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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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ab. »Ich habe vorerst genug von Ärzten und Grabräubern. Besonders von solchen, die gar nicht mehr herumlaufen dürften.«
    »Ganz recht.« Campbell lehnte sich zurück. »Das ist die große Frage: Wem seid ihr da unten wirklich begegnet? Ich glaube nicht an Geister, vor allem dann nicht, wenn ihre Skelette in einem Museum zu besichtigen sind.«
    »Aber Knox wusste Bescheid über die Vergessenen Bücher – und über McGonagall«, sagte Larissa.
    »Vielleicht handelt es sich einfach um eine Sekte«, spekulierte Campbell.
    »Eine Sekte von Wahnsinnigen, die unter der Stadt lebt und nichts ahnende Opfer zu sich herablockt?«, fragte ich. »Klingt das nicht ziemlich unwahrscheinlich?«
    »Einen Moment.« Larissa stand auf und verließ den Raum. Zwei Minuten später war sie wieder da, den Tablet-PC in der Hand.
    »Das ist ein Computer ohne Tastatur«, erklärte sie den staunenden Campbells und rief Google auf. Ihre Finger flogen auf dem Bildschirm hin und her, bis sie das Tablet schließlich mit einem triumphierenden Lächeln zwischen uns auf den Tisch legte.
    Es waren drei Porträtzeichnungen. Eine davon war unverkennbar Dr. Knox. Das pockennarbige Gesicht, das verklebte Auge, ja, sogar der hohe Hemdkragen – das Bild zeigte exakt den Mann, dem wir unter der Erde begegnet waren.
    Die anderen beiden Abbildungen sahen eher wie Karikaturen aus. Es waren zwei Männer. Auch hier war eine Verwechslung ausgeschlossen. Es handelte sich um Burke und Hare, und die Gesichtszüge glichen fast aufs Haar denen der zwei Jungen, die Knox zu Diensten waren.
    »Das sind sie!«, rief ich. »Diesen drei Gestalten sind wir begegnet!«
    »So viel zum Thema Sekte«, sagte Larissa. »Oder haben Sie eine logische Erklärung dafür, dass diese drei ihren historischen Vorgängern fast hundertprozentig ähneln?«
    Campbell zuckte mit den Schultern.
    »Mit wem hatten wir es also dort unten zu tun?«, fragte ich. »Geister? Wiederauferstandene Tote? Bösartige Energiewesen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Larissa. »Und ich weiß auch nicht, ob ich es wirklich herausfinden möchte.«
    Campbell starrte noch immer auf die drei Gesichter auf dem Bildschirm. Ich sah ihm an, dass seine Zweifel noch nicht ausgeräumt waren.
    »Es hört sich alles ziemlich unwahrscheinlich an …«, begann ich, als mich Caitlin unterbrach.
    » Unwahrscheinlich ist ein Wort, das man in Edinburgh aus seinem Wortschatz streichen sollte. Craig hat die Geschichte von Burke und Hare nicht ganz zu Ende erzählt. Vor etwa 170 Jahren entdeckten spielende Kinder auf Arthur’s Seat siebzehn winzige Holzsärge mit fingergroßen bekleideten Puppen darin. Man vermutet, dass sie stellvertretend für die Opfer von Burke und Hare stehen. Wissenschaftliche Analysen beweisen, dass die Miniatursärge tatsächlich aus der Zeit der beiden Mörder stammen. Die Frage ist nur: Wer hat sie angefertigt und dort begraben?«
    Mir lief ein kalter Schauer den Rücken herab. »Das kann nur jemand gewesen sein, der von den Morden wusste«, vermutete ich.
    »Ganz richtig. Aber wer und warum, das ist bis heute ungeklärt. So kommen viele Geheimnisse Edinburghs erst spät oder gar nicht ans Licht. Eure unterirdischen Begegnungen sind da nur ein weiteres Rätsel, das auf seine Aufklärung wartet. Vielleicht wird es nie gelöst.«
    Einen Augenblick schwiegen wir. Das war eine unbefriedigende Situation. Ich konnte mich nur schwer damit abfinden, etwas nicht erklären zu können, und Larissa mit ihrem naturwissenschaftlichen Forscherdrang ging es nicht anders. Aber im Moment mussten wir uns wohl zufriedengeben.
    »Ich habe noch eine Frage«, brach Larissa das Schweigen. »Der Hinweis, den Knox uns gegeben hat. Er war auf Schottisch, deshalb haben wir ihn nicht verstanden. Es klang ungefähr so: Where coothy cheels at eening meet, their bizzin craigs and mouse to wheet . Können Sie damit etwas anfangen?«
    Campbell nickte. »Das ist ein Teil eines berühmten Gedichts von Robert Fergusson«, erwiderte er. »Es heißt ›Auld Reekie‹ , die alte Verräucherte. Dieser Begriff ist heute zu einem liebevollen Spitznamen für Edinburgh geworden. Der Vers lautet exakt:
     
    Where couthy Chiels at E’ening meet
    their bizzing Craigs and Mous to weet
    and blythly gar auld Care gae bye
    wi’ blinkit and wi’ bleering Eye.«
     
    »Und was haben die Zeilen zu bedeuten?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es geht darin um die jungen Männer von Edinburgh, die sich abends zum Trinken treffen und dabei alle Vorsicht

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