03 - Feuer der Liebe
durchzustehen, als eine wirkliche
Demütigung zu erleiden, wenn Ihnen in der Menge etwas entfleucht?«
Gabby lief vor Verlegenheit rot an.
»Ich bin hier, weil Sie angeblich eine Frau von heftigen Kopfschmerzen geheilt
haben.«
»Ganz recht! In der Tat!« Mr Moore
rieb sich die schmutzigen Hände. »Es handelt sich um meine Nichte, Miss Rachel
Morbury aus der Church Lane. Sie war dafür — sie bestand förmlich darauf —,
die Annonce aufzugeben. Sie litt zwei Jahre lang, und schließlich wurden ihre
Kopfschmerzen so schlimm, dass sie Gefahr lief, ihre Anstellung zu verlieren.
Sie hat eine sehr gute Anstellung bei Mrs Huffy in der Church Lane.
Schließlich erlaubte Rachel mir, ihr eine Dosis meiner wirksamen Medizin zu verabreichen.
Und seither hat sie keine Schmerzen mehr!«, sagte er triumphierend und strahlte
die Wand über Gabbys Schulter an. »Miss Rachel hat die Annonce aus freien Stücken
aufgegeben, meine Damen. Zum Wohl der Menschheit, wie sie sagte. Sie ist eine
gute Nichte.«
Während seiner kurzen Ansprache
hatte Sophie Gabbys Arm noch fester umklammert. »Gabby«, zischte sie ihr zu,
»diese Medizin ist bestimmt gefährlich.«
Gabby räusperte sich. »Woraus
stellen Sie Ihre Medizin her, Mr Moore?«
»Ich kann hören, dass Sie vornehme
Damen sind«, sagte er jovial. »Ich werde Ihnen daher nicht die Zutaten nennen.
Ich möchte auf keinen Fall, dass Ihnen übel wird und Sie durch diesen Umstand
davon abgehalten werden, mein äußerst wirksames Heilmittel zu erwerben.«
Sophie zerrte nun ganz ungeniert an
Gabbys Arm, doch Gabby ließ sich nicht erweichen. »Ich werde die Medizin erst
kaufen, wenn Sie mir die Zutaten verraten.«
»Nun gut, nun gut. Ich benutze
seltene Zutaten, Madam. Sehr seltene Zutaten. Daher ist dieser Trank gegen
Kopfschmerzen etwas teurer als andere.«
»Und diese Zutaten wären?«
»Nun ja«, sagte Mr Moore
widerstrebend. »Der Trank enthält Merkurpulver, Madam. Das, was der berühmte
Emperick Charles Hues zu nehmen pflegte. Und wenn ich Merkurpulver sage, dann
meine ich damit, dass der Trank eine Tinktur aus Quecksilber enthält.«
»Was sonst noch?«
»Brechweinstein und nur ein oder
zwei Tropfen Opium ...« »Dann ist an dieser Medizin nichts Außergewöhnliches«,
sagte Gabby unverblümt.
»Madam, sie enthält eine geheime
Zutat, die die Heilung bewirkt. Und die kann ich Ihnen nicht verraten.« Mr
Moore tat blasiert. »Ein Arzt muss seine Geheimnisse wahren, Madam, sonst würde
ein Schurke mein äußerst wirksames Heilmittel an der nächsten Straßenecke
verkaufen.«
»In diesem Fall danke ich Ihnen
recht herzlich, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.« Gabby wandte sich
zum Gehen. »Warten Sie!«
»Mein Gatte wird keine Medizin
ausprobieren, ohne all ihre Inhaltsstoffe zu kennen«, erwiderte Gabby. »Ich
wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
»Warten Sie, Madam«, rief der
Apotheker hastig, »ich werde es Ihnen zum Wohle der Menschheit, aber vor allem
zum Wohl Ihres Mannes sagen. Aber Sie müssen mir hoch und heilig versprechen,
dass Sie niemandem ein Sterbenswörtchen verraten. Meine geheime Zutat ist
ostindischer Hanf, Madam. Die Medizin muss alle zwei bis drei Stunden
verabreicht werden.«
»Ostindischer Hanf? Wie sind Sie
darauf gekommen, Mr Moore?«
Mr Moore war offensichtlich der
Ansicht, wer A sagt, müsse auch B sagen. »Ich habe die Medizin von einem
fahrenden Inder gekauft, von einer Art Doktor. So nannte er sich jedenfalls.
Sie hat Wunder vollbracht, Madam, wahre Wunder!«
Gabby überlegte einen Augenblick.
»Na gut, ich nehme eine Flasche.«
Mr Moore strahlte. »Das macht dann
fünf Sovereigns, Madam.«
»Wir gehen«, sagte Sophie bestimmt.
»Gabby, Sie zahlen diesem Schlitzohr keinen Penny!«
»Ich gebe Ihnen einen Sovereign«,
sagte Gabby und legte eine glänzende Münze auf den schmutzigen Ladentisch.
Mr Moore nahm sie hastig an sich und
holte eine schmierige, braune Flasche hervor. »Bitte schön, Madam. Sie haben
nie einen besseren Handel abgeschlossen. Wenn Ihr Gatte einen Anfall hat,
sollte er alle zwei oder drei Stunden einen großen Löffel bekommen. Und« — er
verbeugte sich — »ich möchte Ihnen sagen, dass es mir ein Vergnügen wäre,
Ihnen zukünftig nochmals zu Diensten sein zu dürfen, Madam. Wie gesagt, meine
äußerst wirksame Medizin gegen Blähungen wird im ganzen Land sehr geschätzt.«
»Danke«, erwiderte Gabby. »Guten
Tag, Mr Moore.« Sie folgte Sophie aus dem Laden.
»Wenn Sie nicht meine Freundin
wären,
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