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0296 - Manege der Geister

0296 - Manege der Geister

Titel: 0296 - Manege der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ohnehin keine Chance, die 20 Tonnen Auflieger rechtzeitig wieder zum Stehen zu bekommen. Wenn Tendyke jetzt bremste, schob ihn die Aufliegermasse glatt in den Zirkus.
    Er drehte am Lenkrad und kurbelte wie ein Weltmeister. Die Zugmaschine schleuderte herum. Der Auflieger schaukelte heftig. Byrkin sah mit weit aufgerissenen Augen an Tendyke vorbei in den rechten Außenspiegel. Da krachte es auch schon. Der Vierzig-Fuß-Container schrammte an einem anderen Artistenwagen vorbei und brachte den ins Schaukeln, wurde aber selbst dadurch krachend und knirschend besser in die richtige Bahn geschoben.
    »Was war das da?« fragte Tendyke trocken und deutete voraus.
    »Eingangsbereich… Sperre, Kasse…«
    Die konnte um diese Zeit nicht besetzt sein. Tendyke gab wieder Gas. Der Truck walzte alles nieder, was ihm im Weg stand. Trümmerstücke flogen krachend nach allen Seiten. Tendyke verzog keine Miene. Er sah jetzt, wie er auf die Zufahrtstraße kommen konnte.
    Die Polizei vom Miami hatte wohl etwas dagegen. Zwei Streifenwagen mit flackernden Rotlichtern fegten ihm entgegen, um ihn zu stoppen. Sie kamen von der anderen Seite und hatten leichteres Spiel… Bis jetzt.
    Tendyke ließ wieder das Signalhorn brüllen.
    »Du bist irre!« schrie Byrkin verzweifelt. Das konnte nicht gutgehen. Dieser Wahnsinnige fuhr direkt auf die Patrol Cars zu und beschleunigte noch weiter! Auf dem unebenen Boden wurde der Truck durchgeschüttelt. Byrkin wagte gar nicht erst an die Tiere zu denken. Daß drei bewußtlose Polizisten mit im Container lagen, ahnte er nicht einmal.
    Im letzten Moment wichen die Streifenwagen aus, weil ihre Fahrer keine Selbstmörder waren. Einer der beiden war trotzdem nicht schnell genug. Der Ford erwischte ihn am Heck. Der Streifenwagen wurde herumgerissen, rauschte gegen einen Lichtmast.
    »Du hast den Film ›Auf dem Highway ist die Hölle los‹ wohl einmal zu oft gesehen, was?« keuchte Bykin. »Wenn die jetzt auf uns schießen, durchlöchern sie Truck und Auflieger mit ihren Musspritzen…«
    »Die schießen aber nicht«, stellte Tendyke gelassen fest. »Die wissen nämlich, daß hinten drei von ihren Jungs drin liegen.« Der Truck erreichte die Zufahrtstraße, erklomm sie mit schwankendem Auflieger, und dann drückte Tendyke das Gaspedal endgültig ins Bodenblech. Der Truck kam schwerfällig auf Tempo. Das würde zwar nicht reichen, um den Patrol Cars zu entgehen, aber vorläufig kam das Fahrzeug aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Außerdem spekulierte Tendyke noch eine Stufe weiter.
    Ein Kamerawagen einer Fernsehgesellschaft sauste noch vor den Polizeifahrzeugen hinter ihnen her! Die Reporter hatten blitzschnell begriffen, daß hier eine Sensation geboten wurde, und wollten sich diese nicht entgehen lassen.
    »Auf den Highway…«, murmelte Tendyke. »Ich brauche Platz…« Dabei begann er, den Fahrersitz zu räumen. Byrkin sah’s mit Entsetzen.
    »Nun übernimm schon, und fahr auf den Highway! Und dann geh auf den Mittelstreifen, aber schnell! Ich steige rechts aus!«
    »Du bist wirklich irre!«
    Tendyke winkte ab.
    Byrkin übernahm jetzt, gab ebenfalls Vollgas und brachte den Truck auf die Highway-Zufahrt.
    »Wir schaffen’s aber auch immer, Ärger mit den Cops zu bekommen«, murmelte er. »Vor ein paar Monaten wollte uns oben in Kentucky ein größenwahnsinniger County-Sheriff einmachen, weil mir der Motor kaputtgegangen war und die Tiere auf dem Highway festsaßen… Und jetzt das hier!«
    »Du bist diesmal nur Mitläufer«, verkündete Tendyke fröhlich und öffnete die rechte Tür. Dann hängte er sich nach draußen. Als der Ford-Truck auf den Highway Nummer 27 rauschte, sah der Abenteurer den Kamerawagen und winkte. Byrkin ging tatsächlich auf die linke Spur. Der Fahrer des Kamerawagens begriff und zog rechts am Truck vorbei. Es war ein Dodge-Pickup, auf dessen offener Ladefläche das Kamerastativ montiert war. Zwei Mann am Gerät kämpften gegen den Fahrtwind an.
    Tendyke wartete, bis der Pickup neben dem Ford war. Dann sprang er hinüber. »Wollt ihr auch die passende Interviewstory dazu?« fragte er. »Da wollte ein Captain ein paar dressierte Leoparden erschießen lassen, weil sein Untergebener ermordet wurde… Angeblich sollen die Katzen es gewesen sein, bloß sind die nie aus den Käfigen rausgekommen!«
    »Aber der Captain kann doch nicht einfach…«
    »Eben! Deshalb diese wilde Aktion«, grinste Tendyke. »Wird der sich freuen, wenn er gleich aufwacht, der Truck gestoppt wird und er direkt

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