03 Die Auserwählten - In der Todeszone
doch es war, als hätte er Thomas’ Gedanken gelesen. »Wenn es stimmt, was Gally sagt, werden deine Freunde und du eine große Hilfe für unser Planungsteam sein, schließlich kennen einige von euch das Gelände in- und auswendig. Wir können jeden gebrauchen – ganz egal, wie alt oder jung.«
»Wir haben auch ein Berk«, bot Brenda an. »Falls es nicht schon von Cranks in Stücke gerissen worden ist. Es steht direkt vor der Stadtmauer von Denver, im Nordosten. Der Pilot ist bei unseren Freunden.«
»Wo sind eure Berks?«, wollte Thomas wissen.
Vince deutete mit der Hand zur Rückseite des Raums. »In der Richtung. Einigermaßen sicher. Wir haben alles dicht beieinander. Wir könnten noch ein oder zwei Wochen Zeit brauchen, aber wir haben kaum eine Wahl. Charlotte hat das Gerät fertig. Unsere ersten achtzig Leute sind bereit. Wir können in den nächsten paar Tagen eure Informationen sammeln, letzte Vorbereitungen treffen, und dann legen wir los. Mehr ist nicht dabei. Wir stürmen den Laden und bringen es endlich hinter uns.«
Als er ihn so reden hörte, kam Thomas das Ganze gar nicht so unrealistisch vor. Er fragte: »Wie optimistisch sind Sie?«
»Hör mir mal zu, Junge«, sagte Vince mit versteinerter Miene. »Seit Jahren hören wir von nichts anderem als dem Ziel von ANGST. Dass jeder Cent, jeder Mann, jede Frau, sämtliche Ressourcen – dass einfach alles dem Ziel untergeordnet werden muss, die Heilung für Den Brand zu finden. Immer haben sie uns erzählt, dass sie Leute gefunden hätten, die immun sind, und wenn wir nur rauskriegen könnten, warum ihre Gehirne dem Virus widerstehen können, dann wäre die ganze Welt gerettet! Während in der Zwischenzeit die Städte in Schutt und Asche fallen. Bildung, Sicherheit, Medikamente gegen jede andere bekannte Krankheit, humanitäre Hilfe – die ganze Welt geht den Bach runter, damit ANGST nach Belieben schalten und walten kann.«
»Ich weiß«, sagte Thomas. »Das weiß ich leider nur zu gut.«
Vince steigerte sich immer weiter in das Thema hinein. Gedanken sprudelten aus ihm heraus, die offensichtlich seit Jahren in ihm brodelten. »Wir hätten die Ausbreitung der Krankheit viel einfacher aufhalten können, als ein Heilmittel dagegen zu finden. Aber ANGST hat das ganze Geld und die besten Leute abgezogen. Nicht nur das, sie haben uns falsche Hoffnungen gemacht, und deshalb waren wir alle nicht vorsichtig genug. Alle haben sich darauf verlassen, dass sie von der wundersamen Heilung gerettet werden. Aber wenn wir noch lange warten, dann gibt es niemanden mehr zu retten.«
Vince wirkte erschöpft. Stille erfüllte den Raum, als er sich setzte und Thomas erwartungsvoll ansah. Doch Thomas hatte dem nichts hinzuzufügen.
Schließlich ergriff Vince wieder das Wort. »Wenn unsere Leute die Immunen übergeben, können sie natürlich das Gerät verstecken. Aber es wäre sehr viel einfacher, wenn es schon dort wäre, wenn wir ankommen. Dass wir die Immunen an Bord haben, verschafft uns Zugang zum Luftraum und eine Landeerlaubnis, aber …« Er sah Thomas mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wollte er ihn auffordern, das Naheliegende selbst auszusprechen.
Thomas nickte. »Das wäre dann mein Job.«
»Haargenau«, sagte Vince lächelnd. »Das ist dein Job.«
Thomas blieb erstaunlich ruhig. »Ihr könnt mich ein paar Kilometer entfernt absetzen. Dann kann ich den restlichen Weg zu Fuß gehen. Ich tue so, als ob ich zurückgekommen bin, um die Versuchsreihe abzuschließen. So wie sich das angehört hat, werden sie mich mit offenen Armen empfangen. Ihr müsst mir bloß zeigen, wie ich das Gerät in Gang setze.«
Und wieder lächelte Vince breit. »Ich werde dafür sorgen, dass Charlotte dich höchstpersönlich einweist.«
»Meine Freunde können euch mit Informationen versorgen – fragt Teresa, Aris und die anderen. Brenda weiß auch eine Menge.« Thomas hatte seine Entscheidung schnell und endgültig gefällt: Er würde die riskante Aufgabe auf sich nehmen. Es gab keine bessere Möglichkeit.
»In Ordnung«, sagte Vince zu Gally. »Was kommt als Nächstes? Wie sollen wir fortfahren?«
Thomas’ früherer Erzfeind stand auf und sah ihn an. »Ich sage Charlotte, dass sie dir das Gerät erklären soll. Dann bringen wir dich zum Hangar mit unseren Berks, fliegen dich in die Nähe des ANGST-Hauptquartiers und setzen dich unauffällig ab, während wir hier unseren Angriffstrupp startklar machen. Du wirst eine ordentliche Schauspielleistung hinlegen
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