03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Richtungen, und der Transporter drehte sich im Kreis. Thomas wurde herumgeschleudert und versuchte verzweifelt sich festzuhalten. Reifenquietschen und das Knirschen von Metall dröhnten ihm in den Ohren.
Als der Transporter gegen die Betonbarriere krachte, verstummte der Lärm.
Thomas fand sich auf dem Wagenboden wieder. Völlig benommen rappelte er sich auf und sah nur noch, wie die drei Autos davonfuhren. Die Motorengeräusche verloren sich in der Ferne, als sie auf der langen, geraden Straße in der Richtung verschwanden, aus der Thomas und die anderen gekommen waren. Lawrence und die Pilotin sahen beide unverletzt aus.
Dann passierte etwas unglaublich Schauriges. Durch das Fenster starrte ihn aus fünf Metern Entfernung ein übel zugerichteter Crank an. Es dauerte eine Sekunde, bis Thomas begriff, dass dieser Crank sein Freund war.
Newt.
Newt sah katastrophal aus. Seine Haare waren büschelweise ausgerissen, und die kahlen Stellen waren rot und geschwollen. Sein Gesicht war von Schrammen und Blutergüssen übersät, sein zerrissenes T-Shirt fiel ihm fast von den knochigen Schultern, seine Hose war von Dreck und Blut verkrustet. Er sah aus, als hätte er sich komplett aufgegeben und wäre einer der hoffnungslosen Cranks geworden.
Trotzdem blickte er Thomas an, als hätte er erkannt, dass er einen Freund vor sich hat.
Lawrence hatte die ganze Zeit geredet, aber Thomas nahm ihn erst jetzt wahr.
»Alles in Ordnung. Die Kiste ist übel zugerichtet, aber die paar Kilometer zum Hangar schaffen wir hoffentlich noch.«
Lawrence schaltete in den Rückwärtsgang, und der Transporter entfernte sich schwankend von der Betonmauer. Die völlige Stille wurde durch das Knirschen von zerborstenem Kunststoff und Metall und das Quietschen der Reifen jäh durchbrochen, als Lawrence anfuhr. In Thomas’ Kopf legte sich ein Schalter um. »Halt!«, brüllte er. »Halt sofort an!«
»Was?«, erwiderte Lawrence. »Was ist denn jetzt los?«
»Halt einfach den verfluchten Transporter an!«
Lawrence trat auf die Bremse, während Thomas aufsprang und auf die Tür zustürzte. Er wollte sie gerade öffnen, als Lawrence ihn von hinten am T-Shirt packte und zurückzog.
»Was soll das werden, verdammt noch mal?«, schrie er Thomas an.
Doch der ließ sich nicht aufhalten. Er zog die Waffe aus der Hose und richtete sie auf Lawrence. »Lass mich los. Lass mich verdammt noch mal los!«
Lawrence tat es und nahm die Hände hoch. »Meine Güte, Kleiner. Reg dich ab. Was ist denn mit dir los?«
Thomas trat einen Schritt zurück. »Mein Freund ist da draußen – ich will nur wissen, ob alles okay ist. Wenn’s Probleme gibt, komm ich sofort zurück. Sieh zu, dass du uns mit Vollgas hier wegbringst, wenn es so weit ist.«
»Du meinst, das Monster da draußen ist noch dein Freund?«, fragte die Pilotin eiskalt. »Diese Cranks sind total hinüber. Siehst du das nicht? Dein Freund ist bloß noch ein Tier. Schlimmer als ein Tier.«
»Dann wird es wohl ein kurzer Besuch«, erwiderte Thomas noch kälter. Er öffnete die Tür und sprang rückwärts aus dem Wagen. »Gebt mir Deckung, wenn nötig. Ich muss das tun.«
»Ich werd dir in den Arsch treten, bevor wir ins Berk steigen, so viel kann ich dir versprechen«, knurrte Lawrence. »Beeil dich. Wenn die Cranks von dem Müllhaufen rüberkommen, schießen wir. Ist mir egal, ob da deine Mama oder dein Onkel Frank dabei sind.«
»Gut, das.« Thomas drehte sich um und schob sich die Pistole wieder in den Hosenbund. Er ging langsam auf seinen Freund zu, der alleine dastand, weit entfernt von der Horde Cranks, die sich immer noch durch den Müllberg kämpfte. Momentan schienen sie damit ausreichend beschäftigt zu sein – niemand interessierte sich für ihn.
Thomas ging Newt entgegen, auf halbem Weg blieb er stehen. Das Schlimmste an seinem Freund war sein gehetzter Blick. In seinen Augen lauerte der Wahnsinn, wie in zwei kranken, fauligen Tümpeln. Wie hatte das so schnell gehen können?
»Hey. Newt. Ich bin’s, Thomas. Du kennst mich noch, oder?«
In dem Moment wurden Newts Augen plötzlich klar, was Thomas völlig überraschte. »Klar kenne ich dich noch, Tommy. Du hast mich gerade erst im Palast besucht und mir noch mal ordentlich eins reingewürgt. Und meine Nachricht natürlich ignoriert. In den paar Tagen bin ich noch nicht komplett verrückt geworden.«
Das setzte Thomas noch mehr zu als das bemitleidenswerte Aussehen seines Freundes. »Warum bist du dann hier? Warum bist du bei …
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