0296 - Manege der Geister

Titel: 0296 - Manege der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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ab. Angriffe von fliegenden Alligatoren oder Messern und Gabeln gab es nicht mehr.
    ***
    Mit fünf vollbesetzten Streifenwagen rückte die Polizei von Miami aus. Ein schwarzer Chevrolet folgte, dem drei Männer in Zivil entstiegen. Rodney Williams kannte keinen von ihnen, aber als sie sich mit den Dienstmarken auswiesen, ahnte er Unheil. Die zwanzig Cops trugen Maschinenpistolen und verteilten sich blitzschnell nach einem vorher ausgetüfelten Plan über das Gelände.
    »Was soll der Blödsinn?« fragte Williams wütend. »Wenn Sie Krieg spielen wollen, gehen Sie nach Nahost -der Irak braucht jede Menge Verstärkung! Aber hier fuhrwerken Sie mir nicht mit Ihren Mordwerkzeugen herum!«
    Einer der Zivilisten stellte sich als Captain Perkins von der Mordkommission vor. »Sie haben es gerade nötig, hier laut zu werden«, sagte er kalt. »Betrachten Sie sich als festgenommen. Wo stehen die Raubtierwagen?«
    »Hoffentlich haben Sie auch einen stichhaltigen Grund für Ihre Aktion«, rauchte Williams. »Suchen Sie doch einfach mal! Aber ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen ein Strafverfahren an den Hals hänge, daß Sie den Rest Ihres Lebens als Straßenkehrer zubringen, falls Sie überhaupt noch mal irgendwo einen Job bekommen!«
    »Und ob ich einen Grund habe«, sagte Perkins. »Mord! Lieutenant Candal ist in seinem Büro ermordet worden - von einem Raubtier. Eine Sekretärin hat einen Leoparden gesehen. Und aus diesem Grund räumen wir hier erst mal gründlich auf! Noch einmal: Wo sind die Raubtiere?«
    »Da, wo sie hingehören«, bellte Williams.
    »Sie sind festgenommen«, stellte Captain Perkins fest und leierte den alten Spruch von Rechten und Aussageverweigerung und Anwalt herunter.
    »Genau den werde ich jetzt anrufen!« schrie Williams.
    »Aber nicht von hier aus, sondern aus dem Police Headquarter! Abführen!«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Williams verbittert, leistete aber keinen aktiven Widerstand. Er begriff nicht, wieso dieser Polizist sich dermaßen aufspielen konnte. Ein Großeinsatz dieser Art schadete dem Zirkus ungeheuer. Die Reporter würden sich die Finger wund schreiben. Zirkusdirektor im Großeinsatz verhaftet! Zirkus von bewaffneter Polizei umstellt… Was gab diesem Perkins das Recht dazu? Und daß Lieutenant Candal ermordet worden und ein Leopard gesehen worden war - das konnten doch nur Hirngespinste sein!
    Dann dachte er an das Blut an einem der Tiere, das laut Cal Byrkin zwischendurch durchsichtig gewesen sein sollte, und an den Stoffetzen, und ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Was geschah hier?
    Während zwei Uniformierte ihn in einen der Streifenwagen drängten, scheuchte Perkins seine Leute weiter zwischen den Containern und den geparkten Trucks hindurch, bis er schließlich die beiden Container von Jenny O’Tyrell entdeckte. Mit lauten Rufen beorderte er seine Männer zu sich.
    »Machen Sie nicht die Tiere wild!« fuhr Leoparden-Jenny ihn an, die aus ihrem Wagen trat. »Sind Sie wahnsinnig geworden? Was soll der Blödsinn?«
    »Sie sind Jennifer O’Tyrell?«
    »Ja!«
    »Ihnen gehören die Leoparden?«
    »Ja, bloß wüßte ich nicht, was Sie das angeht!«
    »Sie sind verhaftet. Wer gehört zu Ihren Mitarbeitern?«
    Leoparden-Jenny tippte sich respektlos an die Stirn. »Sie haben ’nen Vogel, Mister Polizist, hat Ihnen das schon mal einer gesagt? Was haben Sie vor?«
    Perkins schnarrte seinen Spruch herunter. »Abführen«, endete er. Dann wandte er sich dem Container mit den Tieren zu. »Öffnen!«
    Weder Jenny noch Cal Byrkin, der entsetzt einige Dutzend Meter entfernt stand, dachten daran, seinem Befehl zu folgen.
    »Aufbrechen!« kommandierte Perkins.
    Mit Gewalt wurde die Sicherheitsverriegelung geöffnet. Zwei Mann mit entsicherten Maschinenpistolen turnten in den Wagen. Dann folgte Perkins. Er sah sich in dem beleuchteten Innern um, sah zu den Käfigen hinüber und entdeckte, was auch schon Jenny und Williams in Entsetzen versetzt hatte.
    »Abschießen, das Vieh!« kommandierte Perkins. »Bevor es noch mal ausbricht und weitere Menschen umbringt!«
    Die beiden Beamten hoben ihre Waffen, schalteten auf Einzelfeuer und zielten auf den Leoparden. Dann drückten sie ab.
    ***
    »Was ist denn hier los?« staunte Nicole, als sie die flackernden Rotlichter des Polizeiwagen-Großaufgebots sah. »Wird hier ein Schwerverbrecher gejagt?«
    Rob Tendyke kurbelte am Lenkrad. Der Buick Elektra verließ die eigentliche Zufahrtsstraße und rollte über unebenen Boden im Blitztempo