0298a - Mörderfalle in Manhattan
diesem Augenblick war der Lieutenant heran und packte ihn mit einem harten Griff am Kragen.
»Bleiben Sie, wo Sie sind!« befahl ich Mureno scharf. »Wollen Sie hier vielleicht mit Billy Brown Zusammentreffen? Das dürfte nicht sehr angenehm für Sie sein.«
Mureno wurde noch eine Spur bleicher und rückte von der Reling ab.
»Ich muß Ihre Hilfe noch einmal in Anspruch nehmen, Lieutenant«, erklärte ich dann. »Ich möchte nicht, daß dieser Mann mit Billy Brown zusammentrifft. Ich werde mit Mureno also zum Ufer übersetzen. Vielleicht können uns zwei Ihrer Leute mit dem Beiboot ‘rüberbringen. Wenn wir weg sind, kann mein Kollege mit Billy Brown auf die ,Hirondelle' übersteigen und mit Ihnen zurückfahren.«
»Und wie kommen Sie weg?« fragte der Lieutenant.
»Einer unserer Einsatzwagen ist drüben postiert. Mit dem kommen wir am schnellsten zum District-Office.«
»Und was ist los mit meiner Familie? Helft mir doch!« kreischte Mureno.
Sein unsteter Blick war auf mich gerichtet, aber ich konnte Mureno keine Antwort geben.
»Wir .werden alles tun, was in unseren Kräften steht«, sagte ich leise, drehte mich um und ging zur Brücke des Gangsterbootes zurück.
Dann marschierte ich nach unten. Fred Nagara kam mir entgegen. Ich erläuterte ihm meinen Plan.
»Du wartest noch zehn Minuten, dann werden wir drüben sein«, sagte ich leise. »Dann kannst du Billy Brown auf die ,Hirondelle‘ schaffen. Ich werde einen der Einsatzwagen zur Anlegestelle schicken. Hast du aus dem Burschen etwas herauskriegen können?«
Fred Nagara schüttelte den Kopf. »Wenn du die Sache mit der Frau und dem Jungen meinst, dann habe ich nichts erfahren«, gab mein Kollege so leise zurück, daß der Gangster, der noch immer im Seitengang lag, uns nicht hören konnte. »Der Bursche schweigt. Wegen des Bilderdiebstahls in Boston habe ich schon auf den Busch geklopft. Er wollte Zwar auch noch nicht mit der Sprache heraus, aber er ist doch reichlich nervös geworden.«
»Okay, Fred«, sagte ich. »Nimm ihn weiter ins Gebet. Alles andere ist ja klar.«
Ich ließ Fred Nagara bei Billy Brown zurück und stieg nach oben. Der Lieutenant hatte ein Beiboot der »Hirondelle« bereits klar gemacht und Mureno darin verfrachtet. Ich bedankte mich bei dem sympathischen Offizier und stieg um. Wir tuckerten mit dem Boot zum Ufer hinüber und hatten nach knapp zehn Minuten eine geeignete Stelle gefunden, wo wir an Land kommen konnten.
Ganz in der Nähe war hinter einigen dicht wuchernden Ginsterbüschen der für dieses Unternehmen abgestellte Einsatzwagen postiert. Damit fuhren wir auf dem schnellsten Weg zum District-Office zurück.
Ich ließ Mureno durch die beiden Kollegen in den Zellen-Trakt schaffen und ging in mein Office. Phil saß auf seinem Platz.
»Gut, daß du kommst, Jerry«, sagte mein Freund. »Wir haben die Blondine nämlich geschnappt.«
»Hat sie ausgepackt?« erkundigte ich mich gespannt.
Phil schüttelte den Kopf und machte ein Gesicht, als wären ihm sämtliche Felle fortgeschwommen.
»Ich habe alles versucht, Jerry. Das Girl ist so verschlossen wie ‘ne Auster.«
***
Sie war noch attraktiver als auf dem Bild, das ich ihr unter die Nase hielt.
»Das sind Sie doch?« sagte ich und hielt ihr die Aufnahme hin, die sie zusammen mit Rod Sterling zeigte.
»Wer soll es sonst sein?« gab das Girl schnippisch zurück. Sie sprach mit dem harten Akzent, den man in den Elendsvierteln des nördlichen Manhattan hört. »Finden Sie das so schrecklich, daß das FBI sich darum kümmern muß?«
»Erpressung ist ein ganz übles Verbrechen«, gab ich scharf zurück. »Daß das eine harmlose Spielerei ist, werden selbst Sie nicht behaupten wollen.«
»Ich habe niemanden erpreßt«, behauptete die Blondine kühn.
Phil explodierte wie eine Rakete bei einem Fehlstart in Cape Kennedy.
»Lassen Sie doch die Faxen!« mischte er sich erregt ein. »Hoffentlich kapieren Sie endlich, daß Sie hier nicht in einer Show auftreten. Das ist ein Verhör. Versuchen Sie, uns doch kein Märchen zu erzählen. Das Bild da ist doch der Beweis, daß Sie bei der Erpressung mitgemacht haben.«
»Sie sind so grob zu mir«, beklagte sich die Blondine und sagte zu mir: »Mit Ihnen spreche ich viel lieber.«
»Mir können Sie aber auch nicht erzählen, daß Sie mit den Erpressungen nichts zu tun haben«, gab ich zurück.
»Ich hab‘ mich doch nur fotografieren lassen. Mit den anderen Sachen habe ich nichts zu tun.«
»Sie wußten auch nicht, wozu die
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