03 - Feuer der Liebe
bin Mr Peter Dewl...«
Gabby eilte zu ihm hinüber, wobei
sie beinah über den herunterhängenden Saum ihres Kleides gestolpert wäre. Sie
nahm Peters linke Hand, da er mit der rechten seinen Hut hielt. »Bitte, nennen
Sie mich doch Gabby. Da ich — da wir ...«
Peter hüstelte verlegen. Er entzog
ihr sanft seine Hand und widerstand dem Impuls, seinen Handschuh nach
Teeflecken abzusuchen. Schließlich war es nicht Miss Jerninghams Schuld, dass
der furchtbare Butler die Teekanne über ihr ausgegossen hatte. Es musste ihr
außerordentlich peinlich sein, in diesem Zustand herumzustehen.
»Ich vermute, Miss Jerningham würde
sich gern auf ihr Zimmer zurückziehen«, sagte er und richtete den Blick auf
Quill. Dabei vermied er ganz bewusst, Gabby in die Augen zu sehen. »Zumal der
Butler ihr Ensemble zerstört hat.« Es war eine maßlose Übertreibung, das
schreckliche Kleid, das sie trug, als Ensemble zu bezeichnen.
Er trat zur Seite, damit Codswallop
den Raum verlassen konnte.
»Ich weiß nicht, was in dich
gefahren ist, Quill«, fuhr Peter fort und nun machte sich seine Gereiztheit
angesichts der absurden Situation in seinem Ton bemerkbar. »Du hättest heute
Morgen bei Hofe erscheinen müssen. Alle waren dort, um den Geburtstag zu
feiern. Glaub mir, Prinny mag sich nicht besonders gut mit seinem Bruder
verstehen, aber es fällt ihm durchaus auf, wenn Prince Edward gekränkt ist.
Nun, da du wieder laufen kannst, hast du keine Entschuldigung mehr für
schlechte Manieren!«
»Ich habe es vergessen«,
sagte Quill gedehnt und trat einen Schritt nach vorn, so dass er direkt hinter
Gabby stand.
»Du hast es vergessen?« Die
Gereiztheit, die sich in seinem Inneren aufgestaut hatte, fand nun unüberhörbar
ein Ventil; sein Tonfall war ein wenig schrill. »Kein Gentleman darf jemals vergessen,
einem unserer Prinzen die Ehre zu erweisen. Und kein Gentleman würde eine Dame
zwingen, sich in einem solchen Zustand
in der Öffentlichkeit zu zeigen.« Seine Augen glitten erneut über das ruinierte
Kleid seiner zukünftigen Frau.
»Ich weiß nicht, was Codswallop sich
dabei gedacht hat«, fuhr Peter fort und blickte Gabby endlich in die Augen.
»Normalerweise ist er kein so ungeschickter Narr.« Sein Ton wurde wärmer, als
er an die Qualen dachte, die Gabby erlitten haben musste. In der Tat sah sie
ganz blass und verkniffen aus. »Einer von Mutters Stühlen ist völlig ruiniert.
Obwohl das Ableben des Stuhls natürlich nichts ist im Vergleich zu dem Affront
gegen Miss Jerningham.«
Quill wandte sich an Gabby, aber sie
wich seinem Blick aus. Sie konnte unmöglich zugeben, dass sie die ungeschickte
Närrin war, nicht vor ihrem eleganten Verlobten! Auch wenn Quills
schreckliches Grinsen verriet, dass ihr Schweigen dem Benehmen einer
Fünfjährigen glich.
Peter betätigte den Klingelzug. »Ich
werde Ihre Zofe rufen lassen, damit man Sie in Ihr Zimmer begleitet. Wenn Sie
sich unwohl fühlen und nicht mit uns zu Abend essen möchten, so seien Sie sich
meines Mitgefühls gewiss. Wäre mir bei meinem ersten Besuch in England ein so
schrecklicher Unfall passiert nein, es spielt eigentlich keine Rolle, wann —,
dann bräuchte ich mindestens einen Tag, um wieder zu mir zu kommen.«
Er vollführte erneut eine elegante
Verbeugung vor Gabby und sie machte einen Knicks. Sie vermochte auf keine von
Peters Bemerkungen etwas zu erwidern. Das konnte unmöglich Peter sein. Aber es
war Peter. Nachdem sie ihren ersten Schock überwunden hatte, erkannte sie, dass
seine Gesichtszüge dem auf ihrem Bild ähnelten. Aber ein so eleganter,
schriller ... Laffe! Er war sogar parfümiert. Sie hatte es gerochen, als sie
seine Hand ergriff.
Gabby schluckte. Sie war den Tränen
nah. In ihrem ganzen Leben war sie sich noch nie so bäurisch und ungelenk vorgekommen,
und es hatte in ihrem Leben viele solche Momente gegeben.
Dann nahm jemand ihre Hand. Gabby
schluckte und blickte auf. Plötzlich sah sie den Peter vor sich, den sie von
ihrer Miniatur kannte. Er lächelte freundlich auf sie herab.
»Es tut mir sehr Leid, dass Ihre
Ankunft in unserem Haus durch Codswallops unseligen Unfall verdorben wurde,
Miss Jerningham.«
Gabby lächelte den jungen Mann
schüchtern an. »Würden Sie mich bitte Gabby nennen? Da wir doch heiraten
werden.« Sie musste es laut aussprechen, denn Peter betrachtete sie offensichtlich
nur als eine Besucherin.
Er wirkte plötzlich wie erstarrt,
doch er nickte.
Zum ersten Mal zog Gabby die
Möglichkeit in Betracht, dass Peter
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