0296 - Mandraka, der Schwarzblut-Vampir
starrte in die Dunkelheit hinein.
Auch für mich wurde es spannend.
Noch sah ich nichts, aber ich vernahm ein Rumoren, dann das Fauchen und ein hohes Kreischen. Eine Wolke schwebte auf mich zu und erreichte die hellere Insel, auf der sich der Wächter und ich befanden. Ich nahm den Geruch wahr und wußte Bescheid.
Da es nach Schwefel stank, gab es eigentlich nur eine Möglichkeit.
Derjenige, der sich mir näherte, war ein alter Bekannter von mir. Asmodis, der Teufel.
Obwohl ich die Gefahr, in der ich schwebte, keineswegs unterschätzte, mußte ich lachen. Der Satan hatte mich geholt, wahrscheinlich in sein Reich, demnach wollte er etwas von mir. Was es allerdings war, wußte ich nicht.
Ich würde mich überraschen lassen und mußte im nächsten Augenblick geblendet die Augen schließen, weil die Finsternis von einem grellen Flammenschein durchbrochen wurde und inmitten dieser Flamme der Teufel stand.
Mein Aufpasser war zur Seite getreten, damit ich den Satan besser sehen konnte.
Wir starrten uns an.
Ich hing gefesselt vor ihm, so gut wie wehrlos, sah ich einmal von meinem Kreuz ab, das mir einen einigermaßen guten Schutz bot. Satan konnte triumphieren, mich vernichten, töten, alles mit mir anstellen.
Und schließlich würde er das auch. Schließlich hatte ich ihm Sheila Conolly wieder abgenommen, was einer großen Niederlage gleichkam, die er erlitten hatte.
Dennoch blieb bei mir ein Rest Skepsis zurück. Asmodis hätte sich nicht die Mühe mit mir gemacht, wenn er mich nur einfach hätte umbringen wollen.
Da mußte etwas anderes dahinterstecken, deshalb wich meine Angst einer gewissen Erwartung.
Der Teufel kam näher.
Er war der Herr in dieser Dimension und spielte sich auch so auf.
Flammenumkränzt stand er da, die Augen kalt leuchtend, ein böses Lächeln auf dem breiten Maul und das dreieckige Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus verzogen.
»Da liegst du nun, verdammter Geisterjäger!« spie er mir entgegen. »Bist hilflos wie ein Wurm, über dem bereits der Fuß des Menschen schwebt, der ihn zertreten wird.«
Der Kerl kam mir vor wie der Darsteller einer billigen Schmierenkomödie. So war der Teufel nun mal. Da unterschied er sich kaum von anderen Dämonen. Immer darauf bedacht, Wirkung zu erzielen und anderen Angst und Schrecken einzujagen.
Bei mir schaffte er das nicht mehr. Ich hatte genug mit dem Herrscher der Hölle zu tun gehabt, und wir hatten uns Kämpfe bis aufs Blut geliefert.
Im Augenblick sah es so aus, als wäre ich der große Verlierer, das allerdings blieb erst einmal dahingestellt. Der Teufel wollte etwas von mir, und er scheuchte meinen Bezwinger weg.
Wir waren allein.
Um uns herum lauerte die Dunkelheit. Nur ich lag inmitten einer Lichtinsel, und auch der Satan wurde von ihr erfaßt, so daß wir uns beide sehen konnten.
Ich hatte ihm nichts zu sagen, sondern konnte in aller Ruhe abwarten. Dabei setzte ich sogar noch ein sattes Grinsen auf, um den Höllenfürsten zu ärgern.
Ließ er sich ärgern?
Möglich, aber er zeigte es nicht, sondern streckte seinen Arm aus und deutete mit seiner Klaue auf mich. »So wollte ich dich immer haben!« spie er mir entgegen, wobei nicht allein Worte aus seinem Maul drangen, sondern auch nach Schwefel stinkender Rauch und Qualm.
»Warum tötest du mich dann nicht, wenn du dir schon so große Mühe gibst, mich in deine Gewalt zu bekommen.«
»Es war keine Mühe, Geisterjäger. Ich hatte es einfach, du bist mir in die Falle gegangen. Und dein chinesischer Freund auch.«
»Was ist mit ihm?« fragte ich.
»Ich hatte den Auftrag gegeben, ihn zu töten, weil ich ihn ja nicht mehr brauchte. Leider haben meine Diener versagt, er konnte sie vernichten, aber es ist nicht tragisch, ich habe dich, und darauf baue ich meinen Plan.«
»Vorausgesetzt, ich spiele mit!«
Der Satan lachte. Dabei schüttelte er sich, und sein weiter Umhang geriet in wellenförmige Bewegungen. »Du wirst nicht anders können, Sinclair.«
»Und weshalb nicht?«
»Weil du der Geisterjäger bist.«
»Glaube nur nicht, daß ich dir zu Willen bin, Asmodis!« flüsterte ich scharf. »Noch habe ich meinen eigenen Kopf. Denk an Sheila Conolly. Ich habe auch sie befreien können und sogar deine teuflische Knochenuhr zerstört.« Bewußt erinnerte ich ihn an seine Niederlagen, denn ich wollte erleben, wie er sich ärgerte, doch der Teufel winkte einfach ab. Diese Handbewegung bewies mir, daß er es nicht so ernst nahm, und das wiederum wunderte mich, denn ich wußte, daß
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