03 - Feuer der Liebe
verkünden, dass er unfähig
ist, die Holkar zu regieren. Mr Kasi Rao wird einen unangenehmen Abend verleben,
und wir werden Mr Grant mitteilen, dass sein Plan fehlgeschlagen ist. Sie
sollten jedoch wissen, dass Mr Grant davon überzeugt scheint, dass der Junge seine
Pflichten durchaus übernehmen kann.«
»Ich werde meine Frau begleiten«,
sagte Quill zu Lord Breksby.
Breksby verbeugte sich. »Es wäre mir
eine Freude.«
»Ich kenne Grant«, sagte Quill
grimmig. »Er ist unter anderem der Grund, warum ich vor ein paar Jahren meine
Anteile an der Ostindischen Handelskompanie verkauft habe. Ein ungehobelter
Kerl. Egal, an welchen Geschäften er beteiligt ist — man kann davon ausgehen,
dass sie unehrenhaft sind.« Charles Grant war in den vergangenen Jahren einer
der führenden Köpfe im India House geworden. Das war bedauerlich, denn Grant
vertrat den Standpunkt, dass die enormen Schulden der Gesellschaft nur zu
tilgen waren, indem man sich neue Gebiete einverleibte. Und man musste wohl
nicht hinzufügen, dass Grant dazu jedes Mittel recht war.
»Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte
Breksby fröhlich und stand auf. »Lady Dewland, ich freue mich unbändig auf den
morgigen Abend.« Er verneigte sich und küsste ihr schwungvoll die Hand. Dann
machte er eine Verbeugung vor Quill und verließ den Raum.
Gabby wagte es nicht, ihrem Mann ins
Gesicht zu blicken.
»Diese Ereignisse müssen dich sehr
aufgebracht haben«, sagte Quill. »Es tut mir sehr Leid, dass Kasi Rao gefunden
wurde, Gabby.« Er musterte seine Frau mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln.
»Ja, es nimmt mich sehr mit«, sagte
sie und verstummte.
»Ich werde morgen Erkundigungen
einziehen, wie es Kasi Rao geht. Ich habe immer noch Freunde in der
Ostindienkompanie, an die ich mich wenden kann.«
Gabby nickte stumm.
Quill stand an der Tür, aber es
gelang ihm nicht, sich von ihr loszureißen. Seine Augen glitten immer wieder
über ihren Körper. Unfreiwillig malte er sich aus, wie er die Ärmel ihres Kleides
herunterzog und mit seiner Hand — gewaltsam riss er seinen Blick von ihr los.
Er würde niemals eine Frau gegen ihren Willen nehmen. Und bei Gabby wäre es
gegen ihren Willen.
Er hatte während der einsamen Nächte
seines Zölibats gründlich darüber nachgedacht. Gabby war in ihrer Naivität
nicht bereit, eine sexuelle Beziehung zu ihm zu haben; er würde vermutlich
eine volle Woche benötigen, um sie von ihrer Abneigung gegen befleckte Laken
und nackte Haut zu kurieren. Doch sie würden keine ganze Woche zur Verfügung
haben. Sie konnten allenfalls eine Nacht miteinander verleben, bevor ihn seine
Migräne wieder außer Gefecht setzte. So sehr er sich auch den Kopf zerbrach,
ihm wollte einfach nicht einfallen, wie er ihren Widerwillen überwinden
konnte.
Also stand er in der Tür zur
Bibliothek und verfluchte die quälende Lust, die ihn an diese Frau gebunden
hatte. Er verfluchte das brennende Verlangen in seinen Lenden, seine Frau ins
Bett zu nehmen, mit ihr zu schlafen, sie zu lieben und niemals wieder gehen zu
lassen.
Das Abendessen zog sich qualvoll mit
höflicher Konversation dahin. Sie trug das Kleid, das den Skandal verursacht
hatte, aber Quill schien es nicht zu erkennen. Sie hatte sich noch nie in ihrem
Leben so unattraktiv gefühlt. Als Quill sie um den Salzstreuer bat, wies sie
den Lakaien an, ihn ihrem Mann zu reichen. Sie fürchtete, dass der Höhepunkt
ihres kleinen Auftritts zu früh eintreten und statt ihren Gatten die
Dienerschaft unterhalten könnte.
Punkt neun Uhr aß Quill den letzten
Rest seines Zitronentörtchens. »Ich fürchte, ich muss mich nun in mein
Arbeitszimmer zurückziehen, Liebes«, sagte er mit der einstudierten Höflichkeit,
die zwischen ihnen als eheliche Intimität durchging.
Sie schluckte. »Vielleicht darf ich
dich später am Abend besuchen?«
Er blickte sie überrascht an.
»Natürlich«, stimmte er nach einer winzigen Pause zu. »Es ist mir jederzeit
eine Freude, dich zu sehen.« Er küsste ihr flüchtig die Hand und verschwand.
Gabby ging ohne genaueres Ziel nach
oben. Sobald sie in ihrem Zimmer angekommen war, trat sie vor die Frisierkommode.
Ihr Haar war immer noch zu einem ordentlichen Kranz geflochten. Plötzlich hatte
sie eine Idee und begann die Haarnadeln aus ihren Flechten zu ziehen. Quill
mochte ihr Haar. Vielleicht würde es ihr bei der Verführung helfen, wenn sie es
offen trug.
Denn sie fühlte sich ganz und gar
nicht verführerisch. Egal, was Sophie gesagt hatte — sie fühlte sich
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