0299 - Das Lagunen-Monstrum
eine der Gefahren, denen Professor Zamorra gegenüberstand. Amun-Res Schatten der Macht wurde immer größer. Die MÄCHTIGEN begannen überall in der Welt, ihr ränkevolles Spiel zu treiben, und durch die Kämpfe in den Felsen von Ash-Naduur waren jene Kräfte erwacht, die man die DYNASTIE DER EWIGEN nannte. Hätte der Meister des Übersinnlichen geahnt, daß von einem Ort jenseits von Raum und Zeit die Ereignisse auf der Erde genau beobachtet und verfolgt wurden, dann wäre er nicht so friedlich in seinem Sessel hinter der Schreibmaschine gesessen.
So stark die Gegner aus den Mächten des Chaos auch waren - Professor Zamorra hatte genügend Verbündete in aller Welt.
Merlin, der weise Magier von Avalon, der einst aus der Kraft einer entarteten Sonne das Amulett schuf, half ihm, wenn es die Umstände erlaubten. Gryf und Teri Rheken, die Druiden vom Silbermond, unterstützten seinen Kampf. Pater Aurelian, der Hochmeister vom Orden der Reinen Gewalt, stand an seiner Seite. Und all die anderen Freunde, deren markante Gesichter gerade in diesem Augenblick vor Zamorras geistigen Augen vorbeizogen - sie alle bildeten die Phalanx des Guten.
Auch Nicole Duval gehörte dazu. Sie war fast ständig an Professor Zamorras Seite, und die Kraft in ihr war in dem Maße gewachsen, wie sie Kämpfe gegen die Höllengegner zu bestehen hatte.
Oft schon hatte Merlin vage darauf hingedeutet, daß irgendwo eine Schicksalswaage existierte. Die Waage zwischen Gut und Böse. Und daß sie alle im Dienste dieser Schicksalswaage ständen. Auch hatte Professor Zamorra festgestellt, daß weder er noch Nicole Duval einem Alterungsprozeß unterlagen.
War das nicht Zeichen genug, daß sie im Auftrag von Mächten kämpften, deren Wesen schon jenseits von Gut und Böse lagen?
»Es ist, wie üblich, alles sehr dringend!« riß ihn Nicole aus seinen Gedanken. Der Mann, den Freund und Feind den Meister des Übersinnlichen nannten, hatte sehr wenig Zeit, sich den unzähligen Briefen selbst zu widmen. Manchmal ließ er Nicole die Post aufarbeiten, wenn ihn ungewöhnliche Umstände schnellstens fortriefen. Dennoch freute er sich immer wieder, zu Hause auf Château de Montagne zu sein und wieder seine Muttersprache Französisch zu hören. Obwohl Zamorra und Nicole sich mehr als Weltbürger fühlten, war Frankreich, insbesondere das schöne Tal der Loire, doch ihr Zuhause.
»Leg es neben die Schreibmaschine, Nici!« bat Professor Zamorra. »Ich werde die wichtigsten Schreiben umgehend selbst beantworten!«
»Und warum nicht sofort?« wollte Nicole wissen. Sie trug ein weißes Strandkleid, das so kurz war, daß der Slip zu sehen war, wenn sie eine ungeschickte Bewegung machte. Nicole Duval, eine absolute Schönheit mit einem traumhaften Körper, wußte ganz genau, mit welchen Textilien sie ihre Schönheit noch mehr unterstreichen konnte.
»Ich arbeite derzeit wieder an einem neuen Buch, und der Verlag hat mich gedrängt, daß der Termin dringend sei. ›Wenn in zehn Minuten nicht das Manuskript auf dem Tisch liegt, dann holt Sie der Teufel!‹ hat er am Telefon gesagt. Nur gut, daß Asmodis das Fernmeldegeheimnis akzeptiert!«
»Bei seinen Tarnexistenzen würde ich ihm Zutrauen, daß er in all seiner dunklen Macht es selbst ist, der meine Werke verlegt!« lachte Professor Zamorra. »Ja, so’n Ding traue ich ihm zu!«
»Und was sagen deine Leser zu deinen Büchern, Chéri?« fragte Nicole und setzte sich auf seinen Schoß. Professor Zamorra spürte ein Kribbeln im Nacken, als sie mit der Spitze ihrer Fingernägel darüber streichelte.
»Keine Ahnung!« zuckte Professor Zamorra die Schultern. »Manchmal bekomme ich einige Leserbriefe, die mir über den Verlag zugeschickt werden. Ich wollte, es würden mehr. Immerhin haoe ich mir vorgenommen, sie auch zu beantworten!«
»Das sagst du so!« schmollte Nicole. »Nachher muß ich das wieder machen. Ich komme mir sowieso vor wie die Präsidentin eines Zamorra-Fan-Clubs!«
»Den gibt es schon!« erklärte der Meister des Übersinnlichen. »Und über die kann man auch Kontakt zu mir aufnehmen. Man muß nur an Stefan Bayerl in der Kettelerstraße 1 in Heppenheim an der Bergstraße schreiben. Der leitet die Briefe umgehend an mich weiter!«
»Das hier solltest du sofort erledigen!« empfahl Nicole und zog einen blauen Umschlag mit amtlichem Aufdruck aus dem Briefbündel.
»Was Amtliches?« fragte der Meister des Übersinnlichen.
»Ein Strafmandat wegen rücksichtslosen Fahrens!« erklärte Nicole spitz.
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