03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Kochs tauchte vor seinem inneren Auge auf. Thomas wusste nicht, ob er den Verlust eines weiteren Freundes ertragen konnte.
Minho mischte sich ein: »Ah, Teresa. Wie ich sehe, verbreitest du mal wieder so viel gute Laune wie eh und je. Mann, bin ich froh, dass du uns wieder mit dem Sonnenschein deiner Anwesenheit beehrst.«
Teresa ignorierte ihn einfach. »Tom, wir werden bald irgendwohin geschafft. Lass uns bitte miteinander reden. Allein. Jetzt gleich.«
Sosehr er es auch wollte, gab er sich doch Mühe, es zu verbergen. »Rattenmann hat mir schon einen Vortrag gehalten. Bitte sag mir, dass du nicht seiner Meinung bist und mich nicht zu ANGST zurückschicken willst.«
»Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du redest.« Sie machte eine Pause, als müsse sie erst ihren Stolz überwinden. »Bitte.«
Thomas starrte sie einen langen Augenblick voll widerstreitender Gefühle an. Brenda stand nur wenige Schritte von ihm entfernt, und sie war ganz offensichtlich wenig begeistert über Teresas Auftauchen.
»Und?«, drängte Teresa. Sie machte eine Geste mit ihrem Arm. »Außer Warten kann man hier sowieso nicht viel tun. Bist du zu beschäftigt, um mit mir zu reden?«
Thomas verkniff sich, genervt die Augen zu verdrehen. Er zeigte auf ein paar leere Stühle in der Ecke der Halle. »Okay, setzen wir uns dahin. Aber mach’s kurz.«
Thomas setzte sich, den Kopf an die Wand gelehnt, Arme vor der Brust verschränkt. Teresa zog die Beine an den Körper und wandte sich ihm zu. Beim Weggehen hatte Minho ihn noch gewarnt, ihr kein Wort zu glauben.
»So«, sagte Teresa.
»So.«
»Tja, wo fangen wir an?«
»Was weiß ich. Du wolltest dich doch unterhalten. Ich kann auch wieder gehen, wenn du nichts zu sagen hast.«
Teresa seufzte. »Vielleicht könnten wir ja damit anfangen, dass du aufhörst, dich wie der letzte Idiot aufzuführen. Natürlich weiß ich, dass ich in der Brandwüste gewisse Dinge getan habe. Aber du weißt so gut wie ich, warum – um dir das Leben zu retten! Ich wusste damals nicht, dass es nur um Variablen und Muster ging. Wie wär’s, wenn du das wenigstens anerkennst? Rede wie ein normaler Mensch mit mir.«
Thomas ließ mehrere Sekunden verstreichen, bevor er antwortete. »Schön. Von mir aus. Aber du hast mich einfach im Stich gelassen, bei ANGST sitzenlassen, und das beweist ja wohl …«
»Tom!« Sie sah aus, als hätte er ihr eine Ohrfeige versetzt. »Wir haben euch überhaupt nicht zurückgelassen! Das ist nicht wahr!«
»Du lügst!« Thomas war mittlerweile völlig verwirrt.
»Wir haben euch nicht im Stich gelassen! Wir sind nach euch aus dem Hauptquartier entkommen. Ihr habt uns einfach zurückgelassen!«
Thomas konnte sie nur verständnislos anstarren. »Glaubst du wirklich, ich bin so blöd, dass ich das glaube?«
»In der Zentrale wurde auf einmal geredet, Newt, Minho und du wärt ausgebrochen und hättet euch irgendwo in der Nähe im Wald versteckt. Wir haben nach euch Ausschau gehalten, ohne Ergebnis. Seitdem habe ich die ganze Zeit gehofft, dass ihr es irgendwie zurück in die Zivilisation schafft. Was meinst du, warum ich so überglücklich bin, dich lebendig wiederzusehen?«
Ärger regte sich in Thomas. »Du erwartest ja wohl nicht allen Ernstes, dass ich das glaube? Du weißt wahrscheinlich ganz genau, was Rattenmann mir vor ein paar Tagen mitgeteilt hat – dass sie mich brauchen, dass ich angeblich der ›Auserwählte‹ bin, wie sie das nennen.«
Teresa ließ die Schultern hängen. »Du hältst mich also für den bösartigsten Menschen, den die Welt je gesehen hat, was?« Doch sie wartete seine Antwort nicht ab. »Wenn du einfach zugelassen hättest, dass deine Gedächtnisblockade aufgehoben wird, dann wäre dir klar, dass ich dieselbe Teresa wie früher bin. Bei allem, was ich in der Brandwüste getan habe, ging es nur darum, dich zu retten, und seitdem versuche ich nonstop, mein Verhalten irgendwie wieder gutzumachen.«
Thomas’ Ärger ließ nach – sie schien nicht zu schauspielern. »Wie kann ich dir glauben, Teresa? Wie?«
Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Ich schwöre es dir. Über den Auserwählten weiß ich nichts – das ist alles entwickelt worden, nachdem wir ins Labyrinth gekommen sind, deswegen habe ich auch keine Erinnerungen daran. Aber was ich erfahren habe, ist, dass ANGST die Experimente erst dann beenden will, wenn sie ihren Masterplan haben. Die Organisation bereitet sich gerade auf eine neue Runde vor, Thomas. ANGST treibt immer mehr
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