03 - Feuer der Liebe
das dem eigenen Mann
Schmerzen bereitete. Und falls er glaubte, sie würde dazu beitragen, dass er
einen weiteren Anfall bekam, der ihn drei Tage quälte, dann hatte er sich
geirrt.
Aber es bestand kein Grund, dies auf
dem Gang zu besprechen. Gabby ging so würdevoll sie konnte zum Zimmer der Viscountess
hinüber. Ihr Mann folgte ihr dicht auf den Fersen. Sie trat ein und er schloss
die Tür hinter ihnen.
Gabby seufzte. »Findest du nicht,
wir sollten diese Unterhaltung führen, nachdem wir uns gewaschen und etwas
gegessen haben?« Sie schlenderte durch den Raum und tat, als würde sie die mit
goldfarbenem Stoff bespannten Sessel vor dem Kamin betrachten.
»Ich finde, wir sollten jetzt
darüber sprechen«, erwiderte Quill.
Sie drehte sich um und ließ den
Finger über die polierte Oberfläche des Schreibtisches aus Rosenholz gleiten.
»Offensichtlich dürfen wir die Dinge, die deine Migräne auslösen, nicht mehr
tun.«
»Das ist alles andere als
offensichtlich.« Seine Stimme klang gepresst, ja beinah zornig.
»Ich finde die Sache sehr
offensichtlich. Die ...« Sie hielt inne und wählte ihre Worte mit Bedacht. »Die
ehelichen Freuden verursachen dir starke Kopfschmerzen. Daher werden wir die
Sache nicht wiederholen, bis ein Heilmittel gefunden ist.«
»Um Himmels willen«, erwiderte Quill
ungehalten. »Glaubst du, ich habe nicht versucht, ein Mittel zu finden?«
»Dann müssen wir es eben weiter
versuchen«, erwiderte sie störrisch. »Ich kenne dich, Quill. Du konntest dich
kaum dazu durchringen, mit mir darüber zu reden. Es gibt wahrscheinlich
Hunderte von Ärzten in England und im Ausland, die eine Arznei gegen deine
Beschwerden kennen.«
Quill verschränkte die Arme vor der
Brust und lehnte sich gegen den Kaminsims. »Der führende Experte für Migräne
sitzt in Österreich und heißt Heberden. Ich habe ihn nach England bringen
lassen, damit er sich mit meinen Ärzten berät. Heberden sagte, dass es
schädlich ist, mich zur Ader zu lassen.«
Er lächelte grimmig. »Das wusste ich
bereits, weil man mir im Vorjahr am ganzen Kopf Blutegel angesetzt hatte.
Heberdens Heilmittel ist ein Trank aus Chinarinde, der leider ebenfalls keine
Wirkung zeigt. Ich darf hinzufügen, dass Heberden angesichts der vielen
Mittel, die ich bereits ausprobiert hatte, etwas überrascht war. Baldrian,
Myrrhe, Moschus, Kampfer, Opium, Schierling — und sogar Niespulver. Und da war
noch der Scharlatan in Bath, der mich in feuchte Umschläge wickelte, die mit
Schierling und Balsam getränkt waren. Ich roch noch Tage später nach
Nadelwald.«
Gabby biss sich auf die Lippe.
»Hatte Dr. Heberden abgesehen von der Rinde noch andere Vorschläge?«
»Er gab mir den Rat, mir während
meiner Anfälle Zugpflaster hinter die Ohren zu kleben.« Quill hatte einen
sarkastischen Zug um den Mund. »Du kannst dir vorstellen, wie effizient dieses
Mittel war. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich keinen einzigen Furunkel
hatte. Dann wollte er mir Opium aufzwingen, aber dagegen habe ich mich gewehrt.
Abhängigkeit scheint mir kein guter Ersatz für sexuelle Aktivitäten. Danach
beschloss ich, mit der Krankheit zu leben. Das letzte Mittel, das ich probiert
habe, war eine Wundermedizin, die meine Mutter bei einem Kurpfuscher in
Blackfriars erstanden hatte. Als ich zwei Wochen später aus dem Delirium
erwachte, teilten mir die Ärzte mit, dass mich die Inhaltsstoffe der Medizin
beinah umgebracht hätten. Meine Migräne haben sie allerdings nicht kuriert.«
Gabby spielte mit dem Gedanken, den
Brief an Sudhakar zu erwähnen, verwarf ihn jedoch wieder. Quill wirkte
furchtbar störrisch.
»Ich habe mir geschworen, keinen
weiteren Trank mehr einzunehmen.« Er räusperte sich. »Ich weiß, dass meine
Unzulänglichkeit dein Glück schmälert. Ich hätte dich vermutlich nicht
heiraten sollen.«
»Nun, das ist es ja«, räumte sie
ein.
Ihn überkam eine große
Hoffnungslosigkeit. Er konnte förmlich spüren, wie ihm das sarkastische
Lächeln auf den Lippen gefror. Sie hatte natürlich Recht. Sie hatte allen
Grund, ihn anzuschreien, ihn zu verlassen und sich von ihm scheiden zu lassen.
Nichts könnte ihren allzu gerechtfertigten Vorwürfen standhalten.
»Du hast mich aber geheiratet«,
sagte Gabby. »Und nun ist es nicht nur dein Problem, sondern unseres.«
»Ich kann deinen Argumenten nicht
ganz folgen«, erwiderte er mit eisiger Höflichkeit. »Ich werde dich nicht mehr
mit den Belangen eines Invaliden belästigen. Ich versichere dir, dass ich
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