0298 - Amoklauf der Schläfer
sanfter Gewalt aus dem Raum gedrängt. Die breitschultrigen Männer mit den silbrig schimmernden Kampfkombinationen und dem stilisierten, metallisch blauen Tigerkopf auf den Brustteilen bewegten sich ohne überflüssige Worte und so geschmeidig wie das Wappentier ihrer Eliteeinheit.
Hawk spürte, wie bei ihrem Anblick das Heimweh in seiner Brust zu stechen begann. Am liebsten hätte er in diesem Augenblick alles im Stich gelassen und wäre in ein Raumschiff gestiegen, das ihn in die heimatliche Milchstraße und nach Oxtorne brachte. Aber diese Anwandlung hielt nicht lange an. Er wußte, daß eine Heimkehr noch lange nicht möglich sein würde. Zu viele Aufgaben waren noch in Andromeda zu erledigen, und es wäre zur Zeit nicht einmal ein einziges Beiboot freigewesen für den Heimflug.
Er wandte sich dem Großadministrator zu.
Rhodan war blaß. Grauengeschüttelt beobachtete er die Wiedererweckten.
„Furchtbar!" stieß er mit rauher Stimme hervor.
Zwei Frauen in den Kombinationen von Militarwissenschaftlern traten auf Perry Rhodan zu.
Hawk hörte, wie die eine meldete daß nach den bisherigen flüchtigen Untersuchungen die Wiedererweckten höchstwahrscheinlich Alt-Lemurer seien die man vor Jahrzehntausenden eingefroren habe.
Die nächsten Worte der Wissenschaftlerin gingen in Entsetzensschreien unter.
Der Oxtorner konnte nicht erkennen, wer geschrien hatte, aber er entdeckte plötzlich zwei Lemurer, die zu Boden gesunken waren und deren Körper zerbröckelten, als bestünden sie aus porösem Kalk. Sie lösten sich förmlich auf, ihre Augen brachen, und die Glieder wurden zu Staub.
„Sie wurden zu plötzlich aufgeweckt!" stellte eine der Wissenschaftlerinnen fest. „Außerdem hat man sie nach der Erweckung nicht mit den notwendigen kreislaufstabilisierenden Medikamenten, Zellaktivierungsbestrahlungen und Ultraschallmassagen versorgt. Sie werden sterben wie diese beiden - alle!"
Omar Hawk fühlte, wie ihm die Knie weich wurden. Er lehnte sich an die Wand und sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie sich drei weitere Alt-Lemurer aufzulösen begannen.
Perry Rhodan erteilte mit lauter Stimme den Befehl, ein Ärzteteam und einige hundert Medo-Roboter auf Tamanium zu landen und zu retten, was von den Wiedererweckten noch zu retten sei. Danach setzte er sich an die Spitze seines Stabes und ging hinter den „Blauen Tigern" her, die mit schußbereiten Strahlgewehren in Halbkreisformation vorausmarschierten. Die Offiziere seines Stabes folgten ihm schweigend und mit blutleeren Gesichtern. Keiner von ihnen blieb unberührt angesichts des grausigen Geschehens, das sich vor ihren Augen abspielte und das sie nicht aufhalten konnten.
Omar und Baar Lun schlossen sich dem Stab an. Sie wollten in der Nähe Rhodans bleiben, um im Notfall eingreifen zu können - denn noch immer verbarg sich Trinar Molat unter den Tobenden, unerkannt und auf eine Möglichkeit sinnend, das Schicksal doch noch zu seinen Gunsten zu wenden.
Man mußte mit allem rechnen.
Aber in den nächsten Minuten ereignete sich nichts von dem, was er insgeheim befürchtete - und als dann etwas geschah, war niemand darauf vorbereitet.
*
Überall im Andromedanebel kämpften Verbände der Duplo-Flotte gegen die schwarzen, walzenförmigen Maahkraumschiffe, die mit unerhörter Wucht jedes Stützpunktsystem angriffen, das sie gefunden hatten.
Die Duplobesatzungen waren zum Teil psychisch instabil.
Dennoch führten sie ihre Befehle mit der Routine geschulter Kämpfer aus. Ihre Raumschiffe hatten eine ausgezeichnete Bewaffnung aufzuweisen.
Die Maahks erlitten hohe Verluste.
Nach insgesamt drei Tagen stand der Kampf fast überall noch unentschieden. Stützpunktplaneten der MdI wurden bombardiert und von maahkschen Landekommandos besetzt. Aber meist vermochten sie diese Welten nicht lange zu halten. Verborgene Roboteinheiten brachen aus dem Innern der Planeten hervor und griffen die Invasoren an, während aus dem Raum gleichzeitig die Gegenangriffe der Duplos einsetzten. So kam es, daß manche Welten ihren Besitzer im Laufe eines Tages dreimal wechselten.
Die Ereignisse im Taro-System unterschieden sich nicht wesentlich von den Ereignissen in anderen Stützpunktsystemen der Mdl.
Rund fünfhundert Maahkraumschiffe befanden sich in erbittertem Kampf gegen etwa dreihundert 1000-Meter-Kugelraumer der Duploflotte. Ihre zahlenmäßige Unterlegenheit glichen die Duplos durch ihre besseren Waffen aus, denn noch längst nicht alle Maahk-Verbände waren mit den
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