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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Tee für euch aufsetzen und etwas zu essen vorbereiten.«
    Ich wollte sie noch bitten, von schottischen Gerichten Abstand zu nehmen, aber sie hatte bereits aufgelegt. Wir gingen die Straße hoch und stießen nach wenigen Minuten auf den Grassmarket. In den Pubs und Restaurants, an denen wir vorbeikamen, herrschte Hochbetrieb. Wir überquerten den Platz der Länge nach bis fast zur Einmündung der Candlemaker Row und warteten dort auf Campbell. Hier hatten wir in alle Richtungen freie Sicht. Wir waren uns nicht sicher, ob uns Burke nicht doch gefolgt war. An dieser Stelle konnte er uns jedenfalls nicht überraschen, und es waren genügend Menschen in der Nähe, an die wir uns um Hilfe wenden konnten.
    Die Temperatur war wieder unter den Nullpunkt gesackt und nach der Hitze der Flucht begannen wir zu frieren. Ich bot Larissa meine Handschuhe an, die sie dankbar nahm.
    »Was ist wohl mit McGonagall passiert?«, fragte sie mich, während sie auf der Stelle trat, um sich zu wärmen.
    »Ich hoffe, er ist Knox entkommen«, erwiderte ich, obwohl der letzte Eindruck, den ich von seinem Kampf mit Hare gewonnen hatte, wenig Anlass für Optimismus bot.
    »Wir haben ihn in diese Situation gebracht.« Sie machte ein niedergeschlagenes Gesicht. »Und wir haben ihm nicht geholfen, sondern sind einfach abgehauen.«
    »Er wollte es doch so«, widersprach ich, allerdings ohne große Überzeugung. »Außerdem kennt er andere Wege, um von dort unten zu entkommen.«
    »Wir hätten vielleicht doch auf ihn hören sollen. Immerhin hat er sein Leben für uns aufs Spiel gesetzt.«
    »Sofern man bei ihm von Leben sprechen kann«, sinnierte ich.
    »Ist doch egal. Er ist gekommen und hat uns geholfen, nur das zählt«, beharrte sie.
    »Komisch«, sagte ich. »Noch vor zwölf Stunden wünschte ich mir, er würde sich bloß nicht mehr blicken lassen, und jetzt hoffe ich, dass wir ihn möglichst bald wiedersehen.«
    Ich schwankte leicht und musste mich an einem Laternenmast abstützen. Die Strapazen der letzten Stunden, gepaart mit der Ungewissheit über McGonagalls Schicksal, forderten ihren Tribut. Lange würde ich mich nicht mehr auf den Beinen halten können.
    Wie aufs Stichwort tauchte Campbells zerbeulter Wagen auf. Er erspähte uns sofort und hielt neben uns an. Larissa stieg hinten ein, ich vorne. Im Fahrzeug war es angenehm warm, und es war ein Genuss, ein weiches Polster unter mir zu spüren.
    »Wo habt ihr denn bloß gesteckt?«, waren Campbells erste Worte. »Wir haben uns die größten Sorgen um euch gemacht!«
    »Unter der Erde«, erwiderte ich mit schwerer Zunge. Die Wärme verstärkte meine Müdigkeit nur noch. Campbell hatte sicher ein Anrecht auf Erklärungen, aber ich konnte mich nur mühsam konzentrieren.
    »Der Tourveranstalter hat mich sofort informiert, nachdem ihr verschwunden wart. Ich habe sie gebeten, vorerst nicht die Polizei zu benachrichtigen. Bis vor zwei Stunden habe ich mit anderen Leuten in den Gewölben nach euch gesucht.«
    »Tut uns leid«, sagte ich, obwohl ich eigentlich gar keinen Grund hatte, mich zu entschuldigen. »Man hat uns in eine Falle gelockt.«
    Es dauerte einen Moment, bis Campbell antwortete. »Ich hätte euch davon abhalten sollen. In den letzten hundert Jahren sind zwei Bewahrer in die Unterwelt eingestiegen und keiner ist zurückgekommen. Aber der Bibliothekar meinte, es bestehe keine Gefahr für euch. Darauf habe ich mich verlassen.« Er schwieg und konzentrierte sich auf die Straße.
    »Dann stimmt also, was uns McGonagall gesagt hat«, meldete sich Larissa von hinten. »Unter der Stadt ist es für Bewahrer lebensgefährlich.«
    Campbell nickte. »Ich hätte mir nie verziehen, wenn euch etwas passiert wäre«, sagte er mit kläglicher Stimme.
    »Aber es ist uns etwas passiert.« Woher hatte Larissa nur die Kraft, jetzt noch wütend zu werden? »Und Sie haben uns ins offene Messer laufen lassen.«
    »Es tut mir unendlich leid«, erwiderte er leise. »Aber ich dachte wirklich, euch könne nichts geschehen.«
    Zum Glück für ihn erreichten wir in dem Moment sein Haus. Larissa schluckte ihren Ärger herunter, und nachdem wir ausgiebig geduscht hatten, versammelten wir uns im Esszimmer. Das Wasser hatte meine Lebensgeister wieder ein wenig erweckt, und ich genoss den Tee, der bereits auf uns wartete. Caitlin servierte uns ein Hühnercurry mit Reis ohne jede schottische Note. Wir putzten unsere Teller in null Komma nichts leer. Anschließend erzählten wir, was uns unter der Erde alles passiert

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