03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Flammen aufloderten. Brenda schob ihn sanft ein paar Schritte von dem kleinen Häuschen weg, das bereits lichterloh brannte.
»Nur zur Sicherheit?«, fragte er.
»Nur zur Sicherheit«, wiederholte sie und schenkte ihm ein so aufrichtiges Lächeln, dass er sich ein wenig entspannte und ihm sogar ein kleines bisschen leichter ums Herz wurde. »Das mit Teresa tut mir leid.«
»Danke.« Eine andere Antwort fiel ihm nicht ein.
Dann sagte sie nichts mehr und Thomas dachte sich, dass das auch nicht nötig war. Sie gingen zu den anderen, mit denen sie die letzte Schlacht gegen Janson und seine Leute geführt hatten. Alle waren von Kopf bis Fuß zerschrammt und zerschunden. Er schaute Bratpfanne in die Augen wie vorher Minho. Dann drehten sie sich alle zur Hütte um und sahen zu, wie sie niederbrannte.
Ein paar Stunden später saß Thomas auf einer Klippe mit Blick auf den Ozean und ließ die Füße baumeln. Die Sonne war schon fast hinter dem Horizont verschwunden, der rot glühte wie ein Flammenmeer. Das war so ziemlich das Beeindruckendste, was er je im Leben gesehen hatte.
Minho hatte unten im Wald, wo sie beschlossen hatten sich niederzulassen, schon das Kommando übernommen. Er hatte Leute auf Nahrungssuche geschickt, einen Bautrupp eingeteilt und ein Wachkommando. Thomas war froh darüber, er hatte kein Verlangen danach, je wieder Verantwortung aufgebürdet zu bekommen. Er war erschöpft, körperlich und seelisch. Er hoffte, dass sie an diesem unbekannten Ort in Sicherheit und für sich bleiben würden, während der Rest der Welt mit Dem Brand zurechtkommen musste, mit oder ohne Heilung. Ihm war klar, dass das ein langer, harter und schrecklicher Kampf werden würde, und er war sich vollkommen sicher, dass er damit nichts zu tun haben wollte.
Er war fertig damit.
»Hallo, du!«
Thomas drehte sich zu Brenda um. »Selber hallo! Willst du dich zu mir setzen?«
»Danke, gern.« Sie ließ sich neben ihn fallen. »Das erinnert mich an die Sonnenuntergänge bei ANGST. Aber die waren nicht ganz so schön.«
»Das könnte man wohl über viele Dinge sagen.« Wieder spürte er überwältigende Gefühle in sich hochsteigen, als er an Chuck, Newt und Teresa denken musste.
Sie saßen einige Minuten schweigend da und beobachteten, wie das Tageslicht langsam schwand und der Himmel und das Wasser erst orange, dann rosa, dann violett und zum Schluss dunkelblau wurden.
»An was denkst du?«, fragte Brenda.
»Gar nichts. Ich hab erst mal genug vom Denken.« Und das meinte er ernst. Zum ersten Mal in seinem Leben war er in Freiheit und Sicherheit, auch wenn er teuer dafür bezahlt hatte.
Dann tat Thomas das Einzige, was ihm in dem Moment einfiel. Er nahm Brendas Hand.
Sie drückte sanft seine Hand. »Wir sind mehr als zweihundert, und wir sind alle immun. Das ist ein guter Anfang.«
Thomas schaute sie misstrauisch an, weil sie so sicher klang – als wüsste sie mehr als er. »Was soll das denn heißen?«
Sie lehnte sich vor und küsste ihn auf die Wange und dann auf die Lippen. »Nichts. Gar nichts.«
Thomas begrub alle Zweifel und zog sie an sich, während der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwand.
Abschließendes ANGST-Memorandum, Datum 10.4.232, Zeit 12:45 Uhr
AN: Meine Kollegen
VON: Ava Paige, Kanzlerin
BETREFF: Ein neuer Anfang
Wir haben versagt.
Aber wir haben auch einen Erfolg zu verbuchen.
Unser ursprüngliches Ziel wurde nicht erreicht; der Masterplan ist nicht zu Stande gekommen. Es ist uns nicht gelungen, eine Impfung oder eine Heilmethode für Den Brand zu finden. Ich habe dieses Ergebnis jedoch eingeplant und eine alternative Lösung vorbereitet, um zumindest einen Teil unserer Spezies zu retten. Mit Hilfe meiner Partner, zweier strategisch platzierter Immuner, war ich in der Lage, einen Plan auszuführen, der zu dem besten Resultat führen wird, das wir uns erhoffen konnten.
Ich weiß, dass ein Großteil meiner Kollegen bei ANGST der Meinung war, dass wir härter vorgehen, tiefer bohren, schonungsloser mit unseren Versuchspersonen umgehen und weiter nach einer Antwort suchen müssen. Neue Testreihen einleiten. Aber wir haben dabei eine offensichtliche Tatsache nicht beachtet: Die Immunen sind die einzige Ressource, die dieser Welt noch bleibt.
Wenn alles nach Plan verlaufen ist, haben wir die intelligentesten, stärksten und widerstandsfähigsten unserer Versuchspersonen an einen sicheren Ort geschickt, wo sie eine neue Zivilisation aufbauen können, während der Rest der Menschheit
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