03 - Feuer der Liebe
ihrer Unterlippe
ausmachen.
Er musste es aus dem Zimmer
schaffen. Er konnte nicht zulassen, dass sie ihn so sah. Er unterdrückte ein
Stöhnen, streckte den Arm aus, tastete blind nach dem Klingelzug und betätigte
ihn. Endlich öffnete sich die Tür. »Hilf mir hier raus«, knurrte er, ohne die
Augen zu öffnen.
Nachdem er auf halbem Weg in sein
eigenes Schlafzimmer das Abendessen von sich gegeben hatte, das er und Gabby in
der Nacht zu sich genommen hatten, ruhte er fünf Minuten später so bequem wie
es unter diesen Umständen möglich war auf dem Bett.
Er lag starr wie ein Brett und mit
einem feuchten Tuch auf den Augen in den Kissen und ertrug die heftige Übelkeit
und das Hämmern in seiner Stirn. Ungeheure Bitterkeit stieg in ihm hoch,
hinterließ einen ätzenden Geschmack im Mund und vermischte sich mit dem sauren
Geschmack von Erbrochenem. Er wollte — er musste — wieder neben Gabby liegen.
Er hätte sie wachgeküsst und ihr
beigebracht, wie lustvoll schläfrige, morgendliche Liebkosungen sein konnten.
Er hätte ihr bei ihrer morgendlichen Toilette geholfen und eigenhändig jede
ihrer üppigen Kurven gewaschen. Aber wenn sie nicht Enthaltsamkeit
praktizierten, würde er niemals in der Lage sein, sie beim Aufwachen zu
beobachten. Das war schwer zu verdauen und unglaublich unfair. Er knirschte mit
den Zähnen, was ihm ein heißes Stechen in den Schläfen verursachte. Langjährige
Erfahrung hatte ihn gelehrt, sich in dieser Situation zu entspannen und ruhig
dazuliegen. Nach einigen unerfreulichen Experimenten hatte er herausgefunden,
dass die Migräne bis zu einer Woche dauerte, wenn er sich bewegte.
Da er nichts anderes tun konnte, als
die Attacke zu ertragen, verlor er bald jedes Zeitgefühl. Er bewegte sich nur,
wenn er sich über den Bettrand beugte und sich in eine Schale erbrach. Ungefähr
stündlich betrat Willis den Raum und wechselte das feuchte Tuch auf seinen
Augen.
Er merkte nicht, dass es Gabby war,
die in den Raum geschlichen kam. Doch als er sie schließlich erkannte,
versteifte er sich. Willis hatte kein Recht, seiner Frau zu gestatten, das
Zimmer zu betreten. Er würde sich auf gar keinen Fall in ihrer Gegenwart
erbrechen.
Doch es hatte keinen Sinn. Als er
sich instinktiv versteifte, bäumte sich sein Innerstes auf, und ohne ein Wort
an seine Frau lehnte er sich über den Rand des Bettes und betete zu Gott, dass
er keine Galle auf ihr Kleid spritzte. Er hielt die Augen geschlossen. Es
bestand keine Notwendigkeit, den angewiderten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu
sehen. Er konnte ihn sich ohne Schwierigkeiten vorstellen.
Quill lehnte sich in die Kissen
zurück und verfluchte sich innerlich. Was hatte er sich nur bei dieser Heirat
gedacht? Er wusste doch nur zu gut von seinen Unzulänglichkeiten. Welcher Schurke bürdete einer Frau einen
solchen Versager von Mann auf? Nur ein Tunichtgut würde eine Frau heiraten,
weil er sich nach ihr verzehrte; nur ein Tunichtgut würde sie zu seiner Frau
machen, ohne einen Gedanken an ihre Zukunft und ihr Glück zu verschwenden.
»Was zum Teufel tust du hier?«,
brachte er schließlich mit einem rauen Flüstern hervor.
»Ich wollte dich sehen.« Gabby
schien sich aus seiner feindseligen Begrüßung nichts zu machen. Mit einem
lauten Scharren wurde in der Nähe des Bettes ein Stuhl über den Holzboden gezogen.
Sofort durchzuckte ein stechender Schmerz seine Schläfen.
Offensichtlich merkte sie, wie er
abrupt den Atem anhielt. »Tut mir Leid, Quill. Darf ich noch bleiben, wenn ich
keinen weiteren Lärm mache?«
Quill konnte seine Überraschung kaum
verbergen. Wenn er einen Migräneanfall hatte, war sein Geruchssinn bis aufs
Äußerste geschärft, und sämtliche Gerüche verursachten ihm Übelkeit. Der von
Gabby bildete jedoch eine Ausnahme. Sie hatte gerade gebadet und der Duft von
Jasmin hing in der Luft. Jasmin und der unschuldige Duft, der ihr stets
anhaftete.
»Deine Mutter, Lady Sylvia und Peter
sind gerade nach Southampton aufgebrochen. Deine Mutter schickt liebe Grüße.«
Gabby flüsterte beinah. »Ich könnte dir eine Geschichte erzählen«, fügte sie
hastig hinzu.
Sie war verlegen. Quill hätte ein
mittleres Vermögen darauf verwettet, dass seine Frau gerade die Hände
ineinander verschlungen hatte und ihr eine zarte Röte in die Wangen gestiegen
war.
»Ich bin nicht sehr geschickt bei
der Krankenpflege«, sagte sie. »Aber Kasi war oft krank und ich habe ihn immer
mit einer Geschichte abgelenkt.«
Sie deutete sein Schweigen
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