0298 - Der Dämonenpakt
Kopfeslänge, und Shao mußte zu ihm hochschauen. Ihre Augen weiteten sich, die Lippen zitterten, als sie in die breite Gesichtsmasse schaute.
»Ich heiße Krol«, sagte der Mann. »Sie kennen die beiden Toten in Ihrer Wohnung?«
»Ja…«
»Darf ich vorbei?«
»Na… natürlich…«
Wenn Shao klar nachgedacht hätte, wäre ihre Reaktion sicherlich eine andere gewesen. So aber litt sie noch unter dem Ansturm der Gefühle und gab den Weg frei.
Der Mann bedankte sich mit einem Nicken, bevor er die Chinesin passierte, die wiederum Gelegenheit hatte, sich ihn genau anzuschauen.
Dieser Mensch hätte besser in ein Catcherzelt gepaßt als in einen normalen Beruf. Es war ein Glatzkopf mit rundem Gesicht, fleischigen Ohren und Nase, aufgeworfenen Lippen und kleinen Augen, die auch Tücke ausstrahlen konnten, davon war Shao überzeugt.
Der Mann trug einen grauen Kittel, dessen Saum ihm knapp über die breiten Hüften reichte.
Und er war nicht allein.
Ein zweiter Mann erschien ebenfalls. So plötzlich und lautlos, daß Shao erschrak.
Dieser Kerl war nicht so groß wie der erste. In seinem Gesicht zuckte stets ein Muskel unter dem linken Auge, das Shao mit einer seltsamen Starrheit anblickte.
Sie wunderte sich so lange darüber, bis ihr einfiel, daß es sich dabei um ein Glasauge handeln konnte.
»Guten Tag«, sagte der Mann flüsternd.
Shao grüßte automatisch zurück. Sie ließ auch den zweiten in die Wohnung, wollte sich trotzdem überzeugen, ob es nicht noch einen dritten gab.
Die Chinesin schaute in den Flur, zuerst nach links, anschließend nach rechts und fand den Flur leer.
Bis auf eine makabre Kleinigkeit.
Es waren zwei billige Särge aus Kunststoff.
Einer für Suko, der andere für John!
***
Jane wollte es nicht glauben, und Myxin erging es ähnlich. Vor ihnen stand tatsächlich Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Aus dem Nichts war sie erschienen, hatte sich vor Jane Collins aufgebaut und starrte sie nur an, während sie Myxin keinen Blick gönnte.
»Du?« ächzte Jane. »Ja, ich.«
Die Hexe stand in ihrer steifen Haltung, hatte das Schwert erhoben, schlug aber nicht zu, weil sie die Überraschung regelrecht auf der Stelle bannte und lähmte.
»Was willst du?«
»Du besitzt etwas, das mir gehört.«
»Was?«
»Das Schwert mit der goldenen Klinge!«
Jane Collins hörte die Antwort und begann zu lachen. »Natürlich besitze ich das Schwert«, gab sie zu, »aber es gehört dir nicht mehr. Es hat dir wohl einmal gehört, das ist nun vorbei. Ich nahm es deinem ehemaligen Freund Myxin ab, und ich werde es auch weiter behalten, darauf kannst du dich verlassen, Kara!«
»Nein!«
Nach dieser Antwort verzerrte sich Janes Gesicht. Es wurde regelrecht häßlich. »Dann eben nicht«, sagte sie und schlug zu.
Die Klinge fuhr von oben nach unten. Sie hätte Kara nicht nur den Kopf, sondern auch den Körper gespalten, und sie drang auch durch beides hindurch, aber sie verletzte die Schöne aus dem Totenreich nicht.
Das konnte Jane nicht begreifen.
Der eigene Schwung hatte sie nach vorn gestoßen, sie taumelte zwei, drei Schritte und huschte seitlich an Kara vorbei, bevor sie wieder herumfuhr und noch einmal zustieß.
Diesmal sollte die Klinge Kara in der Mitte treffen. Abermals geschah das gleiche Phänomen.
Das Schwert tat ihr nichts!
Die übrigen Kampfhandlungen waren eingestellt worden, weil die Überraschung nicht nur Jane gepackt hielt, sondern auch Wikka, Myxin und die Vogelhexen. Sie konnten ebenfalls nicht fassen, daß so etwas überhaupt möglich war.
Jane ging zwei Schritte zurück, weil sie von Kara einen gewissen Abstand nehmen wollte. »Du… du«, flüsterte sie, »du bist nicht verletzt worden?«
»Das siehst du doch!«
»Aber wieso?«
Da lächelte Kara. Mit völlig normaler Stimme sprach sie einen Satz aus, der sogar Myxin erschreckte: »Ich habe vom Trank des Vergessens getrunken.«
Schweigen!
Dann Myxins schreiende Frage. »Was hast du?«
Kara wandte kurz den Blick und schaute auf den Magier. »Ja, ich bekam den Trank.«
»Aber wie ist das möglich?« ächzte der kleine Magier, der weiterhin von den Monstren festgehalten wurde. »Den Trank hat der Spuk, und er wird sich hüten, ihn dir zu geben…«
»Glaubst du wirklich?«
»Ja, ich…«
»Nein, Myxin. Während du in dieser Dimension deinen ruchlosen Taten nachgingst, habe ich mich um den Trank gekümmert. Er hat mir die Welten wieder geöffnet, ich kann sie durchwandern und bin auch in dieser Dimension
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