0298a - Mörderfalle in Manhattan
Parkplatz trennten wir uns. Phil nahm die rechte Seite, auf der das Haus der Gangster lag- Ich schlenderte auf der gegenüberliegenden Seite die Pell Street in Richtung Mott Street hinauf.
Die Straße war leer, wie ausgestorben. Ich ging langsam, um Phil einen Vorsprung von rund 200 Yard zu geben. Dann schlenderte ich weiter.
Dem Haus der Gangster gegenüber lag ein Wohnblock. Eine Haustür stand weit offen. Ohne zu zögern ging ich hinein und betrat das Treppenhaus. Von einem halbgeöffneten Milchglasfenster im ersten Stock konnte ich das Haus Nummer 95 in aller Ruhe beobachten. Auf der rechten Seite lag eine Garage. Die Tür war geschlossen. Rechts und links vom Haus waren zwei schmale Baulücken. Einige übriggebliebene Mauerstümpfe zeugten davon, daß hier einmal Häuser gestanden hatten, die man abgerissen hatte. Rund 50 Yard hinter dem Haus verlief eine übermannshohe Mauer, die das Grundstück nach hinten abschloß.
Anschließend stieg ich noch bis in das vierte Stockwerk. Von dort konnte ich auf das Flachdach des Gangsterhauses sehen. Ein Zeichen von Leben konnte ich in dem Haus nicht entdecken.
Ich verließ das Haus und schlenderte unauffällig in Richtung Mott Street. Von Phil war nichts zu sehen.
Auf der Ecke stand eine Fernsprechzelle. Kinderhände hatten Männchen auf die schmutzigen Scheiben gemalt. Ich drehte mich um, und da sah ich Phil aus einem Haus kommen.
»Ich habe mir das Haus von einem Nachbarhaus aus angesehen«, erklärte mein Freund.
»Da sind wir beide auf die gleiche Idee gekommen, Phil. Was hast du gesehen?«
»Das Haus liegt frei. Ob jemand drin ist, kann ich nicht sagen. Rund fünfzig Yard hinter dem Haus ist eine hohe Mauer, die zu einer kleinen Fabrik gehört. Dadurch ist nach hinten der Rückzug abgeschnitten.« '
»Aber trotzdem ist es schwer, an die Burschen heranzukommen. Jeder, der zum Haus will, wird beobachtet.«
»Dann muß es eben sehr schnell gehen«, warf Phli ein. »Wir müssen sie überraschen.«
»So schnell können wir gar nicht in das Haus eindringen«, entgegnete ich. »Wenn' die Frau und der Junge nicht wären, dann könnten wir etwas riskieren.«
»Dann versuchen wir es eben mit Unterstützung«, schlug Phil vor. »Wir umstellen das Haus, und dann entkommt keiner.«
»Du vergißt die Geiseln«, widersprach- ich. »Solange die beiden in der Gewalt der Gangster sind, haben sie einen Trumpf in der Hand. Selbst wenn wir das Gangsterhaus umzingelt haben, müssen wir die Gangster doch abziehen lassen, wenn sie das Leben der Geiseln bedrohen.«
»Mit Tränengas holen wir sie schon aus dem Kasten.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist zu riskant. Die Gefahr können wir nicht eingehen.«
Nachdenklich steckte ich mir eine Zigarette an. Beim Anzünden fiel mein Blick auf die Telefonzelle, und das brachte mich auf eine Idee.
»Wie sollen wir denn an die Burschen ‘rankommen?« erkundigte sich Phil. »Was nutzen uns jetzt Verhaftungsund Haussuchungsbefehle?«
»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte ich nachdenklich.
»Und die wäre?«
»Durch das Telefon«, erklärte ich knapp. »Die Gangster haben bestimmt einen Anschluß im Haus, und damit werden wir sie fangen. Dadurch könnten wir die Gefahr für die Frau und den Jungen herabsetzen.«
»Das verstehe ich nicht.«
Ich setzte Phil meinen Plan auseinander.
»Ja, Jerry, das scheint mir die einzige Möglichkeit zü sein, um die Frau und den Jungen sicher aus den Händen der Gangster zu befreien.«
»Also, ans Werk!«
Ich suchte in meiner Tasche nach Kleingeld und betrat die Fernsprechzelle. Ich rief Mr. High an und setzte ihm unseren Plan auseinander. Er war einverstanden.
Dann sprach ich mit der Telefongesellschaft.
Die Vorbereitungen für den Einsatz dauerten eine Stunde. Obwohl jede Minute kostbar war, mußten wir uns so viel Zeit nehmen, um jedes Risiko auszuschließen.
Dann waren alle Einzelheiten festgelegt.
Zwei Dutzend unserer erfahrensten Leute waren, dazu bestimmt, unmittelbar am Einsatzort ihren Posten zu übernehmen.
Für alle Fälle waren in der Mott Street und in der Bowery je zwei getarnte Einsatzwagen aufgestellt. Sollte es wider Erwarten einem der Gangster gelingen, die Garage zu erreichen und mit einem Wagen zu entkommen, dann würden diese vier Wagen ausreichen, um ihn abzufangen.
Als Kommando-Zentrale diente ein großer grauer Lieferwagen, auf dessen Seitenwänden in weißen Lackbuchstaben der Name der Telefongesellschaft stand. Alle am Einsatz beteiligten Kollegen hatten
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