nehmen lassen und erwiderte: »Ich glaube, daß wir beide wohl auf den oder die gleichen warten, nicht wahr?«
»Meinst du die Schwarzblut-Vampire?« erkundigte sich Asmodis lauernd.
»So ist es.«
»Gut gefolgert. Aber woher willst du wissen, daß sie sich hier befinden, Myxin?«
»Ich bin ihren Spuren nachgegangen.«
»Sie haben keine hinterlassen!«
»Für mich schon!«
Satan wurde ein wenig unsicher. Am Zucken seines Gesichts deutlich abzulesen. »Welche Spuren?« wollte er wissen.
»Für mich reichten sie.«
»Gut.« Asmodis winkte ab. »Und ich dachte, du würdest auf einen anderen warten, der sich auch in der Nähe befindet.«
»Wer ist es?«
»Kennst du deine Freunde nicht mehr?«
»Nein.«
Asmodis verstand den Hintergrund dieser Antwort nicht, deshalb sagte er dem kleinen Magier die Wahrheit. »John Sinclair wird herkommen. Freut dich das nicht?«
»Der Geisterjäger?« Das rutschte Myxin einfach so heraus, und Asmodis wunderte sich.
»Wieso sagst du das? Kennst du noch einen Sinclair?«
»Nein. Außerdem interessiert er mich nicht. Ich will zu den Schwarzblut-Vampiren.«
Der Satan überhörte die letzten Worte kurzerhand. »Wieso interessiert dich der Geisterjäger nicht mehr?«
»Weil ich meinen eigenen Weg gehe.«
»Du allein?«
»Ja.«
Asmodis stieß ein meckerndes Lachen aus. »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte er. »Nein, das kann ich nicht glauben. Es kommt mir vor, als hättest du dich von ihm getrennt.«
»Vielleicht habe ich das.«
Der Teufel schaute Myxin lauernd an. »Wenn es keine Falle ist, möchte ich gern mehr darüber wissen.«
»Es braucht dich nicht zu
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