03 Die Auserwählten - In der Todeszone
müssen – wir warten besser ein paar Stunden ab, bevor wir mit den Immunen anrücken, um keinen Verdacht zu erregen.«
»Ich werd schon nicht draufgehen.« Thomas bemühte sich tief durchzuatmen, um die Ruhe zu bewahren.
»Gut. Wenn ihr losgefahren seid, holen wir Teresa und die anderen her. Ich hoffe, du hast nichts gegen eine weitere kleine Spritztour durch die Stadt.«
***
Charlotte war eine stille, zierliche Frau, die sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten aufhielt. Sie erklärte Thomas kurz und bündig, wie das Gerät funktionierte. Es war so klein, dass es in den Rucksack passte, den sie ihm zur Verfügung gestellt hatten, und es blieb noch genug Platz für Essen und Kleidung, die er für seine Wanderung durch die Kälte brauchen würde. Sobald das Gerät aufgestellt und aktiviert war, würde es mit jeder Waffe Verbindung herstellen und ihre Systeme lahmlegen. Nach etwa einer Stunde müssten alle Waffen blockiert sein.
So weit, so gut, dachte Thomas. Schwieriger würde es werden, das Gerät unauffällig zu verstecken, sobald er im Gebäude drin war.
Gally beauftragte Lawrence damit, Thomas und die Pilotin zu dem verlassenen Hangar zu fahren, in dem die Berks standen. Dazu mussten sie wieder mit dem Transporter durch die von Cranks belagerten Straßen von Denver fahren. Diesmal würden sie den direkten Weg über die Autobahn nehmen, außerdem ging bald die Sonne auf. Das machte die Vorstellung für Thomas ein bisschen leichter.
Thomas war gerade damit beschäftigt, Vorräte für die Reise zusammenzupacken, als Brenda auftauchte. Er nickte ihr zu und lächelte zaghaft.
»Und, wirst du mich vermissen?«, fragte er sie scherzhaft, obwohl er sich insgeheim wünschte, sie würde Ja sagen.
Sie verdrehte die Augen. »An so was solltest du nicht mal denken. Das klingt, als hättest du schon aufgegeben. Eh du dich versiehst, hocken wir alle wieder zusammen und lachen über die guten alten Zeiten.«
»Ich kenne dich doch erst seit ein paar Wochen.« Wieder lächelte er.
»Egal.« Sie legte ihm die Arme um den Hals und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich weiß, ich bin in die Brandwüste geschickt worden, um dich zu finden und mich mit dir anzufreunden. Und du bist wirklich mein Freund. Du …«
Er trat zurück, um ihr in die Augen sehen zu können, wurde aber aus ihrem Gesichtsausdruck nicht schlau. »Was?«
»Egal … bitte pass einfach auf, dass sie dich nicht abmurksen.«
Thomas schluckte.
»Und?«, sagte sie.
»Pass auf dich auf.« Das war alles, was er herausbrachte.
Brenda streckte sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Das ist das Netteste, was du je gesagt hast.« Sie verdrehte wieder die Augen, lächelte aber dabei.
Ihr Lächeln ließ alles ein bisschen weniger finster aussehen. »Sorg dafür, dass die keinen Mist bauen«, sagte er. »Sorg dafür, dass ihre Pläne wasserdicht sind.«
»Mach ich. Dann sehen wir uns irgendwann in ein paar Tagen.«
»Okay.«
»Ich bleib am Leben, wenn du am Leben bleibst, versprochen.«
Thomas umarmte sie ein letztes Mal. »Abgemacht.«
Der Rechte Arm stellte einen neueren Transporter bereit. Lawrence saß am Steuer und die Pilotin auf dem Beifahrersitz. Sie war still und in sich gekehrt, nicht besonders freundlich. Lawrence hatte auch keine besonders gute Laune, vermutlich weil er statt Lebensmittel auszuteilen in einer Stadt voller Cranks den Chauffeur spielen musste. Und das schon zum zweiten Mal.
Die Sonne war aufgegangen und spiegelte sich in den Glasflächen der erwachenden Stadt, die wie ausgewechselt wirkte. Im warmen Licht sah die Welt weit weniger gefährlich aus.
Thomas hatte seine Pistole geladen zurückbekommen und in den Hosenbund seiner Jeans gesteckt. Ihm war klar, dass er mit zwölf Schuss nicht weit kommen würde, falls er wieder in einen Hinterhalt geriet, aber sie gab ihm doch ein gewisses Gefühl von Sicherheit.
»Okay, denkt immer an den Plan«, sagte Lawrence nach langem Schweigen.
»Und wie war noch mal der Plan?«, fragte Thomas.
»Es bis zum Hangar zu schaffen ohne draufzugehen.«
Das klang gut durchdacht, fand Thomas.
Dann überließen sie sich wieder der Stille, die nur vom Geräusch des Motors und von vereinzelten Schlaglöchern gestört wurde. In solchen Momenten konnte Thomas nicht anders, als an all die Dinge zu denken, die in den nächsten Tagen fürchterlich schieflaufen konnten. Er gab sich die größte Mühe, diese trüben Gedanken abzuschütteln und sich auf die verfallene Stadt zu konzentrieren, die draußen
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