03 - Feuer der Liebe
würde ich mir über Ihren Geisteszustand so meine Gedanken machen«, sagte
Sophie. »Sie haben gerade einen Sovereign verschenkt.«
»Sehr wahrscheinlich«, stimmte ihr
Gabby entmutigt zu. »Und es würde mich sehr überraschen, wenn sich Quill bereit
erklärt, diese Medizin zu nehmen.«
Gabby hätte Sophie garantieren
können, dass er sie nicht nehmen würde, aber dazu war die ganze Angelegenheit
zu peinlich. Tränen brannten ihr in den Augen.
Sophie musterte Gabby kurz, hakte
sich bei ihr ein und schlug den Weg zu ihren wartenden Kutschen ein. »Wir
sollten uns darüber unterhalten, Gabby«, sagte sie bestimmt. »Ich nehme an,
Quills Kopfschmerzen sind sehr stark?«
»Ja, das sind sie«, murmelte Gabby.
»Aber wer weiß, was ihm der
ostindische Hanf alles antut. Es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass Quill
so eine Medizin nimmt — selbst wenn es angeblich ein äußerst wirksames Heilmittel ist.« Sie äffte Mr Moores Tonfall
nach. »Was, wenn es ihm schlimmeren Schaden zufügt?«
»Ich weiß«, erwiderte Gabby traurig.
»Aber als ich die Annonce in der Zeitung sah ...« Sie vollendete den Satz
nicht.
»Seine Nichte, dass ich nicht lache!
Moore hat das Inserat selbst aufgegeben, der alte Kurpfuscher.«
»Da haben Sie vermutlich Recht.«
Gabby konnte den hoffnungslosen Unterton nicht aus ihrer Stimme verbannen.
»Wir benötigen eine Tasse Tee«,
sagte Sophie plötzlich. »Kommen Sie, ich gebe Ihrem Kutscher Anweisung, uns zu
folgen, ja?«
Gabby ließ sich von einem Lakaien in
Sophies Kutsche helfen und anschließend fuhren sie zu Madam Claras Teestube
für Damen.
»Hier trinke ich in London immer
noch am liebsten Tee«, sagte Sophie behaglich. »Sämtliche Klatschbasen
beobachten
einander, während sie vorgeben, es
nicht zu tun. Und da die Tische nicht nah genug beieinander stehen, können sie
unmöglich lauschen und stehen in ihrer unbefriedigten Neugier Höllenqualen
durch.«
Gabbys Laune besserte sich bei
Sophies respektlosem Geplauder, und als sie schließlich bei einer dampfenden
Tasse saßen und Gabby sich versichert hatte, dass sie tatsächlich niemand belauschen
konnte, platzte sie mit der ganzen Geschichte heraus.
»Aber du musst mir versprechen, dass
du nichts deinem Ehemann erzählst.« Sie waren inzwischen zu dem vertraulichen
Du übergegangen. »Bitte, Sophie!«
»Natürlich nicht«, versprach Sophie
geistesabwesend. »Diese Geschichte ist für die Ohren eines Mannes nicht
geeignet. Das würde ihn nur nervös machen und er bekäme aus Mitgefühl ebenfalls
Kopfschmerzen.«
Gabby kicherte, aber Sophie dachte
weiter laut nach. »Offensichtlich löst Quills alte Verletzung die Migräne aus.
Aber wie?« »Er hat eine lange Narbe an der Hüfte.«
»Das ist zu weit von seinem Kopf
entfernt«, erwiderte Sophie.
»Ja, vielleicht. Aber kann es nicht
sein, dass seine Kopfschmerzen durch die Belastung seiner Hüfte hervorgerufen
werden?«
»Belastung? Oh, ich verstehe. Tut es
ihm auch weh, wenn er sein Bein normal gebraucht?«
»Nein, das hat er noch nie erwähnt.
Aber er humpelt, und mir ist aufgefallen, dass er stärker humpelt, wenn er müde
ist.«
»Dann können wir davon ausgehen,
dass es ihm die meiste Zeit Schmerzen bereitet«, folgerte Sophie. »Männer sind
wirklich idiotisch, wenn es darum geht, Schmerzen einzugestehen.«
»Was wäre, wenn die Migräne daher
rührt, dass er das Bein zu stark belastet?« Gabby runzelte die Stirn. »In
diesem Fall läge es nicht so sehr an seinem Bein, sondern an seiner Hüfte.« Sie
spürte, wie ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg.
»Es könnte beides sein«, sagte
Sophie. »Ich meine« — sie zögerte einen Augenblick und sprach dann unverblümt
weiter —, »er stützt sich bestimmt auf seine Knie und bewegt die Hüften.« Ihre
Augen glänzten schelmisch. »Also musst du ihm heute Nacht verbieten, seine
Hüften zu bewegen oder das Gewicht auf sein Bein zu verlagern.«
Gabbys Herz setzte einen Schlag lang
aus und pochte dann ungestüm weiter. »Ich kann nicht, Sophie«, sagte sie
verzweifelt. »Ich habe ihm gesagt, dass es mir missfällt ... dass ich nicht
will ... damit ich nicht für seine Kopfschmerzen verantwortlich bin. Er ist
nicht verärgert, aber es liegt nun schon einige Wochen zurück, und er gibt mir
nicht einmal mehr einen Gutenachtkuss.« Zu ihrer Schande füllten sich ihre
Augen erneut mit Tränen.
»Dann änderst du eben deine
Meinung«, schlug Sophie vor. »Ich kann nicht! Was, wenn es nicht funktioniert?«
»Es wird
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