0297 - Mordbefehl an Taxi 3
ich glaube, dass es den Damen peinlich ist, sich im Angesicht eines so vornehmen Mannes so schlecht zu benehmen.
Das Rezept klappte auch hier. Almongs exotische Freundin mit dem Bronx-Dialekt stoppte ihre Suada, genauer gesagt, sie ließ sie langsam versickern, wurde immer leiser und sagte endlich fast normal: »Was wollen Sie denn von Almong?«
»Können wir nicht hereinkommen?«, fragte Phil sanft und gab seinem Lächeln noch ein wenig Gas.
Sie machte eine Handbewegung, die beinahe einladend aussah. Die Goldoder Messingreifen an ihrem Handgelenk klirrten.
Das Wohnzimmer, in das sie uns führte, war spärlich eingerichtet. Außerdem war die Einrichtung völlig verschlampt. Aus dem Polstersessel quoll die Füllung und auf den Möbeln lag der Staub fingerdick. Es war schwer vorstellbar, dass diese Bude die Wohnung eines Mannes sein sollte, der drei Wochen lang erfolgreich in New Yorks vornehmsten Hotel den mexikanischen Millionär gespielt hatte.
Die Lady bot uns Stühle an, die wir nur mit Vorsicht zu benutzen wagten.
»’n Drink?«, erkundigte sie sich.
Wir lehnten ab.
Sie fragte, ob wir wirklich Polizisten wären. Phils Lächeln hatte sie unsicher gemacht.
»Sogar vom FBI«, antwortete ich. »Das beweist, dass Almong in eine dicke Sache gerutscht ist.«
In dem Raum brannte eine Neonröhre. In dem grellen Licht sah man, dass die Frau älter war, als sie zu sein vorgab. Die massive Make-up-Schicht vermochte die scharfen Falten um Mund und Nase nicht zu verdecken.
»Almong hat seit Jahren nichts mehr mit der Polizei zu tun gehabt«, sagte sie. »Ihr habt kein Recht, dauernd hinter ihm herzujagen, weil er sich früher mal auf schräge Sachen eingelassen hat.«
»Es sieht so aus, als hätte er sich jetzt auf die schrägste Sache seiner Laufbahn eingelassen«, ergriff Phil das Wort. »Almong ist unter dem Namen José Alvarez im Waldorf Astoria auf getreten. Er hat sich mit einem Juwelier in Verbindung gesetzt und hat den Mann veranlasst, ihn mit einer Kollektion kostbarer Perlen in dem Hotel zu besuchen. Auf dem Weg zum Hotel ist der Juwelier von den Leuten gekidnappt worden, die Alvarez Hotelaufenthalt und seine Ausstattung als Millionär finanziert haben.«
Er machte eine kleine Pause. Die Frau widersprach nicht. Sie presste die Lippen zusammen. Es war ihr anzusehen, dass sie entschlossen war, zu leugnen.
Phil fuhr fort: »In ähnlichen Rollen hat Almong auch früher schon mitgewirkt, aber bisher hat er dafür gesorgt, dass kein Blut an seinen Fingern kleben blieb. Dieses Mal hat er sich von den falschen Leute anheuern lassen. Sie werden sich nicht begnügen, dem Juwelier die Perlen abzunehmen. Sie werden ihn töten. Das bedeutet für John Almong die Anwartschaft auf einen Platz auf dem elektrischen Stuhl wegen Beihilfe zum Mord.«
Die Frau hob beide Hände zum Mund. In ihren Augen stand schon die Angst, aber sie gab noch nicht nach.
»Du bluffst, G-men«, stieß sie hervor.
»Auf die gleiche Weise wie der Juwelier wurden bisher vier Leute entführt. Die Entführungen liegen schon Monate zurück. Keiner ist wieder aufgetaucht. Die Bande leistet ganze Arbeit.«
»Ich weiß nichts von Almong«, sagte die Frau. Sie sagte es viel zu hastig, als dass es die Wahrheit gewesen wäre.
Phil beugte sich vor.
»Ich sägte, dass die Bande ganze Arbeit leistet. Sie beseitigt die ausgeraubten Opfer. Sie beseitigt auch jeden Zeugen, der nicht unmittelbar zur Gang gehört. Vom Augenblick an, da sich die Perlen in den Händen des Bandenchefs befanden, war John Almongs Leben keinen Pfifferling mehr wert. Es ist durchaus möglich, dass er schon tot ist, aber es ist nicht sicher, dass wir jemals seine Leiche finden werden.«
»Nein«, flüsterte die Frau. Dann schrie sie: »Nein! Das ist nicht wahr! Ihr wollt mich reinlegen, ihr verdammten Bullen!« schlagartig verwandelte sie sich in die gleiche Megäre, als die sie uns entgegengetreten war. Sie bekam eine Art Tobsuchtsanfall, der darin gipfelte, dass sie wie eine Irrsinnige schrie: »Raus! Raus! Raus mit euch!«
Phils Lordlächeln verfing nicht mehr. Er stand auf, zuckte die Achseln und sagte: »Tut uns leid um Almong, wenn Sie nicht mit uns Zusammenarbeiten wollen. Er wird die Rechnung bezahlen müssen.«
Er gab mir ein Zeichen mit den Augen. Wir verließen die Wohnung. Die Frau folgte uns nicht. Ihr Schreien ging in hysterisches Weinen über.
Als wir die Treppe erreicht hatten, sagte Phil leise und hastig: »Sie hat kein Telefon in der Wohnung. Wenn sie weiß,
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