Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
Vom Netzwerk:
Kalaschnikow-Maschinenpistolen. Viele von ihnen waren noch halbe Kinder.
    Als wir fast bei ihnen waren, hoben sie ihre Waffen und begannen zu schießen. Ich meinte den Luftzug der Kugeln, die uns umschwirrten, spüren zu können. Ich warf mich vor Larissa und zog sie mit mir zu Boden. Hayyid, der stehen geblieben war, lachte. Auch die Bedu senkten ihre Gewehre und brachen in lautes Gelächter aus.
    »Auf diese Art begrüßen die Bedu seit Generationen Neuankömmlinge«, erklärte Hayyid, immer noch grinsend. »Man weiß, dass wir in freundlicher Absicht kommen. Also sind die Kugeln weit an uns vorbeigeflogen. Wären wir Feinde, so wären die Kugeln mit jedem Schritt, den wir machen, näher herangekommen. Ein kluger Mann weiß das richtig zu deuten und wird schleunigst den Rückzug antreten.«
    »Wie einladend«, murmelte Larissa, die immer noch am Boden lag. Ich stand auf, klopfte mir den Staub von der Hose und half ihr auf die Beine.
    Hayyid führte uns an den Bedu vorbei zum Zelt. Trotz ihrer martialischen Ausrüstung lächelten sie uns freundlich zu. Im Zelt waren Teppiche ausgebreitet, auf denen Kissen um kleine Holztischchen lagen. An einem von ihnen saß ein vollbärtiger Mann mit einem von der Sonne gezeichneten Gesicht. Er winkte uns zu sich heran.
    »Keif halek?« , fragte er, als wir uns setzten, und deutete erst auf Larissa, dann auf mich.
    »Er will wissen, wie es euch geht«, dolmetschte Hayyid.
    Die Antwort darauf kannten wir aus unserem Sprachführer. »Hamdulillah, schukran« , erwiderten wir, was so viel wie »Danke, gut« bedeutete.
    Hayyids Onkel zog eine winzige Pfeife aus seinem Gewand hervor. Aus einer kleinen Plastikflasche schüttete er sich ein Häufchen Tabak in die Hand, den er anschließend mit einem Streichholz in den Pfeifenkopf stopfte. Mit einer schnellen Bewegung entzündete er das Streichholz und hielt es über den Tabak. Er nahm einen tiefen Zug, nickte genießerisch und klopfte die noch glühende Asche neben sich in einer Schale mit Sand aus.
    »Ihr wollt also in die Große Wüste?«, sagte er nach einigen Minuten des Schweigens. Es war weniger eine Frage als eine Feststellung. »Die al-Matheel, das ist unser Stamm, kennen sie seit vielen Jahrhunderten. Und trotzdem meiden wir sie, wenn wir können.«
    »Das würden wir auch gerne«, antwortete Larissa. »Aber dort werden meine Eltern gefangen gehalten, und wir müssen sie befreien.«
    »Mumtas, mumtas« , murmelte er. »Ausgezeichnet. Kinder haben die Pflicht, sich um das Wohlergehen ihrer Eltern zu kümmern.«
    »Umgekehrt auch«, warf ich ein.
    »Selbstverständlich.« Er lächelte mich an. »Aber wenn du in die Wüste willst, solltest du auch wie ein Mann der Wüste aussehen.« Er sagte ein paar schnelle Sätze auf Arabisch.
    »Mein Onkel möchte, dass ich dich mit zum Schneider nehme, um dich wie einen Beduinen einzukleiden«, erklärte Hayyid.
    »Und was ist mit mir?«, fragte Larissa empört.
    Der Bärtige hatte den Sinn von Larissas Frage auch ohne Übersetzung verstanden. »Frauen haben bei uns einen anderen Platz als Männer«, sagte er. »Aber ich kann dir gerne eine Sitarah kaufen, wenn du es möchtest.«
    »Nein, danke«, brummte sie. »Da bleibe ich lieber, wie ich bin.«
    Hayyids Onkel machte eine Handbewegung. Die Audienz war beendet.
    »Was ist mit Chalid?«, fragte ich.
    »Noch keine Spur«, sagte Hayyid. »Aber die Späher meines Onkels behalten alles im Auge und werden uns sofort informieren, wenn er auftaucht.«
    Wir fuhren zurück in den Ort. Aus der Ferne schon sahen wir die Lehmbauten der Altstadt aufragen. Eng gedrängt standen die schmalen, bis zu dreißig Meter hohen Gebäude mit ihren kleinen, Schießscharten ähnlichen Fenstern. Im Unterschied zu Sanaa waren die Fassaden hier nicht verziert. Gerade diese schlichte Bauweise erinnerte an moderne Wolkenkratzer.
    Den einzigen Zugang zur Altstadt bildete ein Stadttor. Hayyid parkte den Landrover davor und wir gingen an den mächtigen Holztoren vorbei in das Labyrinth der fünfhundert Häuser hinein. In den engen Straßen begegneten uns nicht viele Passanten. Ein Junge ritt auf einem kleinen Esel vorüber, und schwarz verhüllte Frauen liefen mit Kindern an der Hand an den Gebäuden entlang, bei denen Lehmbraun die vorherrschende Farbe war. Nur manchmal war das Erdgeschoss oder eines der Obergeschosse mit Weiß übertüncht worden. Allein die schweren Holztüren und die ebenfalls hölzernen Fensterläden wiesen zahlreiche Verzierungen auf.
    »Kein Gebäude

Weitere Kostenlose Bücher