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0297 - Mordbefehl an Taxi 3

0297 - Mordbefehl an Taxi 3

Titel: 0297 - Mordbefehl an Taxi 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Grenze der Tramps und-Vagabunden stehen, von denen sie sich eigentlich nur noch dadurch unterscheiden, dass sie einen festen Wohnsitz haben.
    Die Häuser in diesem Bezirk sehen düster und verfallen aus. Die Besitzer lassen keine Reparatur mehr durchführen. Wahrscheinlich versuchen sie nicht einmal mehr, Mieten einzutreiben. Es ist ein Slum-Bezirk, nicht besser als die Bowery in der Südstadt oder Soho in London.
    Für einen Mann, der eine Krawatte zu tragen gewohnt ist, bedeutet es selbst am Tage ein Risiko, einen solchen Bezirk zu betreten. Als Phil und ich die 132. erreichten, begann es bereits zu dämmern. Wir wussten, dass es nur Ärger geben würde, wenn wir den Jaguar zu dieser Fährt benutzten. Der Wagen war zu auffallend. Es würde die Halbstarken anlocken, und das mindeste war, dass sie aus reinem Spaß die Reifen durchschnitten. Da die Spesenabteilung des FBI mir jedes Mal Scherereien bereitet, wenn ich solche und ähnliche Reparaturrechnung einreiche, verzichtete ich darauf, den Wagen der Gefahr auszusetzen. Wir ließen ihn auf einem sicheren Parkplatz zurück und fuhren das letzte Stück des Weges mit der U-Bahn.
    ***
    Nr. 4231 war ein Haus wie die anderen in dieser Straße; vierstöckig, mit schmutzigen Fenster, abbröckelndem Putz, einem dreckigen Eingang. Vier Männer saßen auf den Treppenstufen. Im Eingang standen zwei füllige Frauen mit ungepflegten, zotteligen Haaren.
    Wir blieben vor dem Haus stehen. Die Hausnummer war nicht mehr zu lesen.
    »Ist das 4231?«, fragte ich.
    Die Männer antworteten nicht, standen langsam auf und schienen auseinander gehen zu wollen.
    Ich kaufte mir den ersten, der sich in meiner Reichweite befand, erwischte ihn an den Jackenaufschlägen und riss ihn an mich heran. Er zappelte, spürte aber, dass er gegen meinen Griff nichts auszurichten vermochte, hielt sich still und schrie: »Was soll das? Lassen Sie mich los!«
    »Ist das 4231?«, wiederholte ich meine Frage.
    Die drei anderen Männer waren stehen geblieben. Phil behielt sie im Auge. Er lächelte, aber es war ein Lächeln von einer ganz bestimmten Sorte, und die Männer hüteten sich, ihrem Kumpanen beizustehen.
    Ich griff die Jackenaufschläge des Mannes etwas enger.
    »Eine höfliche Frage sollte man höflich beantworten.«
    »Ja, die Nummer stimmt«, keuchte er.
    »Wir suchen einen Mann, der John Almong heißt. Wohnt er in dem Haus?«
    Keine Antwort.
    »Hast du den Namen nie gehört?«
    Eine der Frauen mischte sich ein.
    »Was geht dich der hochnäsige Bursche und seine aufgetakelte Henne an!«, kreischte sie. »Los, sag dem Bullen, was er wissen will!«
    Der Kerl in meinen Händen schien der Mann dieser Frau zu sein.
    Offenbar hatte ihn die Angst gepackt.
    »Dritter Stock, rechts«, japste er.
    Ich ließ ihn los. Er rettete sich mit zwei Sprüngen an die Seite seiner Frau.
    Die Frau stemmte die Arme in die üppigen Hüften.
    »Verdammte Bullen«, schrie sie. »Möge die Hölle…«
    Sie ließ eine Kaskade von Beschimpfungen und Flüchen auf uns herunterprasseln.
    Phil und ich kümmerten uns nicht darum, gingen an ihr vorbei durch den von einer jämmerlichen Glühbirne erhellten Flur, stiegen die knarrende Treppe hinauf zur dritten Etage und klopften an die rechts vom Podest liegende Tür.
    Das Toben der wütenden Frau hallte von unten herauf. Dann wurde die Tür geöffnet, und mit dem Öffnen schlug uns eine Parfümwolke entgegen, deren Intensität mich fast umwarf.
    John Almong blieb seiner Vorliebe für das südamerikanische Milieu offensichtlich auch bei der Auswahl seiner Freundinnen treu, denn die Dame, die vor uns im Türrahmen stand, war so braunhäutig, schwarzhaarig und glutäugig, dass man bei ihrem Anblick versucht war, »Oie« zu rufen. Ganz stilecht trug sie eine dunkle Papierrose im Haar und riesige Goldohrringe, vorausgesetzt, dass sie nicht aus poliertem Messing waren. Allerdings, als sie den Mund öffnete, da drangen Worte in reinstem Bronx-Slang über ihre knallroten Lippen.
    »Was ’n los?«, fragte sie mit einer Stimme, die so rostig war wie ein alter Blecheimer.
    »Almong da?«, fragte ich.
    Im übertragenem Sinne spuckte sie Feuer.
    »Ich kenne keinen Almong. Ich kenne überhaupt niemanden! Kommt mir bloß nicht mit dämlichen Fragen.«
    Phil schob sich in den Vordergrund. Er hat eine Art, Frauen anzulächeln, die bewirkt, dass selbst die wütendste Lady sich nach und nach auf ihre gute Erziehung besinnt. Phil sieht ja ein wenig aus wie ein englischer Lord aus altem Geschlecht, und

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