03 - Feuer der Liebe
erhellten sich, denn
damit hatten sie die Begrüßungsfloskeln zu Ende gebracht. »Jetzt erzähl mir
eine Geschichte, Gabby. Bitte, bitte.«
Gabby blickte entschuldigend zu Mrs
Malabright und Quill hinüber. »Würde es Sie sehr stören, wenn ich Kasi eine
Geschichte erzähle?«
Mrs Malabright strahlte. »Er hat mir
von Ihren Geschichten erzählt, Miss. Er liebt sie wirklich abgöttisch.«
Gabby und Kasi kuschelten sich
zusammen auf die Couch, und Quill hörte zu, wie Gabby ihre Geschichte begann.
»Es war einmal ein sehr kleiner Mäuserich. Sein Name war Joosi, und er lebte
zur Zeit der großen Kaiser in China, vor sooo langer Zeit, dass weder du noch
dein Großvater noch dein Urururgroßvater ein Stück Käse mit ihm geteilt haben
können.«
Es zuckte um Quills Mundwinkel und
zum ersten Mal an diesem Tag entspannte er sich. Aber Mrs Malabright ließ es
nicht zu, dass ihr Besucher einer Kindergeschichte lauschte.
»Kasi liebt gekochte Pflaumen heiß
und innig«, sagte sie wichtigtuerisch. »Ich bereite sie ihm jeden Tag zu.
Außerdem mag er die Äpfel aus meinem Garten.«
»Haben Sie ihm London gezeigt?«,
fragte Quill beiläufig. Um ehrlich zu sein versuchte er, die Geschichte von
Joosi nicht zu versäumen, der sich auf gefährliches Territorium wagte, als er
das Bein vom Thron des großen Kaisers hinaufkletterte.
»Meine Güte, nein«, wehrte Mrs
Malabright ab. »Kasi mag es nicht, von Fremden umgeben zu sein. Ich muss ihn
sogar zwingen, einmal am Tag in den Garten zu gehen, obwohl er von hohen
Mauern umgeben ist. Kasi ist äußerst nervös.«
»Vielleicht würde er sich gern ein
Kindertheater ansehen?«
»Nein, das würde er nicht, da bin
ich ganz sicher.« Mrs Malabright sah aus wie ein großer Bär, der sein mageres
Junges beschützt. »Kasi ist glücklich hier im Haus, und es besteht keine
Veranlassung, ihn zu erschrecken und nach draußen zu bringen. Das Leben dort
draußen ist nichts für ihn.«
Joosi, der Mäuserich, stellte in der
Zwischenzeit unglaublich wagemutige Dinge an. Er schwang sich zum Beispiel an
den Federn entlang, die den besten Hut des Kaisers zierten.
»Lernt er das Schreiben?«
»Seine Buchstaben werden immer
besser«, berichtete Mrs Malabright. »Nur das J ist noch verkehrt herum.« Sie
ging hinaus, um eine von Kasis Schreibübungen zu holen. Als sie zurückkam, fand
die Geschichte von Joosi gerade ein triumphales Ende.
»Und von diesem Tag an«, schloss
Gabby, »war Joosi, der Mäuserich, der beste Freund des Kaisers. Der Kaiser
ließ ein Bett für Joosi anfertigen, aus Eisen geschmiedet und mit Perlen
verziert. Tagsüber saß er auf der Schulter des Kaisers, stets bereit ihn zu
beeinflussen, wenn irgendein dummer Berater vorschlug, China solle einen Krieg
beginnen. Und da Joosi wusste, dass Kriege eine schreckliche Sache sind, war
die Regentschaft des Kaisers lange die glücklichste und friedlichste von
allen.«
Kasi seufzte glücklich. »Ich
wünschte, Joosi wäre mein bester Freund.« Er blickte sich im Zimmer um. »Gabby,
weißt du, wo meine Freundin ist? Sie lebt nicht in diesem Haus.«
Gabby schaute ihn einen Moment lang
ratlos an. »Meinst du Phoebe?«
Kasi nickte. »Phoebe.« Wie er den
Namen aussprach, klang darin unendliche Befriedigung mit.
»Phoebe hat auch schon nach dir
gefragt«, sagte Gabby. »Wenn Mrs Malabright nichts dagegen hat, bringe ich sie
in ein paar Tagen zu einem Besuch mit.«
»Könnte Phoebe dann Joosi, den
Mäuserich, mitbringen?«, fragte Kasi.
Gabby war offensichtlich an Kasis
Gedankensprünge gewöhnt. »Vielleicht erlaubt dir Mrs Malabright, eine Maus als
Haustier zu halten«, schlug sie ihm vor.
Genau in diesem Moment kam Mrs
Malabright mit Kasis Schreibübungen zurück. Sie blieben noch eine halbe Stunde
und aßen etwas von Mrs Malabrights bestem Lebkuchen, bevor sie sich schließlich
auf den Weg machten.
Quill hatte eine Weile darüber
nachgedacht, warum Lady Sylvia sie nicht zu Mrs Malabrights Haus begleitet
hatte. Falls Lady Sylvia plante, dass Quill sich zu weiteren Küssen hinreißen
ließ, so würde er diesem Plan ganz bestimmt nicht zuarbeiten. Gabby war Peters
Verlobte und das würde sie auch bleiben.
Und Gabby schien überhaupt nicht den
Wunsch zu hegen ihn zu küssen. Den ganzen Heimweg über schwatzte sie von Kasi
und Mrs Malabright und hatte offensichtlich keine Ahnung, dass Quill nur daran
denken konnte, wie weich sie sich in seinen Armen anfühlte und wie sie sich
zitternd an ihn schmiegte, wie ihre Lippen sich mit
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