03 - Feuer der Liebe
keinen Umständen.«
»Aber das hier ist etwas anderes«,
sagte Gabby unglücklich. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Sudhakar ist kein
Betrüger wie die Apotheker, die ich aufgesucht habe. In seiner Medizin ist kein
Hanf enthalten.«
»Wenn man bedenkt, dass Mr Moore
damit prahlt, indischen Hanf zu verwenden, kann es sehr wohl sein, dass auch
Sudhakars Gebräu diese Zutat enthält.«
Gabby wand sich unter seinen Händen,
die auf ihren Schultern lagen, doch dann zwang sie sich, still zu sitzen.
»Es geht mir vor allem darum, dass
du mir versprochen hast, keine weiteren Arzneien zu kaufen.«
Ihr Herz pochte heftig. »Ich habe
Sudhakar lange vor diesem Versprechen geschrieben.«
Sein Ton war kalt und unnachgiebig.
»Du sagtest — und ich zitiere: >Ich verspreche dir, keine weiteren
Heilmittel zu kaufen.<«
»Ich muss diese Medizin nicht kaufen«, murmelte sie. Ihr Gesicht brannte vor Scham.
»Darum geht es doch nicht.« Quill
wandte sich abrupt ab und ging zum Fenster hinüber. Dort angekommen, drehte er
sich zu ihr um. »Wirklich scheußlich von dir, dass du mich angelogen hast.«
»Ich habe dich nicht ...«
»Du hast mit voller Absicht gelogen.
Das ist etwas anderes als die Lügen, die du mir über Kasi Rao erzählt hast.«
»Ich habe dir keine Lügen über Kasi
erzählt!«
»Auslassungslügen. Gestern, als Lord
Breksby verkündete, dass die Ostindienkompanie Kasi Rao gefunden hat, hast du
mir nichts über Jawsant Rao Holkar und deine Königsmacherei erzählt.« Seine
Stimme hatte einen bitteren Unterton. Er straffte die Schultern und blickte in
den Garten hinaus. »Du hast vermutlich angenommen, ich würde Breksby
kontaktieren.«
Gabby holte zitternd Luft. »Das
stimmt nicht! Ich habe dich nicht angelogen ...«
»Hör auf!« Es klang wie ein
Peitschenknall. »Erzähl mir bitte in Zukunft keine Lügen mehr. Kannst du nicht
einmal in deinem Leben zugeben, dass du dich geirrt hast? Du hast dein Versprechen
gebrochen.« Er drehte sich um und sah sie an.
Gabby konnte hören, wie ihr das Blut
durch die Adern rauschte. Heiße Tränen brannten ihr in den Augen. »Aber ich
wollte nicht ...«
»Diese Entschuldigung wurde schon zu
oft gebraucht. Ein guter Grund ist keine Entschuldigung für Lügen. Seit du
dieses Haus betreten hast, hast du mit Unwahrheiten um dich geworfen, als sei
es nichts. Ich sage ja nicht« — und seine Stimme wurde weicher —, »dass du aus
gemeinen oder niederträchtigen Gründen gelogen hast.«
Sie schluckte ein Schluchzen
hinunter. »Das habe ich auch nicht!«, rief sie.
»Ich weiß.«
»Das einzige Mal, als ich dich
belogen habe, war es nur zu deinem Besten. Ich habe dir nicht von Sudhakar
erzählt, weil ich wusste, dass du ihm nicht erlaubt hättest, nach England zu
kommen. Außerdem nahm ich an, dass er bereits auf dem Weg war, und was spielte
es dann noch für eine Rolle? Er ist womöglich in der Lage, deine Migräne zu
heilen, siehst du das nicht? In seinem Brief steht, dass es eine Medizin gibt,
die Heilung ...«
»Ich sehe nur, dass ich den Worten
meiner Frau nicht trauen kann.»Seine Worte trafen sie tief. »Ich kann dir nicht
mehr vertrauen und muss ständig überlegen, ob du mir gerade die Wahrheit
erzählst oder mich zu meinem Besten versuchst zu täuschen«, sagte Quill
schonungslos.
Tränen rollten ihr über die Wangen,
aber sie weigerte sich, laut loszuschluchzen. »Ich — ich ...« Was konnte sie
dazu sagen? Sie hatte ihn tatsächlich angelogen, auch wenn es nur eine Auslassungslüge
war, wie er es genannt hatte.
»Ich wollte dir ja von Jawsant
Holkar erzählen«, sagte sie und bemühte sich angestrengt darum, dass ihr die
Stimme gehorchte. »Aber es ging nur um ein paar Briefe und ich hatte ... ich
hatte Spaß daran, die Dinge allein zu arrangieren. Ich wollte dich
überraschen. Ich hielt es nicht für eine Lüge.«
»Das ist es ja, Gabby. Du hältst das
Lügen nicht für etwas, das man unbedingt vermeiden sollte, nicht wahr?«
Sie blinzelte die Tränen fort. »Ich
erzähle nie schlimme Lügen.« Zu ihrer großen Verlegenheit klangen die Worte
wie kleine Kiekser. »Ich habe es mir nur angewöhnt, weil mein Vater ...«
Sie schluckte heftig, um ein bitterliches Schluchzen zu unterdrücken.
»Dein Vater verdiente es ohne
Zweifel, getäuscht zu werden.« Er trat vor sie und zog sie sanft auf die Füße.
»Aber ich verdiene es nicht, Gabby. Ich bin kein Tyrann. Ich hätte der
Regierung niemals deine Pläne verraten. Ich sehe ein, dass dein Vater dich
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