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0296 - Manege der Geister

0296 - Manege der Geister

Titel: 0296 - Manege der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschleudert und mit einem schmerzhaften Ruck aufgefangen, daß er glaubte, die Rippen knacken zu hören. Aber sie knackten nicht.
    Candal neben ihm, sein Mörder, wurde von der Fliehkraft wohl nicht beeinflußt und blieb gerade auf seinem Fahrersitz. Aber wann hatten sich Gespenster schon einmal nach physikalischen Gesetzen richten müssen?
    Der Vorderwagen schob sich auf die Hälfte zusammen. Motor und Getriebe wollten in den Innenraum kommen. Die Haube faltete sich in der Mitte hoch, und rechts und links flogen die Türen auf, aber sofort auch wieder zu, weil die Mauer diesem metallenen Geschoß Auto nachgab und die Mauerreste rechts und links nicht genug Platz für offenstehende Türen ließen. In einem Steingewitter, das die Windschutzscheibe zerschmetterte, kam der Wagen zum Stehen.
    Candal hatte wohl geplant, das Fahrzeug an der Mauer völlig plattzuschlagen. Mangels Festigkeit war ihm aber das nicht gelungen. Jetzt, wo der zertrümmerte Wagen zum Stillstand gekommen war, drehte er sich zu Perkins herum. Sein Sicherheitsgurt konnte ihn nicht halten, glitt einfach durch ihn hindurch und fiel schlaff auf dem Sitz zusammen, war die ganze Zeit über nur Tarnung gewesen…
    Perkins zerrte und drückte an der Tür. Der letzte Schlag ließ sie jetzt klemmen. Als Candal nach dem Captain griff, schaffte der es endlich, sie aufzustoßen, und ließ sich nach draußen fallen; seinen Gurt hatte er gerade noch rechtzeitig per Fausthieb auf die Auslösertaste loswerden können. Der Unheimliche, der keine einzige seiner fotografisch festgehaltenen Wunden aufwies, griff ins Leere.
    Perkins sprang wieder auf, sah sich um - und zugleich mit dem gefährlichen Knistern sah er die Flämmchen tanzen. Er stöhnte auf und warf sich mit einem Hechtsprung hinter ein paar der Steinbrocken.
    Im nächsten Moment explodierte der Benzintank. Innerhalb von Sekunden stand der gesamte Wagen in hellen, lodernden Flammen.
    Perkins hob den Kopf.
    Da sah er Candal, den Untoten.
    Der bewegte sich jetzt ganz langsam, ganz gemütlich im brennenden Wagen. Das tobende Feuer schien ihn nicht zu stören. Er stieg aus und schritt dann durch den Wagen hindurch, kam aus den Flammen, war unversehrt…
    Wie ein düsterer Schattenriß stand er zwischen der Feuerhölle und dem Captain.
    Captain Perkins begriff kaum noch etwas. Er sah nur, daß Candal seine Dienstwaffe zog und auf den Captain richtete. Wenn es schon mit dem Unfall nicht geklappt hatte, so wollte er ihm jetzt auf diese Weise den Garaus machen. Der Untote zielte beidhändig und drückte ab.
    Perkins ließ sich fallen. Er hörte den pfeifenden Luftzug der Kugel dicht über seinem Kopf. Candal korrigierte die Laufrichtung der Pistole etwas nach unten und krümmte den Zeigefinger abermals.
    Aber der Schuß blieb aus.
    Perkins sah entsetzt auf. Er bekam gerade noch mit, wie Candals Umrisse einfach verblaßten, wie er verschwand, als habe es ihn nie gegeben. Das war der Moment, in dem Astrano all seine Konzentration und Kraft dafür aufwenden mußte, um gegen seinen Bedränger Tendyke zu kämpfen. Da konnte er seine Projektionen nicht mehr aufrechthalten.
    Das rettete Captain Perkins das Leben.
    Stumm kauerte der Captain da und starrte in die Flammenhölle des Streifenwagens. Nach einer Weile richtete er sich auf und schlüpfte an der fast schon ausgebrannten Karosse vorbei durch den Mauereinbruch auf die Straße.
    In der Ferne heulten Sirenen. Polizei und Feuerwehr kamen, von anderen Autofahrern auf den vermeintlichen Unfall aufmerksam gemacht. Perkins fragte sich, was er seinen Kollegen erzählen sollte. Wenn er ihnen berichtete, daß Candals Geist versucht hatte, ihn umzubringen, würden sie ihn für verrückt erklären. Er mußte also eine andere Geschichte erfinden.
    Aber damit konnte er sich Zeit lassen. Er pochte auf seine Autorität und bestand darauf, unverzüglich zum Zirkus gefahren zu werden, um dort nach dem Rechten zu sehen. Der Mordanschlag bestärkte ihn nur in seiner Absicht.
    Aber über Geister hatte er seine Meinung jetzt gründlich geändert.
    Und wie es die gab!
    ***
    Zamorra verschob eines der Schriftzeichen auf dem umlaufenden Silberband des Amuletts und steuerte dann die Funktion mit seiner Gedankenkraft. Ein magisches Feld baute sich um den stürzenden Rob Tendyke herum auf und dämpfte seine Fallgeschwindigkeit. Sanft wie eine Feder glitt er die letzten Meter zu Boden.
    Nicole wirbelte herum, die Augen geweitet. »Chéri!« stieß sie hervor und fiel ihm in die Arme.
    Zamorra

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