03 - Feuer der Liebe
sehr
traurig.
»Ist er zurzeit in London? Weiß er,
dass ich angekommen bin?«
Eine delikate Frage, dachte Quill
bei sich. Ohne Zweifel hatte der Lakai, den er auf ihn angesetzt hatte, Peter
längst aufgestöbert und von der Ankunft der Plassey in Kenntnis
gesetzt. Aber angesichts dieser Neuigkeit würde Peter bestimmt die ganze Nacht
ausbleiben.
»Nein«, antwortete er brüsk. »Wenn
er von Ihrer Ankunft erfahren hätte, hätte er Sie persönlich an der
Anlegestelle der Plas-sey abgeholt. Als die Nachricht eintraf, war ich
allein im Haus. Ich hätte Ihnen wohl längst versichern müssen, dass meine Eltern
sehr traurig sein werden, Ihre Ankunft verpasst zu haben. Sie halten sich im
Moment in Bath auf.«
Sofort strahlte Gabby wieder. »Nun,
ich hätte mir natürlich denken können, dass Peter von meiner Ankunft nichts
wusste. Könnte vielleicht ein Lakai ihm eine Nachricht überbringen?« Plötzlich
wirkte sie entzückend verwirrt. »Wenn es nicht zu anmaßend ist?«
»Ganz unmöglich«, fuhr Quill sie an.
»Ich weiß nicht, wo er sich aufhält.« Irgendetwas an dieser Unterhaltung machte
ihn reizbar wie eine nasse Katze. Das Mädchen klang ganz und gar nicht so, als
würde es über einen Mann reden, dem es noch nie begegnet war. Und es benahm
sich auch so, als sei dies keine arrangierte Ehe zwischen Fremden.
Codswallop öffnete erneut die Tür.
»Mr Lucien Boch.« Ein eleganter Herr in Schwarz schlenderte in den Raum.
Quill spürte eine Welle der
Erleichterung. Verdammt, sie hatte Recht. Es war sehr anstrengend, sich mit
zukünftigen Familienmitgliedern zu unterhalten. Mit Lucien wurde es bestimmt
einfacher. Lucien war nämlich ein charmanter Teufel.
»Lucien, darf ich dir meine
zukünftige Schwägerin vorstellen? Miss Gabriele Jerningham, die Tochter von
Lord Richard Jerningham. Und das hier ist Miss Phoebe Pensington, die uns für
kurze Zeit besucht.«
Lucien ging zu den beiden hinüber
und wollte gerade zu einer eleganten Verbeugung ansetzen, als Miss Jerningham
plötzlich vom Sofa hochsprang und sich vor ihn stellte. Lucien stolperte nach
hinten und fand mühsam sein Gleichgewicht wieder. Wenn er sich nun verbeugte,
würde er mit dem Kopf gegen ihren Arm stoßen. Er machte einen weiteren Schritt
nach hinten und vollführte eine jämmerlich unelegante Verbeugung.
Gabby machte einen Knicks.
»Miss Jerningham, wie reizend, Sie
kennen zu lernen. Und Sie natürlich auch, Miss Phoebe.« Lucien wandte sich an
das kleine Mädchen, das sich ebenfalls erhoben hatte.
Statt einer Erwiderung neigte sie
den Kopf und machte einen perfekten Knicks.
»Du meine Güte!«, sagte Lucien und
vollführte vor ihr eine höfische Verbeugung. »Selten trifft man eine junge Dame
von solcher Kultiviertheit.«
Phoebe lächelte ihn kokett an, aber
irgendetwas stimmte nicht. Lucien konnte sehen, dass das kleine Mädchen
erschöpft und den Tränen nah war. Wirklich eine seltsame Situation! Gabrielle,
dieses unvorteilhaft gekleidete Mädchen, sollte die Frau des makellosen Peter
werden? Wo war Peter überhaupt? Und was hatte die kleine Phoebe mit all dem zu
tun?
Er nahm Platz, und es entstand ein
peinliches Schweigen, bis Gabby begriff, dass Quill sich offensichtlich nicht
verpflichtet fühlte, als Gastgeber die Unterhaltung zu eröffnen. »Sind Sie
Franzose, Mr Boch?«, fragte sie daher und lächelte den Gast an.
Lucien nickte. »Ich habe die meiste
Zeit meines Lebens in Frankreich gelebt, bin aber mittlerweile zwölf oder
dreizehn Jahre in diesem Land.«
»Ich frage mich, ob Sie womöglich
meine Mutter kannten, noch von der Zeit, als Sie in Frankreich lebten. Ihr
Mädchenname lautete du Lac, Marie du Lac.«
»Ich fürchte, nein«, erwiderte
Lucien. »Meine Frau und ich führten ein sehr zurückgezogenes Leben. Wir fuhren
nur selten nach Paris. Stand Ihre Mutter mit dem Hof in Verbindung?«
Gabby errötete. »Ich fürchte, das
weiß ich nicht. Mein Vater weigert sich, über sie zu sprechen.«
Lucien nickte mitfühlend. »Das ist
manchmal so, wenn man eine geliebte Person verloren hat.«
In diesem Moment betrat Codswallop
geschäftig den Salon, gefolgt von drei Lakaien, die eine riesige silberne
Teekanne und
diverse Leckerbissen trugen. Der Tee
wurde an einem kleinen Tisch am anderen Ende des Raums aufgebaut, und erst, als
Gabby sich auf einen Stuhl setzte, den Codswallop für sie herbeigezogen hatte,
bemerkte sie, dass die Teekanne direkt vor ihr stand.
»Soll ich ...?«, fragte sie und
blickte Quill an.
»Ja,
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