03 - Feuer der Liebe
jeden ihrer Schritte hinterfragte. Letztendlich
würde es das Beste für sie sein.
Unsicher erhob er sich aus dem Bett,
und er und Gabby machten sich auf den Rückweg nach London. Nach ein paar
Stunden schlief sie, den Kopf an seine Schulter gelehnt, ein. Quill wusste,
warum sie müde war. Willis war nicht der Einzige, der nachts das feuchte Tuch
auf seinen Augen gewechselt hatte. Energisch verdrängte er die Schuldgefühle,
die in ihm aufstiegen.
Nachdem er vor langer Zeit den
Gedanken an Ehe und Liebe verworfen hatte, hatte er keine Zeit mehr darauf
verschwendet, über die Umstände einer solchen Verbindung nachzudenken. Damals
war er zu dem Schluss gekommen, dass eine Frau, die von ihm abhängig wäre,
recht ermüdend sein würde.
Aber nun war er derjenige, der
Gefahr lief, abhängig zu werden. Es war erschreckend, wie sehr er sich nach
der Anwesenheit . seiner schwatzhaften, lieblich duftenden Frau
sehnte. Er spürte ein seltsames Ziehen im Herzen, wenn sie an seiner Brust lag
und »Ich liebe dich« flüsterte. Obwohl er natürlich sehr genau wusste, dass
diese Worte nur romantischer Unsinn waren.
Aber wie er die schlafende Gabby,
deren duftige Locken sich langsam aus ihrem geflochtenen Haar lösten, so
betrachtete, hätte er selber beinah etwas Unsinniges geflüstert.
Jedoch nur beinah.
Sie erreichten London am späten
Nachmittag. Nachdem Quill aus der Kutsche geklettert war, drehte er sich um und
half Gabby beim Aussteigen. Plötzlich hörte er hinter sich ein Rascheln. Als er
sich umwandte, sah er, dass sich die Dienerschaft rechts und links auf den
Marmorstufen aufgestellt hatte. Codswallop gab gebieterisch den Anführer.
Dann kam der Butler die Stufen
herunter. »Willkommen zu Hause, Viscount Dewland.« Er verbeugte sich. »Lady Dewland.«
Quill beobachtete überrascht das
unerwartete Schauspiel. Natürlich — es war nun sein Haus und es waren nun seine
Bediensteten.
Gabby stand neben ihm, die warme
Hand immer noch auf seinem Arm, und neigte zur Begrüßung den Kopf. »Codswallop,
wie nett von Ihnen, uns bei diesem traurigen Anlass willkommen zu heißen«,
sagte sie mit ihrer klaren Stimme. Die Dienerschaft musterte sie wohlwollend.
Quill rief sich zur Ordnung und
geleitete sie die Treppe hinauf. »Guten Abend«, sagte er. »Meine Frau,
Vicountess Dewland.«
Mrs Farsalter trat näher, die Hände
unter der Schürze versteckt. »Ich zeige Ihnen sehr gern die Haushaltsbücher,
wann immer Sie möchten.« Sie hielt einen großen Schlüsselring in die Höhe. »Die
verwitwete Viscountess hat mir immer die Schlüssel gegeben, wenn sie das Haus
verließ. Sie gehören nun rechtmäßig Ihnen, Mylady.«
»Du meine Güte«, sagte Gabby.
»Wollen wir uns morgen nach dem Frühstück zusammensetzen, Mrs Farsalter? Ich
bin ganz sicher, dass Ihre Fähigkeiten beim Führen eines Haushalts den meinen
weit überlegen sind. Deshalb werde ich sicherlich kaum Vorschläge machen
können. Aber ich bin Ihnen gern behilflich, soweit ich das kann.«
Mrs Farsalter strahlte. »Soll ich in
ungefähr einer Stunde ein leichtes Mahl servieren, Mylady?«
Quill wandte sich an Gabby und bot
ihr seinen Arm. Ihre Finger lagen sanft auf seinem Ärmel, während er sie in die
Halle führte — in meine Halle, dachte er benommen. »Möchtest du dich vor
dem Essen ausruhen?«
»Danke. Ich bin nicht müde, aber ich
würde gern ein Bad nehmen.«
Sofort schickte Codswallop einen
Lakaien los, heißes Wasser zu holen.
Gabby stieg die Treppe hinauf und
Quill folgte ihr. Als sie den ersten Stock erreichte, steuerte sie auf ihr
altes Zimmer zu, aber Quill hielt sie sanft zurück.
»Sie haben deine Sachen bestimmt in
das Zimmer der Viscountess gebracht.«
Sie biss sich auf die Unterlippe.
»Deine arme Mama ...«
»So ist das nun mal«, erwiderte
Quill. »Sie wird das schönste Gästezimmer bekommen, wann immer sie uns besuchen
möchte. Aber das Hauptschlafzimmer gehört nun uns.«
Er neigte den Kopf und küsste sie.
Die flüchtige Berührung war wie ein sinnliches Versprechen. »Welchen Sinn hat
eine Verbindungstür, wenn man seiner Frau nicht dabei zusehen kann, wie sie
sich ankleidet — oder entkleidet?«
Gabby trat hastig einen Schritt nach
hinten, so dass seine Hand von ihrem Arm rutschte. »Wenn diese Tür geschlossen
ist, spielt es keine Rolle«, sagte sie streng. Sie hatte ausgiebig über ihre
Zukunft nachgedacht, während sie darauf wartete, dass seine Migräne nachließ.
Nur für eine Wahnsinnige käme ein Verhalten in Frage,
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