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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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war.
    Während wir von unseren Erlebnissen mit Burke, Hare und Knox berichteten, hielt sich Caitlin immer wieder vor Schreck die Hand vor den Mund. Sie bestand darauf, meine Wunde am Bein zu inspizieren. Es war zwar nicht mehr als ein tiefer Kratzer, aber sie gab erst Ruhe, als sie ihn mit einem Pflaster versehen hatte.
    »Ihr habt vorher nie von Burke und Hare gehört, oder?«, fragte Campbell.
    Wir schüttelten den Kopf.
    »Die beiden waren die schrecklichsten Mörder in der Geschichte Edinburghs.«
    »Zwei Jungen?« Ich wollte nicht glauben, was ich da hörte.
    »Sie waren keine Jungen, sondern erwachsene Männer. Beide kamen als irische Einwanderer nach Edinburgh, um sich ihr Geld als Arbeiter beim Bau des Union Canal zu verdienen. Hare lernte eine Witwe kennen, die eine kleine Pension in Tanner’s Close betrieb, und zog bei ihr ein. William Burke folgte kurz darauf . So lernten die beiden Männer sich kennen. Damals, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, war Edinburgh berühmt für seine Ärzte. Der bekannteste unter ihnen war Dr. Robert Knox.«
    »Knox!«, rief Larissa aus. »Der Einäugige!«
    Campbell nickte. »Die Medizin stand in jenen Jahren noch ganz am Anfang. Knox gehörte zu denjenigen, die den menschlichen Leib näher studieren wollten, um mehr darüber zu lernen. Dafür benötigte er Körper.«
    »Und die bekam er von den Resurrectionists«, warf ich ein.
    »Ganz genau. Weil es verboten war, Leichen zu sezieren, entwickelte sich ein neues Gewerbe: der Grabraub. Knox war einer der Hauptabnehmer für kürzlich Verstorbene. Die Toten wurden im Schutze der Nacht in den Häusern am Surgeon’s Square abgeliefert, wo viele Ärzte private Anatomiestunden gaben. Bezahlt wurden die Lieferanten immer in bar. Auch Burke und Hare hörten von diesen lukrativen Geschäften. Als einer von Hares Gästen eines natürlichen Todes starb, schafften sie die Leiche beiseite und verkauften sie an Knox.«
    »Und kamen auf den Geschmack ...«, vermutete ich.
    »So ist es. Es war leicht verdientes Geld. Viel leichter, als am Kanal zu arbeiten. Und auch viel mehr. Als einige Zeit später ein anderer Mieter in Hares Pension erkrankte, brachten sie ihn kurzerhand um und verkauften ihn ebenfalls.«
    »Dann waren sie keine wirklichen Grabräuber«, bemerkte Larissa.
    »Die Ärzte, allen voran Knox, interessierte das nicht. Sie wollten gar nicht wissen, woher die Leichen stammten, die ihnen gebracht wurden. Hauptsache, sie hatten genügend Körper für ihre Forschung und ihre Studenten.«
    »In gewisser Weise haben sie sich dadurch mitschuldig gemacht«, sinnierte ich.
    »Das sah die Öffentlichkeit auch so«, warf Caitlin ein. »Es gab damals einen bekannten Vers, den die Kinder auf der Straße sangen, in dem Knox als Mittäter gebrandmarkt wird:
     
    Up the close and down the stair,
    in the house with Burke and Hare.
    Burke’s the butcher, Hare’s the thief,
    Knox, the man who buys the beef.«
     
    »Burke und Hare wurden gierig«, nahm Campbell seine Erzählung wieder auf. »Sie ermordeten innerhalb eines Jahres mindestens siebzehn Menschen. Manche sprechen sogar von dreißig Opfern. Meistens überraschten sie die Unglücklichen im Schlaf. Hare hielt sie fest, während Burke sie mit einem Kissen erstickte.«
    »Und das nicht nur in Tanner’s Close«, ergänzte Caitlin. »Gemordet wurde auch im Haus von Burkes Bruder in der Nähe der Canongate.«
    »Aber dann wurden sie leichtsinnig und ihr letzter Mord flog auf. Um sein Leben zu retten, sagte Hare gegen Burke aus. Im Januar 1829 wurde jener vor 25.000 Zuschauern im Lawnmarket gehängt. Hare ging frei aus und verschwand aus der Stadt, ebenso wie Knox. Beide landeten in London, wo Hare sein Leben als blinder Bettler beendet haben soll und Knox als angesehener Arzt.«
    »Die Ironie der Geschichte ist, dass der Körper von Burke nach seiner Hinrichtung den Chirurgen zum Sezieren überlassen wurde«, sagte Caitlin. »Einige Studenten schafften Stücke seiner Haut beiseite und machten daraus einen Bucheinband.«
    »Brr, wie gruselig.« Larissa schüttelte sich. »Mir scheint, die Ärzte waren nicht weniger skrupellos als die beiden Verbrecher.«
    »Das haben wir ja bei Knox bemerkt«, sagte ich. »Für ihn schien der hippokratische Eid nicht gerade der oberste Maßstab seines Handelns zu sein.«
    »Burkes Skelett ist übrigens im Museum der Surgeon’s Hall zu besichtigen«, sagte Campbell. »Ebenso wie ein Notizbuch, das mit seiner Haut gebunden wurde.«
    »Nein, danke«, wehrte ich

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