03 - Feuer der Liebe
funktionieren. Außerdem
kannst du so nicht weitermachen. Dubiose Tränke von verrückten Apothekern —
damit wirst du Quill eines Tages noch umbringen.«
»Ich gebe sie ihm ja gar nicht«,
erwiderte Gabby unglücklich. Sie bewahrte in ihrem Schreibtisch bereits eine
kleine Sammlung von Fläschchen auf. »Ich warte, bis er wieder einen Anfall
hat.«
»Er wird aber keinen bekommen, wenn
du ihn nicht in dein Bett lässt.«
»Er hat gesagt, er wird eine
Konkubine aufsuchen«, flüsterte Gabby und eine Träne rollte ihr über die Wange.
»Das ist absurd! Quill liegt
bestimmt nachts wach und denkt darüber nach, dir die Tür einzutreten. Patrick
und ich hatten im ersten Jahr unserer Ehe auch eine Zeit lang keinen Verkehr
und er ist auch nicht zu einer Mätresse gegangen. Stattdessen hat er mir zum
Spaß zornige Blicke zugeworfen.«
»Tatsächlich?«, fragte Gabby
fasziniert.
»Du wärst überrascht über die
Dummheiten, die wir angestellt haben«, erwiderte Sophie trocken. »Aber die
spare ich mir für unsere nächste Tasse Tee auf, denn ich habe einem jungen Gast
versprochen, ihm heute Nachmittag den Tower zu zeigen.«
Gabby biss sich auf die Lippe. »Ich
kann dir nicht genug danken, Sophie. Es ...«
»Mumpitz!« Sie lachte. »Jetzt höre
ich mich doch tatsächlich an wie meine Mama. Hast du meine Mutter kennen
gelernt?« Gabby schüttelte den Kopf.
»Da hast du aber Glück gehabt. Nun.«
Sie beugte sich verschwörerisch über den Tisch. »Ich werde heute Abend an dich
denken, Gabby. Sei stark.«
Als Gabby nach Hause zurückkehrte, fand
sie zwei Briefe aus Indien vor. Hastig nahm sie die Briefe von dem
Silbertablett, aber keiner von beiden stammte von Sudhakar.
Den ersten Brief las sie mit großem
Interesse. Wie es schien, war ihr Plan, Kasi Rao zu retten, bereits in vollem
Gange. Es erfasste sie ein wenig Stolz bei dem Gedanken, dass eine ihrer
fantastischen Ideen tatsächlich funktionieren könnte.
Dann wandte sie sich ein wenig
widerstrebend dem Brief zu, der die Handschrift ihres Vaters trug. Richard
Jerninghams Brief war gehässig genug, um ihr beim Lesen die Finger zu
verbrennen. Ihr Vater hatte angeblich noch nie von einer so absurden Bitte wie
der ihren gehört. Ob sie sich nicht darüber im Klaren sei, dass kein normal
denkender Engländer ein fauliges Gebräu einnehmen würde, das von einem vaidya stammte? Was für einen Inder gut sei, könne einen Engländer mit einer
zarten Konstitution umbringen. Unter keinen Umständen würde er einem Bewohner
seines Dorfes gestatten, ihr bei ihrem infernalischen Plan behilflich zu sein.
Außerdem schlug er, in einer Art
Nachsatz, vor, sie solle ihre Sünden bereuen und ihrem Gatten alles beichten.
Gabby wusste sehr wohl, was für eine
geringe Meinung ihr Vater von ihr hatte, aber dieser Brief überraschte sie
dennoch. Sie hätte nicht gedacht, dass er sie tatsächlich einmal des Mordes
bezichtigen würde!
Mit einer heftigen Bewegung riss sie
das Pergament mittendurch. Und noch einmal. Sie starrte auf ihren Schreibtisch
hinunter, der mit Papierschnipseln übersät war, als ihr Mann ihr Schlafzimmer
betrat.
»Was um alles in der Welt tust du
da?«, fragte er.
Sie errötete und sammelte hastig die
Reste des Schreibens ein. »Es war nur ...«
»Ein Liebesbrief von einem anderen
Mann?«, fragte er mit einem spöttischen, verführerischen Unterton.
»Nein!«, protestierte Gabby. »Ach,
Quill ...«
Doch er hatte sich bereits abgewandt
und nahm zu ihrem Entsetzen die kleine, braune Flasche in die Hand, die sie von
dem Apotheker erstanden hatte. Es war ihr keine Zeit geblieben, sie zu
verstecken.
Als Quill sie ansah, war seine Miene
völlig ausdruckslos. »Wo hast du diesen Unsinn gekauft, Gabby?«
»In der Abchurch Lane«, sagte sie
unglücklich. »Ich dachte ...«
»Du wolltest dich doch zukünftig
weigern, mit mir zu schlafen«, sagte er mit ausgesuchter Höflichkeit. »Wann
gedachtest du also diese ... diese Medizin anzuwenden?« Er hielt die Flasche in
die Höhe.
»Du sagtest, du würdest zu einer
Konkubine gehen«, sagte Gabby unsicher.
»Oh, ich verstehe. Da dir der
eheliche Verkehr missfällt, soll ich eine Konkubine aufsuchen. Und wenn ich
dann einen Migräneanfall bekomme, wirst du mir diesen Trank verabreichen.«
Gabby spürte, wie ihr die Schamröte
ins Gesicht stieg. »Ich habe ein Inserat gesehen. Und es sah aus ...«
»Wie viele Heilmittel hast du
gekauft, Gabby?«, unterbrach er sie.
Sie blinzelte.
»Weißt du«, fuhr er fort, »ich
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