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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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sich hin. Ich gähnte. Es war fast Mitternacht.
    »Wir sollten jetzt schlafen«, sagte ich.
    Und das taten wir dann auch.

    Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder etwas besser aus. Der Himmel leuchtete wolkenfrei und blau, die Sonne schien, und das Thermometer stieg erstmals seit unserer Ankunft auf über fünf Grad.
    Campbell hatte am Vorabend noch den Tourveranstalter über unser Auftauchen informiert und ihn gebeten, die Polizei wegen der Menschen in den Gewölben zu verständigen.
    »Sie sind noch in der Nacht mit einem Dutzend Beamten in die abgesperrten Keller eingedrungen, haben aber nichts gefunden außer einer verlassenen Feuerstelle. Die Polizei glaubt, dass es sich um das ehemalige Lager von Obdachlosen handelt, erklärte er uns.«
    Etwas Ähnliches hatten wir uns bereits gedacht. Knox hatte nach unserer Flucht sein Hauptquartier kurzerhand verlegt.
    »Offen gesagt, die Polizei und der Tourveranstalter glauben eure Geschichte nicht«, fuhr Campbell fort. »Sie halten alles für ein Produkt eurer Fantasie. Der zuständige Beamte meinte noch, ihr solltet froh sein, dass ihr keine Anzeige bekommen habt.«
    »Und was bedeutet das nun?«, wollte Larissa wissen. »Heißt das, niemand unternimmt etwas gegen Knox und seine Bande?«
    »Keine Sorge.« Campbell schaute grimmig. »Ich habe euch gegenüber eine Menge gutzumachen. Deshalb werde ich mich mit einigen Freunden darum kümmern. Wir werden so lange suchen, bis wir sie finden, das verspreche ich euch.«
    Ich glaubte ihm. Er schien immer noch ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er uns nicht gewarnt hatte.
    »Danke«, sagte ich.
    Auch Larissa war bereit, Frieden zu schließen. »Wir leben noch«, sagte sie. »Sie müssen sich also nicht so viele Vorwürfe machen. Und wer weiß, vielleicht bringt uns der Hinweis von Knox ja doch weiter.«
    Bevor wir uns über das Frühstück hermachten, riefen wir im Krankenhaus an. Larissa wollte sich auf die Aussage des Bibliothekars nicht verlassen. Der Arzt bestätigte, dass sich am Zustand des Bücherwurms nichts geändert hatte. Körperlich war er nach wie vor auf dem Weg der Besserung. Die unerklärliche Gehirnaktivität war vorübergehend etwas zurückgegangen, lag aber immer noch über dem üblichen Niveau. Im Laufe des Tages wurden weitere Spezialisten erwartet. Außerdem bereitete man eine zweite Untersuchung des Gehirns vor, um noch einmal alles genau zu überprüfen.
    »Es ist fast so, als würden die Schatten mit uns spielen«, kommentierte Larissa, nachdem sie aufgelegt hatte.
    »Sie haben kein Interesse daran, deinem Großvater wirklich zu schaden«, sagte ich. »Wahrscheinlich versuchen sie dadurch, den Druck auf uns zu erhöhen.«
    »Als ob das nötig wäre!«
    »Sie können nicht verstehen, dass wir sowieso alles tun würden, um den Bücherwurm zu retten. Menschliche Gefühle wie Mitgefühl oder Aufopferung sind ihnen fremd. Sie kennen nur Druck und Zwang.«
    »Ich weiß. Und das Schlimme ist, es funktioniert.«
    »Nur, wenn wir es zulassen«, sagte ich. »Aber dann machen wir genau das, was sie wollen.«
    »Das tun wir doch sowieso!«, rief Larissa. »Seit dem ersten Auftauchen der Schatten sind wir doch nichts als ihre Marionetten!«
    »Mit einem Unterschied«, widersprach ich. »Wir können uns frei, nach unserem eigenen Willen, bewegen. Das sollten wir nicht vergessen.«
    »Manchmal bin ich mir da nicht so sicher«, erwiderte sie.
    Larissas trübe Stimmung überschattete das Frühstück, und auch Caitlin vermochte nicht, sie aufzuheitern. Es wurde erst besser, als wir uns auf den Weg zur Canongate machten. Die Stadt wirkte im hellen Sonnenlicht nicht mehr ganz so bedrückend wie in den letzten Tagen. Mit vollen Zügen sog ich die frische Morgenluft ein. Trotzdem hatte ich nicht vergessen, was uns gestern passiert war, und blickte mich ständig suchend um, ob irgendwo einer der beiden Jungen auftauchte, die sich Burke und Hare nannten.
    Wir nahmen absichtlich nicht den Weg durch die Stadt, sondern folgten dem Queen’s Drive, der sich am Fuß von Arthur’s Seat entlangschlängelt. So dauerte es zwar etwas länger, aber dafür genossen wir einen herrlichen Ausblick und begegneten niemandem, den wir nicht treffen wollten.
    Der Queen’s Drive endete am Holyrood Palace, der das andere Ende der Royal Mile bildete. Dem Palast gegenüber lag ein futuristisch anmutendes Gebäude, das wie ein Fremdkörper in der Landschaft wirkte. Das war das schottische Parlament, über dessen Architektur auch in

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