0296 - Mandraka, der Schwarzblut-Vampir
des Kellers hinein.
»Es gibt am Ende des Kellers eine schmale Tür. Sie führt nicht in ein anderes Haus, sondern ins Freie. Diesen Weg haben die Entführer meines Kollegen genommen.«
»Sollen wir eine Fahndung…?«
Suko unterbrach den Sergeant. »Nach wem oder nach was wollen Sie fahnden, mein Lieber?«
»Ich meine…«
»Es hat wirklich keinen Sinn, hier mit öffentlichen Fahndungen zu arbeiten.«
»Aber was wollen Sie denn unternehmen?«
Suko hob die Schultern und erwiderte: »Mir wird schon etwas einfallen, Sergeant…«
Der Polizist machte ein erstauntes Gesicht. »Ihren Optimismus möchte ich haben, Inspektor.«
»Das lernt man mit der Zeit, mein Lieber.« Dann ging der Chinese.
An seinen Hals und an die Behandlung dachte er nicht mehr. Andere Probleme waren wichtiger.
***
Ich war hilflos!
Angekettet hatte man mich. Nicht nur an den Armen, auch an den Beinen. An allen vier Gelenken spürte ich die Manschetten, die sehr eng geschlossen waren, so daß ich Schmerzen bekam. Zudem hingen die Ketten an eisernen Ringen, die in einer Wand steckten. Ein Entkommen war unmöglich.
Das wußten auch meine Gegner und konnten deshalb triumphieren. Einer stand vor mir.
Es war derjenige, der mich auch in dem verdammten Treppenhaus der Ruine überwältigt hatte. Ein Wesen, das ich nie zuvor gesehen hatte, und auch jetzt kaum erkennen konnte, denn etwas füllte groß und rund mein Gesichtsfeld aus.
Es war eine Waffenmündung. Noch eine Fingerbreite, dann hatte sie meine Stirn erreicht, und sie war genau zwischen den Augen zum Stillstand gekommen.
Aus dieser Mündung war etwas gekommen, das mich brutal erwischte, aber nicht tötete.
Und genau da hakte es bei mir ein.
Weshalb hatte man mich nur betäubt und nicht ausgeschaltet? Es gab nur einen Grund. Irgend jemand brauchte mich. Vielleicht wollte er etwas von mir oder mich für seine Zwecke einspannen. Ich würde Genaueres rechtzeitig genug erfahren, dessen war ich sicher.
Noch etwas kam hinzu.
Fühlte ich mich sonst, wenn ich aus einer Bewußtlosigkeit erwachte, matt, leidend und abgewrackt, so war dies hier nicht der Fall. Es schien überhaupt nichts geschehen zu sein. Ich konnte mich als in Topform bezeichnen und hätte Bäume ausreißen können, wenn nicht die Ketten gewesen wären.
Jedesmal, wenn ich mich bewegte, vernahm ich ihr Klirren, das für mich keine schöne Musik war.
Das Wesen mit dem rot leuchtenden Schädel hielt die Waffe auf mich gerichtet. Mir waren im Laufe der Zeit zahlreiche Dämonen begegnet, einen wie diesen hatte ich noch nicht gesehen. Der Kopf leuchtete in der Tat knallrot, und er besaß auch Ähnlichkeit mit dem einer Echse, wobei die Form eines Krokodilschädels überwog. Langgestreckt, mit einem vorgeschobenen Maul, kleinen, tückischen Augen und einem zackigen Kamm auf dem haarlosen Kopf.
Wer war dieser Dämon? Woher stammte er? Ich hatte keine Ahnung und glaubte auch nicht, daß dieser Spezi vor mir sprechen, mich verstehen oder antworten konnte.
Dennoch sprach ich ihn an. »He, Freund, tu mir einen Gefallen und nimm die Kanone da weg. Ich habe es nicht so gern, in ein Mündungsloch starren zu müssen.«
Ich hätte auch gegen eine Wand reden können. Der Erfolg wäre der gleiche gewesen. Mein »Freund« dachte überhaupt nicht daran, meinen Wünschen nachzukommen. Er blieb stehen und richtete weiterhin die Mündung der seltsamen Waffe auf meine Stirn.
So blieb mir weiterhin nichts anderes übrig, als mich in mein Schicksal zu ergeben und darauf zu warten, was noch alles folgen würde. Bestimmt nichts Gutes.
Immer wenn ich mich bewegte, klirrten die Ketten. Ein helles Geräusch, an das ich mich mittlerweile gewöhnt hatte. Ich versuchte auch, an meinem Wächter vorbeizuschielen. Es gelang mir nur schwer, denn das Wesen war ziemlich breit und kompakt gebaut.
Jedenfalls lauerte hinter meinem Aufpasser die Dunkelheit. Eine schwarze Fläche, die von keinem Lichtstrahl erhellt wurde. Ich wußte nicht, ob mein Verlies in der Hölle, einer anderen Dimension oder auf der Erde war, jedenfalls nicht mehr in der alten Ruine.
Wer hatte mich angerufen?
Da gab es viele Möglichkeiten. Gegner hatte ich massenweise. Die meisten sahen mich lieber tot als lebendig, derjenige allerdings, der mir die Falle gestellt hatte, wollte etwas von mir.
Es tat sich auch was.
Zunächst zuckte der Dämon vor mir zusammen. Für einen flüchtigen Augenblick berührte die kalte Mündung der Waffe meine Stirn, dann drehte sich das Monstrum um und
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