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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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gefüllt war. Maurice holte aus dem Kofferraum seines Wagens zwei große blaue UN-Aufkleber, die er an den Vordertüren des Landrovers anbrachte. »Es ist nicht viel, aber vielleicht wirkt es«, sagte er. Wir verabschiedeten uns von ihm. Dann kletterte ich auf den Beifahrersitz und Larissa auf die Rückbank. Die Umhängetasche mit dem Buch der Leere behielt sie bei sich.
    Hayyid hatte sich für die Nordroute über Marib und am Rand der Rub al-Khali entlang entschieden. Der erste Teil der Reise führte uns über eine Reihe von Bergpässen und durch fruchtbares Hochland mit riesigen Kathplantagen zu beiden Seiten der Straße, die von Wachtürmen umgeben waren, um ungebetene »Erntehelfer« abzuschrecken. Dann ging es herab aus dem Gebirge nach Marib, in die ehemalige Hauptstadt des alten Saba, wo wir eine kleine Pause einlegten.
    Nachdem wir getankt hatten, fuhr Hayyid uns an den Ruinen des alten Staudamms und dem neuen Stausee vorbei, bevor wir uns auf die Fahrt durch die Wüste Ramlat as-Sabatayn machten, einen Ausläufer des Leeren Viertels.
    Um uns herum erhoben sich neben den Sanddünen auch Felsformationen und Hügelketten. An vielen Stellen klammerten sich kleine Sträucher an den Boden.
    »Ich dachte immer, die Wüste besteht nur aus Sand«, bemerkte ich.
    »Die Rub al-Khali schon«, sagte Hayyid. »Dort kann auch keine Vegetation überleben. Aber das hier ist nur der Rand der Wüste. Ihr werdet bald mehr Sand zu sehen bekommen, als euch lieb ist.«
    Am Abend, nach einer insgesamt fast zehnstündigen Fahrt, erreichten wir unser Ziel. Der Hadramaut war bis 1967 ein unabhängiger Staat, der sich von der Rub al-Khali bis zum Indischen Ozean erstreckte. Zahlreiche fruchtbare Täler durchschnitten das Hochland, in dem wir uns befanden. Hier wurde ursprünglich der Weihrauch angebaut, der der Region im Altertum zu so viel Wohlstand verholfen hatte.
    Die Stadt Shibam war berühmt als das »Manhattan der Wüste«. Um die wertvolle Ackerfläche nicht durch Bebauung zu verringern, entwickelten die Hadramauter eine spezielle Hochbauweise mit bis zu neun Stockwerken hohen »Wolkenkratzern« aus Lehm. Leider konnten wir davon nicht viel sehen, denn es war bereits dunkel, als wir in der Stadt eintrafen.
    Hayyid brachte uns in einer bescheidenen Pension am Rand des historischen Stadtviertels von Shibam unter und versprach, uns am nächsten Morgen abzuholen. Er selbst übernachtete bei den Beduinen seines Onkels, die außerhalb des Ortes ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Beim Frühstück, das aus Reis, Eiern und einer fleischigen Brühe bestand, sah ich, dass auch Larissa schwarze Ränder unter den Augen hatte. Wir waren beide von den Ereignissen der letzten zehn Tage gezeichnet. Jetzt ging es nur noch darum, die letzten Energiereserven zu mobilisieren, um die nächsten Tage zu überstehen. Keine besonders guten Voraussetzungen, um einem ausgeruhten und zu allem bereiten Feind entgegenzutreten – zumal wir immer noch nicht wussten, worin die geheime Kraft des Buches der Leere lag und wie wir sie für den Kampf gegen die Schatten nutzen konnten.
    Kurz darauf stand Hayyid schon mit dem Landrover vor der Tür. Wir packten unsere Koffer in den Wagen und brausten in einer riesigen Staubwolke los. Nach einem Kilometer Fahrt über das Geröllplateau erreichten wir das Lager der Beduinen.
    Es wurde beherrscht von einem großen Zelt, haima genannt, das aus dunklem Segeltuch bestand und bequem für fünfzig Personen Platz bot. Die Seitenwände waren aufgerollt, um die Schwüle aus dem Inneren zu vertreiben. Dahinter befand sich ein Pferch, in dem vier Kamele gemächlich hin und her schritten. An den weit ausladenden Ästen einer Akazie hingen lange rotweiße Streifen, die wie dicke Würmer aussahen und sich bei näherem Hinsehen als Fleisch entpuppten.
    »Das wird unsere Reiseverpflegung«, sagte Hayyid, als wir aus dem Auto stiegen.
    Ich konnte meinen Abscheu nicht verbergen. »Was ist das?«, fragte ich in angewidertem Ton.
    Hayyid lachte. »Kamelfleisch. Es trocknet in der Sonne und im Wüstenwind und wird dadurch haltbar. Du wirst dafür noch dankbar sein.«
    Wir näherten uns einer Gruppe von Bedu. So nannten sie sich selbst, wie uns Hayyid erklärte.
    Die Männer waren barfuß und trugen den klassischen Thawb, allerdings ohne Jackett darüber wie in der Stadt. Um die Hüfte oder die Schulter hatten sie Patronengurte geschlungen. Jeder von ihnen hielt ein Gewehr in den Händen, einige sogar

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